Gegenwind-Gespräch: Detlef Schue
Okt 312001
 

Länger arbeiten = mehr Freizeit?

Neues Arbeitszeitmodell bei der Müllabfuhr

(ub) Die Abfallbeseitigung der privaten Haushalte durch die städtische Abfallentsorgung wurde verändert. Die sogenannten „grauen“ und „braunen“ Tonnen werden jetzt 14tägig am jeweils selben Tag geleert. Für den Bürger wird’s einfacher, denn der Abholrhythmus der Abfallbehälter bleibt gleich, man muss sich aber nicht mehr merken, wann welche Tonne dran ist. Für die Beschäftigten der Abfallbeseitigung wurde dazu ein neues Arbeitszeitmodell erarbeitet. Der Gegenwind wollte näheres wissen und sprach mit dem Personalratsvorsitzenden der städtischen Abfallbeseitigung, Detlef Schue.

Gegenwind: Wie sieht das neue Arbeitszeitmodell bei euch aus?
Schue: Wir haben jetzt bei der Abfallsammlung die Vier-Tage-Woche. Unsere Fahrzeuge sind in der Woche 50 Stunden unterwegs. Die Mitarbeiter arbeiten jetzt an 2 Tagen 10 Stunden und an 2 Tagen 9 Stunden. Pro Halbjahr nehmen die Kollegen an einem Schulungstag teil. So werden die fehlenden 0,5 Stunden pro Woche kompensiert“.

Was sind das für Schulungen?
Es werden verschiedene Seminare angeboten. Zum Beispiel in Bezug auf Erste-Hilfe-Maßnahmen am Unfallort, aber auch Informationsveranstaltungen zum Umweltschutz und zur Arbeitssicherheit.

Wie ist das Arbeitzeitmodell zu Stande gekommen?
Dieses Modell wurde unter Beteiligung der Mitarbeiter und der externen Firma ISA-Consult entwickelt. Diese gewerkschaftsnahe Firma beschäftigt sich mit Arbeitszeitplanung.

Was sagen die Kollegen zu diesem Modell. Ist das so akzeptiert?
Das Modell wird von den Kollegen mit getragen. Es wurde Ihnen ja keinesfalls aufgedrückt, sie haben es mit entwickelt.

Was hat sich sonst geändert?
Es wurden Mitarbeiterteams gebildet. In diesen Teams erfolgt eine Abstimmung über beispielsweise die Abarbeitung der Tagesbezirke. Diese Tagesbezirke entsprechen im Prinzip den Stadtteilen. Die Kollegen sind mehr an der Planung und Ausgestaltung der Arbeit beteiligt.

Und diese neuen Regelungen der Arbeitszeit und das Einbeziehen der Mitarbeiter in die Ablaufplanung gelten für alle Bereiche der Abfallbeseitigung?
So weit sind wir leider noch nicht. Wir wollen die Vier-Tage-Woche auch in der Straßenreinigung einführen. Also bei den Kollegen, die mit den Kehrmaschinen unterwegs sind und die für die manuelle Reinigung beispielsweise der Plätze, auf denen Wochenmärkte stattfinden, zuständig sind. Hier gibt es noch Widerstand in der Verwaltung. Einige Mitarbeiter dort tun sich schwer beim Abbau von Hierarchien. Sie sperren sich bei der Übertragung von mehr Verantwortung auf die Mitarbeiter. Da gibt es auch Ängste um die eigenen Arbeitsplätze.

Wir danken für das Gespräch.

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