Gabi Iwersen
Jan 282004
 

Rege Rentnerin

Was macht unsere ehemalige Bundestagsabgeordnete eigentlich jetzt?

(ef/noa) Zwölf Jahre lang saß Gabriele Iwersen (SPD) für unseren Wahlkreis im Bundestag. Seit der letzten Bundestagswahl ist ihr Name nicht mehr oft in der Zeitung zu lesen. Wir haben nachgefragt, was sie jetzt tut.

Iwersen_GabiAls ihre ernsthafteste Arbeit im „Ruhestand“ – „wobei ich auf die Ruhe gar nicht so erpicht bin“ (I.G.) – bezeichnet sie die Tätigkeit als Vorsitzende „Arbeitsplatzinitiative für Frauen“, der sie seit 15 Jahren vorsteht und von der sie sagt, die müsse eigentlich besser „Arbeitsplatzinitiative der Frauen“ heißen. Warum sie das denkt und was es über die API zu berichten gibt, erwies sich als so umfangreich, dass wir einen gesonderten Artikel dazu gemacht haben.

Radio Jade

Im Verein Radio Jade ist Gabriele Iwersen seit einem Jahr im Vorstand. Dessen Hauptaufgabe besteht darin, Geld zu beschaffen, denn die Landesmedienanstalt zahlt zwar den Löwenanteil der Kosten, die dem Sender entstehen, aber nur, wenn Radio Jade seinen Eigenanteil aufbringt. Als Eigenanteil gilt jede Summe, die die LMA nicht tragen muss. Früher waren das auch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, die es nicht mehr gibt; jetzt können Arbeitskräfte von der GAQ als Eigenanteil des Vereins geltend gemacht werden. Außer mit der Beschaffung der Eigenmittel ist der Vorstand für Personalfragen zuständig. Inhaltlich nimmt der Vorstand keinen Einfluss, denn dafür gibt es den Programmbeirat.

Wasserturm

WasserturmAls Projektleiterin des Vereins „Bürger für Wilhelmshaven“ bemüht Iwersen sich, den kleinen Wasserturm an der Gökerstraße 3 (jahrelang verunziert durch weißen Anstrich und ein großes Schild mit der Aufschrift „Schweiß-Technik“) in seinen Urzustand zurückzubringen und damit ein Stück Stadtgeschichte zu retten. Der Turm wurde 1870 gebaut für Wasser, das aus 270 Metern Tiefe geholt wurde. Es ist das älteste vom Fiskus errichtete Bauwerk Wilhelmshavens, geplant vom Architekten Göker, nach dem die Gökerstraße benannt ist. Der Turm war als Erbstück des preußischen Fiskus im Besitz des Bundesvermögensamtes und sollte an Privat verkauft werden. Auf Intervention von Volker Eissing erwarb die Stadt den Turm, und die „Bürger für Wilhelmshaven“ haben es übernommen, ihn zu erhalten und eine Nutzung dafür zu finden. Anträge auf Gelder zur Unterhaltung des Baudenkmals wurden sämtlich abschlägig beschieden, und so hat Iwersen alle Mühe, das Türmchen wieder so herzurichten, wie es mal ausgesehen hat. Der Verein BfW gibt jeweils einen Teil des Erlöses aus der Wilhelmshaven-Lotterie, die er jährlich durchführt, dafür her. Die bisher zusammengekratzten 30000 Euro reichen bei weitem nicht, um alles, was seit 1900 am und um den Turm rumgebaut wurde, zu entfernen und ihn in seinen Urzustand zurückzuversetzen. 2002 veranstaltete Frau Iwersen im Turm eine Weihnachtsfeier, um das Gebäude der Öffentlichkeit zu zeigen. Eine Wiederholung 2003 war nicht möglich, weil die Fenster gerade ausgebaut waren und noch nicht zum Wiedereinbau fertig waren.

Kopperhörner Mühle

Zwei Vereine kümmern sich um ein weiteres historisches Bauwerk: Der Kopperhörner Mühlenverein und Kopperhörner Mühlenbetriebsverein e.V. Es gibt eine enge Zusammenarbeit. Der Vorsitzende des Mühlenbetriebsvereins Hans Wolters hat eine Müllerlehre gemacht und setzt die Mühle regelmäßig in Gang. Der andere Verein mit Iwersen an der Spitze hat das Ziel, Geld für die Instandhaltung der Mühle zu beschaffen und die baulichen Angelegenheiten, für die eigentlich die Stadt zuständig wäre, zu koordinieren. Augenblicklich liegt an, einen Windfang einzubauen, weil es zieht; hier ist Iwersens Kompetenz als Architektin von Nutzen.

Sechzig plus

Den Vorsitz der 60+ der SPD hat Frau Iwersen übernommen, weil sie der SPD dankbar ist, 12 Jahre im Bundestag gewesen zu sein. Hier organisiert sie Veranstaltungen und Treffen mit denen, „mit denen ich politisch aufgewachsen bin.“ Die Treffen haben meist eher geselligen Charakter, aber auch politische Diskussionen und Aktionen gibt es bei den SPD-SeniorInnen.

Jugendtourismus

Das neueste Engagement von Frau Iwersen: Mit sechs anderen Leuten zusammen hat sie den Verein „Jugendtourismus“ gegründet. Dieser Verein strebt an, das Gebäude, in dem früher der Fernmeldebezirk untergebracht war, einer Nutzung als Jugendgästehaus zuzuführen. Es liegt in unmittelbarer Nähe des Piratenamüseums, dessen obere Etage ja schon einige Gästezimmer aufweist, und könnte damit durch einen überdachten Weg verbunden werden. Ob Arend Roland Rath bis zur Realisierung dieser Idee immer noch der Betreiber des Jugendgästehauses sein wird, kann man nicht wissen, aber auch ein anderer Unternehmer könnte ja die wichtige Aufgabe übernehmen, diese Stadt der jungen

Generation zu erschließen.
Bürgerbüros

Was ist aus den Bürgerbüros geworden, die Iwersen eingerichtet hat?
Das in Wilhelmshaven ist geschlossen. Ihre Nachfolgerin als SPD-MdB hat es nicht übernommen, sondern hatte zunächst mal gar kein Domizil und hat jetzt ein Büro in dem der „Konzentration“ (SPD-Eigentum) gehörigen Gebäudekomplex, an dem derzeit noch fleißig gebaut wird. „Ich finde es bedauerlich, dass meine Überlegungen, wie der Kontakt zwischen Bundestagsabgeordneter und Bürgern gestaltet werden kann, von meiner Nachfolgerin nicht geteilt werden“, so Gabriele Iwersen. Zu ihrer Zeit jedenfalls, so sagt sie, konnten die Bürger und Bürgerinnen sich darauf verlassen, ihre Abgeordnete oder deren Mitarbeiter im Bürgerbüro anzutreffen, und sie nutzten es auch: Es kamen die unterschiedlichsten Leute mit den unterschiedlichsten Anliegen und Anregungen zu ihr.
Das Bürgerbüro Jever wird mühsam aufrechterhalten. Im Nebenraum betreibt die API Friesland, die Iwersen mitbegründet hat, ein Bücherantiquariat; drei WAS-Beschäftigte (WAS=Wege aus der Sozialhilfe) haben dort etwas zu tun und lernen dabei, wie man ein Büro betreibt. Nur das Bürgerbüro Wittmund existiert („neu und schick“, wie Iwersen sagt), finanziert von Frau Evers-Meyer und bestückt mit einem Mitarbeiter.

Die Arbeitsplatzinitiative für Frauen
Die selbstgestellte Aufgabe der API ist es, Arbeitsplätze für Frauen zu schaffen. Zu den Maßnahmen, die die API durchführt, werden allerdings oft auch junge Männer vom Arbeitsamt geschickt; in manchen Kursen sind mehr Männer als Frauen. Außerdem sind dort auch männliche Ausbilder beschäftigt.
Neben den Maßnahmen zur beruflichen Eingliederung betreibt die API seit 10 Jahren die Kindertagesstätte „Drachennest“. 30 der insgesamt in Wilhelmshaven vorgehaltenen 40 Krippenplätze bietet das Drachennest, aber genau genommen sind auch die nicht genug.
Der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz besteht nur für Kinder von drei Jahren bis zum Schuleintritt. Das Land, das per Gesetz die Kindergartenplätze garantiert, hat diese Aufgabe kommunalisiert und weist den Kommunen dafür Geld zu. Diese Mittel sind allerdings gedeckelt, und so besteht kaum Hoffnung, Krippenplätze in dem Maß, wie sie nötig wären, anbieten zu können.
Die Finanzierung der Personalstellen erfolgt durch die Stadt und die Elternbeiträge. Anfangs war das Arbeitsamt mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen beteiligt, aber ABM gibt es jetzt nicht mehr. 24 reguläre Arbeitplätze hat die API allein im Drachennest. Im Unterschied zu allen anderen Kindergärten in Wilhelmshaven liegt hier der Schwerpunkt auf den Bereichen, in denen die Nachfrage besonders groß ist: Das Drachennest hat von 6 bis 21 Uhr geöffnet, wobei die Eckzeiten nur bei Bedarf besetzt werden. Das ist schwierig genug, weil eine Erzieherin üblicherweise zwischen 8 und 16 Uhr arbeitet, und nicht jede Bewerberin ist begeistert von solchen Arbeitszeiten.
Länger schon als das Drachennest gibt es die Jugendwerkstatt der API, wo 17- bis 25-Jährige ohne Schulabschluss, die keinen Zugang zum Ausbildungs- und Arbeitsmarkt haben, an halbjährigen (früher einjährigen) Maßnahmen teilnehmen können, die im Auftrag des Arbeitsamts durchgeführt werden. Auch die Jugendwerkstatt bietet AnleiterInnen Arbeitsplätze des 1. Arbeitsmarktes.
Der Stellenplan der API enthält augenblicklich 46 Stellen in allen Bereichen; dazu kommen Praktikanten oder auch Jugendliche, die von der Jugendgerichtshilfe geschickt werden, um gemeinnützige Arbeit zu leisten.
Bei den 46 Stellen (des 1. Arbeitsmarktes, wie Frau Iwersen betont) sind auch ein Jungkoch und drei Küchenmitarbeiterinnen, die bei der neuesten Aufgabe der API tätig sind: Als Partner des Schulamtes versorgen sie die Schülerinnen und Schüler der IGS mit Mittagessen. Als Ganztagsschule muss die IGS eine Mittagsmahlzeit bieten, und die Kinder der Klassen 5 bis 7 müssen am gemeinsamen Essen teilnehmen, für die älteren ist die Teilnahme an der Gemeinschaftsverpflegung freiwillig. Zu Spitzenzeiten hat das API-Team über 500 Essen am Tag bereit gestellt. Die Mahlzeiten (drei zur Auswahl jeden Tag) werden in der IGS-eigenen Küche zubereitet.

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