Gegen Fremdenhass
Jan 271992
 

Neue Wege

Schülerprojekt gegen den Rechtsradikalismus

(ub) Auf Initiative des Ausländerbeirates und der Stadt jugendpflege hat sich ein Schülerlnnenprojekt gegen den Fremdenhaß in unserer Stadt gebildet.

Nach der Aufführung des Theaterstückes „Peter Steffens – Neonazi“ in der Perspektive saßen die zumeist jugendlichen Zuschauer noch lange zusammen und diskutierten mit den Schauspielern, warum so einer – wie in dem Stück dargestellt – Neonazi wird und was jeder von uns gegen zunehmende Ausländerfeindlichkeit tun kann.
gw110_viele kulturenMathias Röben, Sozialpädagoge und Streetworker bei der Stadtjugendpflege, nutzte diese Gelegenheit, den anwesenden SchülerInnen ein Projekt vorzustellen, das sich zum Ziel gesetzt hat, mit ausländischen und deutschen Jugendlichen den alltäglichen Fremdenhaß in Wilhelmshaven zu dokumentieren, „um, darauf aufbauend, Möglichkeiten des solidarischen Zusammenlebens entwickeln zu können“ (Projektbeschreibung).
Ganz offensichtlich entspricht dieses handlungs- und zielorientierte Projekt den Bedürfnissen vieler Jugendlicher, denn seitdem treffen sich ca. 25 ausländische und deutsche Jugendliche im Freizeitzentrum Krähenbusch und arbeiten auf vier verschiedenen Handlungsebenen in diesem Projekt:

  • Eine Videogruppe geht mit der Kamera auf die Straße und interviewt u.a. Opfer von rechtsgerichteten Gewaltanschlägen und Jugendliche aus dem rechtsextremen Spektrum.
  • Eine Fotogruppe dokumentiert fremdenfeindliche und rassistische Schmierereien im Wilhelmshavener Stadtbild.
  • Im Rahmen einer Theater-AG erarbeitet eine Gruppe von Jugendlichen, unter Anleitung eines Theaterpädagogen vom Jungen Theater, ein „provokantes“ Straßentheaterstück.
  • Die TeilnehmerInnen aller Arbeitsgruppen entwickeln gemeinsam einen Fragebogen für SchülerInnen, der die Ursachen von fremdenfeindlichen und rechtsextremen Tendenzen bei Jugendlichen beleuchten soll.

Die Organisatoren wollen mit ihrem Handlungsansatz die Ohnmacht und Hilflosigkeit durchbrechen, mit der sich gerade Jugendliche, angesichts zunehmender ausländerfeindlicher Aktivitäten und gewalttätiger Ausschreitungen gegen Mitglieder der alternativen Jugendszene und ausländische SchülerInnen, konfrontiert sehen.
Darüber hinaus stellt das Projekt einen Versuch dar, Jugendliche mit rechtem Orientierungsmuster nicht länger als „rechtsextremistisch“ oder „neonazistisch“ aus der Jugendarbeit auszugrenzen. Dieser – lange Zeit in Jugendhäusern praktizierte – „pädagogische Antifaschismus“ wird vielmehr als gescheitert angesehen. Viele der Jugendlichen, die sich selber als Skinheads, Hooligans oder Badboys bezeichnen, wehren sich entschieden dagegen, aufgrund ihrer Äußerungen und Haltungen in der Öffentlichkeit als Neonazis bezeichnet zu werden.
„Wünsche nach vernünftiger Arbeit, Lebenssinn, Orientierung, Abenteuer und Kameradschaft (…) müssen ernst genommen werden, auch wenn sie im rechten Gewand daher kommen“, heißt es in der Projektbeschreibung.

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