Gekränkt
Apr. 111995
 

Keine Antwort

erhielt das Antifaschistische Bündnis Wilhelmshaven auf den Offenen Brief an Oberbürgermeister Eberhard Menzel (s. GEGENWIND Nr. 126). Stattdessen schrieb Menzel einen Brief an seine RatskollegInnen, worin er um Solidarität gegenüber den „Anschuldigungen“ des Bündnisses bat. Offensichtlich hatte er den Brief gar nicht richtig durchgelesen oder, trotz aller Bemühungen um klare Formulierungen, nicht verstanden: er verteidigte sich gegen Anschuldigungen, die das Bündnis gar nicht vorgebracht hatte. Keine/r hat ihn der absichtlichen Unterstützung faschistischer Tendenzen bezichtigt; stattdessen wurde deutlich zum Ausdruck gebracht, daß man aufgrund früherer Äußerungen auf seine Unterstützung gegen Rechts vertraut daß er diesen demokratischen Konsens aber nicht im Streit um andere politische Interessen aufs Spiel setzen soll, und eine entsprechende Korrektur von ihm verlangt.
Menzels Bemühen, sein überflüssiges Gekränktsein zum Tagesordnungspunkt der Ratssitzung zu machen, scheiterte. Jedoch fand er in der WZ-Lokalredakteurin Barbara Schwarz eine dankbare Abnehmerin für seine Schwarz-Weiß-Malerei. Tags darauf erschien ein Bericht von ihr, in der sie Menzels falsche Interpretation des Antifa-Schreibens noch weiter verfälschte. Sehr zum Leidwesen ihres Chefredakteurs Westerhoff, der schon den Offenen Brief des Bündnisses nicht abgedruckt hatte, weil er sich solcher angeblich privater Auseinandersetzungen nicht annehmen wollte. Der Forderung des Bündnisses nach einer Gegendarstellung bzw. Richtigstellung kam er trotzdem nicht nach.
Vielleicht trieb ihn ja sein schlechtes Gewissen dazu, daß mit einigen Tagen Verzögerung zumindest ein Leserbrief abgedruckt wurde, der die verzerrten Darstellungen des Stadtoberhauptes und, damit verbunden, die einseitige Berichterstattung der WZ kritisierte.

(iz)

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