Galerie M
Feb 051997
 

Ausstellung

”Aufbruch – Ausbruch – Transformation”

Im Gebäude der ehemaligen Garnisons-Waschanstalt in der Weserstraße befindet sich die Galerie M. 1995 wollte das Künstlerduo Kruda/Wölbern den Dingen auf den Grund gehen. Eine kleine Grabung im Waschraum (jetzt Ausstellungsraum) förderte statt Sand oder Muscheln unterschiedliche Mauerwerksabschnitte zutage.

Um diesen Einblick in die Industriekultur des Jahres 1878 zu erhalten, befürworteten Archäologen die Abdeckung mit einer begehbaren Glasplatte. Durch die nachfolgende Auseinandersetzung verschiedener Künstler mit den Begriffen Zeit und Raum wurde die Idee für eine Ausstellung geboren.Durch die Förderung des Landes Niedersachsen und anderer Sponsoren konnte ein umfangreicher Katalog entstehen. Aus dem Vorwort: ”Eine Kunst”, so Wilhelm II. in der Rede zur Einweihung der Siegesallee 1901, ”die sich über die von mir be- zeichneten Gesetze und Schranken hinwegsetzt, ist keine Kunst mehr, sie ist Fabrikarbeit, ist Gewerbe, und darf nie Kunst werden. Die Kunst, die hiergegen verstößt, verfällt dem Vorwurf der Rinnsteinkunst.” Soweit zur offiziellen Kunstbetrachtung des ausgehenden 19. Jahrhunderts im Kaiserreich, worin die Kunst auf die Werte ”Nationalität, Idealismus und Schönheit” verpflichtet wurde. Avantgardisten fühlten sich provoziert, diese Schranken zu durchbrechen. Mit dem Jahrhundertwechsel verband man die Hoffnung auf einen Aufbruch in eine neue Zeit.. Ein künstlerischer Ausdruck dieser Bestrebungen war der Jugendstil als Vorstufe zur Moderne.Jetzt, zum nächsten Jahrhundertwechsel, setzen sich wiederum Künstler mit ”Aufbruch” und ”Ausbruch” auseinander. Archäologie und Architektur bilden ein zeitliches Band innerhalb der Entstehungsgeschichte des Ortes und der Nutzungsgeschichte des Hauses. Ob Kunst und Architektur unserer Zeit über die gleiche visionäre Kraft verfügen wie zu Beginn dieses Jahrhunderts? Ein Besuch der Ausstellung mit Begleitprogramm könnte aufschlußreich sein. (iz)

Die Ausstellung in der Galerie M ist bis zum 1. März 1997 zu besichtigen (Mi 16-20 Uhr, Fr 17-19 Uhr, Sa + So 15-17 Uhr). Lesung von Johann P. Tammen ”Wetterpapiere” am 19.2 um 20 Uhr; Finissage mit Konzert am 1. 3. von 17-20 Uhr.

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