Gegenwind-Gespräch: Grüne Jugend
Dez 062000
 

Neuer Schwung?

Grüne Jugend will Jugendliche an die Politik heranführen

(hk) Vor ca. 5 Monaten gründete sich in Wilhelmshaven eine Jugendgruppe bei den Bündnisgrünen: die Grüne Jugend. Zur Gründungsversammlung erschien die Vorsitzende der Landtagsfraktion Rebecca Harms. Wir lassen die Grüne Jugend zu Wort kommen. Der Gegenwind sprach mit Hanna Lach, Axel Domeyer, Paul Tiedemann und Steffi Reincke.

Gegenwind: Warum habt ihr eine Jugendorganisation innerhalb der Grünen gegründet? Verstehen sich die Grünen nicht insgesamt als Partei der Jugend? Kümmern die alten Grünen sich nicht mehr um die Probleme der Jugend?
Grüne Jugend: Doch. Aber Alltagspolitik und –themen sind ja nicht unbedingt Jugendorientiert.jugendorientiert. Und wir wollen in erster Linie diese Jugendthemen ansprechen und diskutieren. Wenn man sich mal den Altersschnitt bei den Grünen betrachtet, hier in Wilhelmshaven ist er schon recht hoch. Es gibt aber bei den Grünen sicherlich mehr jugendliche Mitglieder als bei den anderen Parteien.

Den Grünen laufen ja die Jungwähler davon. 1980 waren noch über 40 Prozent der Jugendlichen Grünwähler. Das hat sich im Laufe der Jahre ja auf weniger als 20% verringert. War das auch ein Grund, die Grüne Jugend zu gründen?
Ja.

igelGibt es die Grüne Jugend nur in Wilhelmshaven?
Nein. Es gibt auch die Grüne Jugend Niedersachsen und es gibt sie auch bundesweit. Man hat da schon eine Organisation speziell für die Jugend. Man hat Kontakte und Ansprechpartner.

Was war in Wilhelmshaven konkreter Anstoß für die Gründung der Grünen Jugend? Kam das von den Alten?
Angefangen hat es mit zwei Leuten, die politisch etwas machen wollten und schließlich bei den Grünen gelandet sind. Die Älteren waren erst ein wenig geschockt und dann aber freudig erregt.

Wie sieht das mit Mitgliedern aus?
Die Mitgliederzahl stagniert noch. Wir waren fünf Gründungsmitglieder. Zwei davon gingen dann studieren, eine kam neu dazu. Jetzt sind wir zu viert.

Wie ist denn die soziale Zusammensetzung der Gruppe? Seid ihr alles Schüler?
Drei von uns gehen zur Schule und eine arbeitet.

Also quer durch die Gesellschaft. In der Presse war anlässlich eurer Gründung zu lesen, dass ihr euch an der lokalen Politik beteiligen wollt. Wie stellt ihr euch das vor?
Wilhelmshaven ist eine alte Stadt. Als meine Freundin aus Göttingen hier zu Besuch war, sagte sie: „Oh, wie viele alte Leute laufen hier denn rum?“ Viele Jugendliche, die die Chance bekommen, woanders hinzugehen, die ergreifen die Chance auch. Wilhelmshaven bietet für junge Leute wenig Anreize, hier zu bleiben, was eigentlich sehr schade ist, denn diese Stadt wird langsam älter und älter. Wir haben hier genauso viel Altersheime wie Hannover – das ist schon bedenklich für so eine kleine Stadt. Wir brauchen hier mehr Ausbildungs- und Freizeitmöglichkeiten. Und da haben sich die Jugendorganisationen der anderen Parteien nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Ich meine, dass wir mit unseren wenigen Mitgliedern in der kurzen Zeit unseres Bestehens schon einiges auf die Beine gestellt haben. Wir haben z.B. für die Weiterexistenz der Wiwa-Beratungsstelle eine Unterschriftenaktion gemacht, die entsprechenden Leute angeschrieben und diese gebeten, ihren Einfluss geltend zu machen. Die Aktion hat ein positives Echo bei den Verantwortlichen hervorgerufen. Vielleicht haben wir da schon etwas bewegen können.

Ich habe in der WZ gelesen, dass ihr euch auch für den JadeWeserPort einsetzt.
Das ist unter Umständen auch die Position der Grünen Jugend. Aber wir haben keine Presseerklärung herausgegeben, dass wir für den JadeWeserPort sind, und es gibt auch keinen entsprechenden Beschluss.

Arbeitet ihr mit dem Jugendparlament zusammen?
Wir hatten noch keine Zeit, an einer Sitzung des Jugendparlaments teilzunehmen, können also auch nicht sagen, ob das gut oder schlecht ist. Man hört allerdings in der Öffentlichkeit relativ wenig von denen. Wir werden es uns aber mal anschauen.

Welchen Stellenwert habt ihr innerhalb der Wilhelmshavener Grünen?
Wir sind voll akzeptiert. Zwei von uns sitzen mittlerweile auch im Vorstand. Wir haben mit den Älteren keine Probleme. Wenn wir z.B. eine Aktion machen wollen und dafür Geld brauchen, dann kriegen wir das auch. Das läuft sehr gut.
Es ist bei den Grünen so, dass zwar eine Grüne Jugend für Jugendthemen notwendig ist, aber die Alten machen es der Jugend überhaupt nicht schwer, in die Partei zu kommen. Auf den Landes- und Bundeskonferenzen sieht man sehr viele junge Delegierte und das Verhältnis ist sehr locker und entspannt. Die Alten sehen uns auch nicht irgendwie als Konkurrenz, sondern positiv in dem Sinne, dass neue Ideen in die Partei kommen. Die geben auch gerne Macht ab und klammern sich nicht an irgendwelche Pöstchen.

Es gibt also überhaupt keine Konflikte? Oder habt ihr beispielsweise zur Ratsarbeit andere Vorstellungen?
Wir sind ja noch nicht so tief in der Politik drin, dass wir da schon überall konkrete Vorstellungen entwickeln konnten. Wenn wir allerdings kontroverse Ansichten haben, bringen wir diese natürlich auch ein und können die, da wir im Vorstand ja stark vertreten sind, sicher auch durchsetzen.igel

Die Grüne Jugend ist also nicht gegründet worden, weil ihr meint, innerhalb der Grünen eine andere Politik durchsetzen zu müssen, sondern weil ihr grüne Politik für die Jugend machen wollt. Wie geht’s weiter?
Wir werden weiter mit der Jugend und für die Jugend arbeiten. Wir werden unserer Öffentlichkeitsarbeit verbessern und intensivieren – z.B. dadurch, dass wir eine Homepage ins Internet stellen.

Ich hoffe, dass wir unseren LeserInnen ein erstes Bild der Grünen Jugend vermitteln konnten, und danke für das Gespräch.


EMail-Adresse: gruene_jugend-whv@gmx.de
Ansprechpartner: Axel Domeyer, Sprecher der Grünen Jugend 04421/83481
Termin: Jeden Montag um 18.00 Uhr im Grünen Büro, Ulmenstr. 26

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