50. Nummer
Zum 50. Male erscheint diese Zeitung regelmäßig – das bedeutet rund fünf Jahre lang etwa zehn Nummern pro Jahr mit unterschlagenen und alternativen Informationen. Ein Grund zum Jubeln? Wir meinen: Nein. Eher zum Zähne zusammenbeißen
Bundesweit sterben reihenweise die Blätter, die sich vornahmen, undemokratische Praktiken, erstarrte und verfilzte Verhältnisse anzugreifen. Vor nicht allzu langer Zeit gab es in Wilhelmshaven noch eine ganze Handvoll alternativer Blätter – kurioserweise hat ausgerechnet das älteste durchgehalten.
Doch auch uns bläst der Wind schärfer ins Gesicht. Nach dem Motto: „Nicht der ist der Schmutzfink, der den Dreck macht, sondern der, der ihn veröffentlicht“ will man uns ans Leder. Die Mächtigen wollen sich weniger denn je in die Karten sehen lassen. Die großen Parteien machen die Schotten dicht. Die tonangebenden Leute in der Verwaltung bemühen sich nicht um Durchschaubarkeit ihres Handelns, wie es eine Demokratie erfordert. Geheimpolitik ist Trumpf.
In der Stadtverwaltung werden denn auch folgerichtig des Verrats verdächtige Mitarbeiter mit der Androhung von Strafanzeigen eingeschüchtert. Rechtsamtsleiter Wolfgang Frank führt hochnotpeinliche Einzelverhöre durch, um Gegenwind-Informanten zu erwischen. Während die CDU ihre Politik seit eh und je unter Ausschluß der Öffentlichkeit hinter verschlossenen Läden betreibt, stellt sich die SPD offener und damit verletzbarer dem Urteil der Bürger. Das hinderte den Wilhelmshavener SPD-Vorstand nicht, erst kurz vor Weihnachten einen Beschluß zu fassen, der allen unbefugten Gegenwind-Informanten automatisch ein Parteiordnungsverfahren bescheren soll.
Auch die Herstellung der Zeitung ist nicht immer einfach. Oft wird ein eine Nummer auf Biegen und Brechen unter starkem Termindruck zusammengezimmert. An vielem fehlt es: An Geld immer, an Helfern und Verteilern manchmal, gelegentlich sogar an Schreibern.
Genugtuung verschafft der häufige Zuspruch – von unbeteiligten Bürgern aller Schichten, von Politikern und Verwaltungsmenschen. Die Geheimpolitik unserer Politspitzen und die Monopolstellung der WZ sind zweifellos unsere stärksten Verbündeten. Solange in dieser Stadt immer noch Ferkeleien kaltschnäuzig oder ängstlich unter den Teppich gekehrt werden, wollen wir das schlechte Gewissen der Wilhelmshavener Politik sein.
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