Helgoland-Haus
Aug 191991
 

Vorne Wasser, hinten Wasser!

Ist der Bau des Helgoland-Hauses wirklich so problemlos, wie die Stadt glaubt?

(hk) Wie eine Verwaltung doch funktionieren kann, wenn die richtigen Leute etwas wollen: Unbürokratisch und in Windeseile wird der Antrag der ALLBODEN AG, am Südstrand zwischen Kanal und Jadebusen ein Appartment-Haus mit 120 Wohnungen und ebensovielen Schiffsliegeplätzen zu errichten, von der Bauverwaltung bearbeitet.

Zu hoffen ist nur, daß sich bei einer solchen, für die Wilhelmshavener Bauverwaltung doch recht ungewohnten Schnelligkeit, keine Flüchtigkeitsfehler einschleichen. So könnte die Frage, ob es sich bei dem Bau wirklich um ein reines Wohnhaus und bei den Schiffsliegeplätzen nur um „Parkplätze“ handelt, in der nächsten Zeit an Bedeutung gewinnen. Wenn es sich herausstellt, daß es sich beim Helgoland-Haus, wie es die Anlage der Wohnungen vermuten läßt, um verkappte Ferienwohnungen und beim Parkplatz um einen Sportboothafen handelt, dann könnten da Komplikationen auftreten. Denn: Für Sportboothäfen und für Ferienwohnungen (über 100 Wohneinheiten) hat der niedersächsische Innenminister einen Runderlaß herausgegeben, der für solche Projekte eine besondere planerische Behandlung fordert.
Dabei geht es in erster Linie darum, die Auswirkungen solcher Maßnahmen auf die Umwelt und die Umgebung zu beurteilen, um Nachteile für andere möglichst gering zu halten. Und es geht darum, daß für solche Projekte eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden muß.

Nun ist der Jadebusen ja nicht nur einfach „hinten Wasser“, sondern eben auch Bestandteil des Nationalparks Wattenmeer. Was liegt da näher, als die in der Nationalparkverwaltung tätigen Beamten nach ihrer Einschätzung des Projektes zu befragen. Der GEGENWIND befragte den für diese Fragen zuständigen Bauoberrat Zander. Doch der hatte noch nie etwas vom Helgoland-Haus gehört. Unsere Frage, ob sich denn die Stadt nicht an die Nationalparkverwaltung gewandt habe, um sie von dem Vorhaben zu unterrichten, wurde, zumindest von Herrn Zander, verneint.
Herr Sonnemann, Leiter des Bauordnungsamtes, sieht da keine Probleme: Da gibt es einen gültigen Bebauungsplan, alle Bedenken und Anregungen wurden geprüft, also nichts wie grünes Licht für den Bau. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung ist nicht erforderlich, weil, so Herr Sonnemann, das Bauleitverfahren ja abgeschlossen ist.

Keine Gedanken hat man sich im Bauordnungsamt anscheinend darüber gemacht, welche Auswirkungen von dem geplanten Bau auf das Wattenmeer zu erwarten sind: „Die Marina ist doch nicht im Wattenmeer, es gibt vom Helgoland-Haus keine Ausstrahlungen ins Wattenmeer“, so Herr Sonnemann. Auf unseren Einwand, daß die Leute ja mit ihren Booten mit Sicherheit nicht nur im Großen Hafen rumschippern werden, sondern schon hierher kommen, um das Wattenmeer zu nutzen, erwiderte der Leiter des Bauordnungsamtes: „Das weiß ich doch nicht, ob die dann im Hafen segeln oder über die 4.Einfahrt rausfahren. Das hat doch nichts mit dem Verfahren zu tun.“ Das Verfahren ist für die Stadt abgeschlossen, darum war es auch, so Herr Sonnemann, nicht nötig, die Nationalparkverwaltung informieren.
Im Jahre 1988 wurde das von der Stadt Wilhelmshaven in Auftrag gegebene Gutachten „Ökologische Potential- und Belastungsanalyse für den Jadebusen“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Stadtrat Graul bezeichnete das Gutachten damals als „Grundlage für die weiteren Planungen der Stadt“. Heute scheint dieses Gutachten nicht einmal mehr das Papier wert zu sein, auf dem es geschrieben wurde. Da heißt es unter anderem „In den am stärksten schutzwürdigen Bereichen des Nationalparks, den Ruhezonen im Jadebusen und im Hohe-Weg-Watt, ist der Wassersport (…) der entscheidende Störfaktor. (…) Die Störeffekte beziehen sich (…) auf die Brut-, Rast-, Nahrungs- und Mauserfunktionen, wobei die Störungen während der Brut bzw. Mauser am gravierendsten, weil artgefährdend, sind und diese Perioden jahreszeitlich mit der Hochsaison im Fremdenverkehr- und Wassersport zusammenfallen. “

Aber wie sagte Herr. Sonnemann ganz richtig „Die Marina liegt ja nicht im Wattenmeer.“

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