Gen-Food?
Jul 212004
 

Nein, danke!

Greenpeace-Infostand zum Thema Gentechnik am Samstag, den 19. Juni in der Marktstraße

Es war wieder einmal so weit: eine Handvoll Schlechtwetter-erfahrener und trotz diesem hoch motivierter Greenpeacer machte sich auf, um die durch die Marktstraße flanierenden Passanten über die Gefahren der Gentechnik in Futter- und Lebensmitteln aufzuklären.

pillenIn der Tat fanden sich immer wieder vereinzelte Wissbegierige, die trotz stets drohender und häufig auch auftretender Regengüsse stehen blieben, um sich das eine oder andere rund ums Thema Gentechnik erklären zu lassen. Um das kostbare Infomaterial vor heimtückischen Schauern zu schützen, musste man den prall gefüllten Tapeziertisch zwar des öfteren von der offenen Straße unter ein Vordach tragen, aber derlei Widrigkeiten ist man bei Greenpeace nicht anders gewohnt. Ein Infostand bei blauem Himmel und gnädig herablachender Sonne, gibt’s so was überhaupt?
Um die Wilhelmshavener Bevölkerung auch tatsächlich genau informieren und sogar über die allerneuesten Entwicklungen aufklären zu können, hatte sich Annette intensiv fortgebildet und ist somit zu so etwas wie der Gentechnik-Expertin der Gruppe avanciert. Sie wusste u.a. zu berichten, dass seit April 2004 in Deutschland eine Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel und Tierfutter herrscht, die genetisch veränderte Organismen enthalten. Das bedeutet, dass die Verbraucher, wie auch die Landwirte, ab sofort erkennen können, wo Gentechnik „drinsteckt“ und wo nicht. So weit, so gut. Es gibt nur, wie so oft im Leben, einen Haken, und zwar einen nicht ganz unerheblichen: Produkte wie Milch, Käse oder Fleisch von Tieren, die gentechnisch verändertes Tierfutter bekommen haben, müssen weiterhin nicht gekennzeichnet werden! Um es dem Verbraucher trotzdem zu ermöglichen, sich gentechnikfrei zu ernähren, hat Greenpeace einen Einkaufsratgeber herausgebracht, in dem aufgelistet ist, welche Firmen komplett auf genetisch veränderte Organismen verzichten und bei welchen man mit Gentechnik im Tierfutter oder sogar direkt in den Lebensmitteln rechnen muss. Diese Broschüren wurden von den Wilhelmshavener Greenpeacern deshalb auch fleißig verteilt.
Auch über die Gefahren der Gentechnik wussten Annette und ihre Mitstreiter Bescheid. Die Annahme, die der Gentechnik zu Grunde liegt, nämlich, dass ein Gen genau für eine Eigenschaft verantwortlich sei, ist wissenschaftlich schon lange nicht mehr haltbar. Somit kann die gentechnische Veränderung eines Organismus bei diesem auch vollkommen ungewollte Eigenschaften hervorrufen. Gesundheitliche Folgen für den Menschen durch den Verzehr genetisch veränderter Lebensmittel können außerdem nicht ausgeschlossen werden, er könnte z.B. zum Ausbruch von Allergien führen. Das weitaus größere Problem ist aber, dass man Genpflanzen nach der Aussaat schwerlich kontrollieren kann. Eine Kreuzung mit natürlichen Pflanzen durch Pollenflug oder Insekten lässt sich nicht vermeiden, was zur genetischen Verschmutzung eigentlich gentechnikfreier Pflanzen führt.
Diese Hauptgefahr der Gentechnik bereitet auch dem Wangerländer Landwirt Peter Fimmen einige Kopfschmerzen. Kürzlich fand er zufällig beim Durchblättern der Zeitschrift „Ökologie und Landbau“ heraus, dass sich quasi direkt vor seiner Haustür eine 15 Hektar große Versuchsfläche für den Anbau gentechnisch veränderter Kartoffeln befindet. Sollten besagte Kartoffeln nun tatsächlich angepflanzt werden, so fürchtet er, dass Insekten die Pollen auf seinen Feldern verteilen könnten und diese somit gentechnisch verschmutzt würden. Mit Informationsveranstaltungen möchte Fimmen versuchen, den Anbau der Kartoffeln zu verhindern. Auf die Unterstützung anderer Landwirte wird er sicherlich zählen können, denn viele von ihnen sind besorgt.
In der Bevölkerung formiert sich also, zwar noch zögerlich, aber doch unübersehbar, Widerstand. Studien belegen, dass 70 % der Deutschen Gentechnik in Lebensmitteln ablehnen. Schön und gut, doch jetzt schlug die Lebensmittelbranche zurück. Die Firma Müller zog gegen Greenpeace vor Gericht und erwirkte dort eine einstweilige Verfügung. Greenpeace ist es seit dem 23. Juni somit verboten, bestimmte Slogans und Begriffe zu verwenden, die suggerieren, dass Müller-Milch Gentechnik enthalten könnte, obwohl es erwiesen ist und vom Konzern auch nicht bestritten wird, dass Müller-Vertragsbauern ihre Kühe mit gentechnisch verändertem Futter füttern. Dieses Urteil ändert jedoch nichts an dem Willen der Wilhelmshavener Greenpeace-Gruppe, sich auch weiterhin für gentechnikfreie Nahrung einzusetzen, es verstärkt ihn höchstens zusätzlich.
Die Treffen finden jetzt im Jugendkeller des Gemeindehauses der Christus-und Garnisonkirche statt. Die Zeiten sind die alten: Donnerstags um 19.00 Uhr trifft sich die Jugendgruppe und um 19.45 Uhr die Erwachsenen. Interessierte jeden Alters sind natürlich jederzeit willkommen.

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