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Verkehrsberuhigung durch Naturzerstörung? Beim Thema „Berliner Straße“ scheiden sich die Geister!
Die Belästigung der Bürger durch den Straßenverkehr nimmt immer weiter zu. Als Beispiele seien hier die Situation an der Schaarreihe und an der Göker-/Freiligrathstraße benannt. Die Umweltschützer setzen sich seit vielen Jahren für menschenwürdige Wohn- und Lebensbedingungen in den Städten ein.
Doch diese Auseinandersetzung führt oftmals auch zur direkten Konfrontation zwischen Umweltschutzgruppen und Bürgerinitiativen: Nämlich immer dann, wenn die Verdrängung des Verkehrs aus den Wohnbereichen mit der Zerstörung von gerade in den Städten so raren Naturraumes einhergeht.
So stellt sich auch die Situation in Wilhelmshaven beim Thema „Berliner Straße“ dar.
Der GEGENWIND gibt in dieser Ausgabe der „Pro“-Bürgerinitiative die Möglichkeit zur Darstellung ihrer Sichtweise. In der nächsten Ausgabe werden die Ausbaugegner zu Wort kommen.
(jm) GEGENWIND-Gespräch mit der Sprecherin der Bürgerinitiative „Berliner Straße“ Frau Ursula Wagner.
Gegenwind: Frau Wagner, Sie fordern den Durchbau der Berliner Straße von der Friedenstraße entlang der Heeteniederung und dem Lönsweg bis hin zum Altengrodener Weg. Worauf fußt Ihre Forderung?
Ursula Wagner: Ich möchte eine 50%ige Reduzierung des Kfz-Verkehrs auf der Göker- und Freiligrathstraße erreichen. Und zwar aus folgenden Gründen:
1. Die Lärmbelästigung der Menschen ist sehr hoch.
2. Die Verkehrsgefährdung der älteren und jüngeren Menschen muß verringert werden
3. Ich gehe davon aus, daß dann weniger Verkehrsunfälle passieren. Ich will dazu zwei Beispiele nennen, in denen die Polizei eine Verkehrsentlastung angeraten hat:
– zwischen Mühlenweg und Friedenstraße sind im letzten Jahr 84 Unfälle passiert
– zwischen Neuengrodener Weg und Ackerstraße waren es im gleichen Jahr 46 Unfälle.
4. Die Schadstoffbelastung ist hier sehr hoch. Ich verspreche mir dadurch eine Reduzierung der Kfz-Emissionen.
Gegenwind: Sie sagten anfangs, daß Sie mit einer 50%igen Verkehrsentlastung rechnen. Wie würde sich das auf die von Ihnen genannten vier Punke auswirken?
Ursula Wagner: Wir möchten ja nicht nur, dass die Berliner Straße durchgebaut wird, wir möchten das mit Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in der Göker-/Freiligrathstraße verbinden.
Die kann man durch Aufhebung des Parkverbots und Vergrößerung von Parkbuchten erreichen. Eine Vergrößerung der Baumscheiben und Ausdehnung des Grüns bis an den Straßenrand würde eine optische Sichtbegrenzung der Autofahrer bewirken. Diese Maßnahmen würden eine Geschwindigkeitsreduzierung und eine Lärmverminderung zur Folge haben.
Gegenwind: Ist bei Durchführung solcher Verkehrsberuhigungsnahmen der Durchhau der Berliner Straße überhaupt noch erforderlich?
Ursula Wagner: Sie können den Verkehr, der jetzt noch vierspurig abrollt, nicht in zwei Spuren pressen ohne eine Entlastung zu schaffen! Vor allem in Spitzenzeiten nicht! Es fahren täglich immerhin 21.000 Fahrzeuge hier durch!
Gegenwind: Was halten Sie von einer Ersatzvornahme, indem man die von Ihnen vorgeschlagene Verkehrsberuhigung mit einer besseren Anbindung der Osttangente an den innerstädtischen Verkehr kombiniert? Könnte man dann nicht auf den Durchbau der Berliner Straße verzichten?
Ursula Wagner: Das möchte ich bezweifeln! Es müßte eine bessere Anbindung über die Ebert- und über die Flensburger Straße sowie eine Verlängerung der Kurt-Schumacher-Straße zur Osttangente geschaffen werden. Die Erfahrung zeigt aber, dass die Autofahrer in der Vergangenheit trotz Baustellen in der Freiligrathstraße nicht zu einem Umweg zu bewegen waren.
Gegenwind: Das waren zeitweilige Behinderungen. Noch mal: Hätte eine dauerhafte verbesserte Verkehrsanbindung der Osttangente nicht den gleichen Erfolg für ihre Bemühungen, wie der Durchbau der Berliner Straße?
Ursula Wagner: Das glauben wir nicht! Die Göker-/Freiligrathstraße bietet sich als Nord-/Südachse zu sehr für den Kfz-Verkehr an.
Gegenwind: Nun würden sich jedoch durch den Weiterbau der Berliner Straße die dortigen Anlieger, z.B. die Anwohner mit den Gärten bis zur Straße, die dort ansässigen Vereine, Kleingärtner usw. beeinträchtigt fühlen. Wie rechtfertigen Sie gegenüber diesen Betroffenen Ihre Forderung?
Ursula Wagner: Ich kann dazu nur sagen, daß die Trasse freiliegt und zudem noch Platz für Lärmschutzwälle auf bei den Seiten bietet. In Neuengroden sind die Häuser zweistöckig gebaut, so daß nach Ansicht des Bauamtes ein Lärmschutzwall ausreicht.
Gegenwind: Gut, die Leute sind gegen Lärm angeblich ausreichend geschützt. Doch würden sie Einbußen in ihrer Lebensqualität hinnehmen müssen, denn keiner guckt gerne gegen einen Schutzwall, wenn er zuvor freie Sicht hatte. Außerdem liebt die gesamte Öffentlichkeit den Stadtpark – nicht nur das Parkgelände sondern die Gesamtlandschaft. Auch der Öffentlichkeit wird somit ein Stück Lebensqualität genommen. Oder sehen Sie das nicht so?
Ursula Wagner: Dem kann ich nicht zustimmen! Es sind mehr Bürger, die an der Göker-/Freiligrathstraße wohnen und die den Verkehr jetzt direkt vor ihrer Nase haben. Das ist nicht zu vergleichen mit der Belastung, die an der Berliner Straße anfallen würde, denn der Abstand wäre dort wesentlich größer.
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