Hetzjagd
Jun 221992
 

Steckbriefmäßig

Neonazis blasen zur Jagd auf Antifaschisten

(hk) Im Stil an die Hetzkampagnen der Springer-Blätter gegen die APO und an nationalsozialistische Kampfblätter erinnernd, verfaßte der Deutsche Kameradschaftsbund (Veranstalter des neofaschistischen Aufzuges am 23.5.) ein Flugblatt gegen den DGB-Kreisvorsitzenden Manfred Klöpper

Unter der dicklettrigen Überschrift: „ACHTUNG! Linker Radikaler! Hat Kontakt zu Gewalttätern und mutmaßlich zu Personen des terroristischen Umfeldes!“ veröffentlicht der Kameradschaftsbund dann Foto, Adresse und Telefonnummer von M. Klöpper.
Dem folgt eine hanebüchene Konstruktion zur Belegung der in der Überschrift gemachten Behauptungen. Das Flugblatt endet mit der Aufforderung: „Achten Sie deshalb auf die Aktivitäten dieses Mannes! Achten Sie auf eventuell in Ihrer Stadt auftretende Chaoten und Polit-Kriminelle! Auch Sie als unbeteiligte Bürgerinnen und Bürger können von solchen gewaltsamen Ausschreitungen betroffen werden!“
Unseren LeserInnen wird zum größten Teil bekannt sein, daß Manfred Klöpper stets bemüht ist, möglichst alle gesellschaftlichen Kreise umfassende Aktionsbündnisse gegen die Provokationen der Neofaschisten mit auf die Beine zu stellen, daß er aber auch kompromißlos an der Aktionseinheit festhält. Leute, die den antifaschistischen Kampf für ein Cowboy- und Indianerspiel halten, Gruppen, die versuchen mit irgendwelchen Sperenzchen ihr eigenes Süppchen zu kochen, haben da keine Chance.
Verantwortlich für das Flugblatt zeichnet der erst vor wenigen Tagen wegen seiner kriminellen rechtsradikalen Aktivitäten zu einer 15monatigen Haftstrafe verurteilte Thorsten de Vries. Wer de Vries kennt, weiß auch, daß er selbst niemals in der Lage wäre, ein solches zusammenhängendes Flugblatt zu verfassen. Es muß also jemand anders dahinter stecken!
Zu vermuten ist, daß der „Hauptredner“ der Wilhelmshavener Neonazi-Kundgebung, der Hamburger Rechtsradikale Christian Worch, Verfasser des Flugblattes und Initiator der Aktion ist.
Empörend an dem Flugblatt ist nicht so sehr das rechtsradikale Geseire des Verfassers, auch nicht die Tatsache, daß Manfred Klöpper in dem Blatt namentlich angegriffen wird. Empörend ist die hinter der Veröffentlichung von Foto, Namen, Adresse und Telefonnummer stehende Absicht, Aktionen gegen Klöpper und seine Familie zu initiieren.
Schon ohne solche Flugblattveröffentlichungen müssen sich viele aktive Antifaschisten in Wilhelmshaven ständig von (zumeist besoffenen) Rechtsradikalen per Telefon Mord- und andere Drohungen gefallen lassen.
Mit dem Flugblatt rufen die Neofaschisten unverblümt zu Aktionen gegen Manfred Klöpper und dessen Familie auf. Sie bleiben damit einer Aktionsform treu, die die Faschisten seit ihrem Bestehen am besten verstehen: dem individuellen Terror!

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