Fader Nachgeschmack
Briefwechsel mit Freizeit GmbH löste Verärgerung aus
(ub) Eine befriedigende Zwischenbilanz zogen VertreterInnen des SchülerInnenprojektes „Fremdenhaß in Wilhelmshaven“ in einem Gespräch mit dem Gegenwind. Ein Briefwechsel mit der Freizeit GmbH löste jedoch Verärgerung bei den engagierten SchülerInnen aus.
In Zusammenarbeit mit der Stadtjugendpflege und der tatkräftigen Unterstützung des Sozialpädagogen Matthias Röben ist es einer Gruppe von Wilhelmshavener SchülerInnen gelungen, eine beachtliche Ausstellung zum Thema „Fremdenfeindliche Schmierereien an Wilhelmshavener Wänden“ zustande zu bringen. Darüber hinaus erarbeiteten die MitarbeiterInnen einen Videofilm zum Thema, in dem auch Mitglieder aus der rechten Szene zu Wort kommen.
Beides, Ausstellung und Film, wurde mittlerweile u.a. im Jugendzentrum Point, im Pumpwerk, an berufsbildenden Schulen sowie an der IGS gezeigt. Nicht zuletzt auch wegen der hohen Nachfrage – die Ausstellung wird weiterhin von Schülern angefordert und ist bis Ende 93 ausgebucht – haben sich die SchülerInnen entschlossen, in dem Projekt weiterzumachen. Das nächste Ziel ist die Erstellung eines ca. 45minütigen Kurzspielfilms. Die FilmemacherInnen wollen mit Jugendlichen aus den verschiedensten Subkulturen von Punks bis Skins ins Gespräch kommen und sich so mit dem Thema Ausländer und Ausländerfeindlichkeit filmisch auseinandersetzen.
Verärgerung löste hingegen ein Briefwechsel mit der Freizeit GmbH aus. Bereits im Juli letzten Jahres hatten sich die SchülerInnen an die Freizeit GmbH gewandt, um „mit Wut und Betroffenheit … zur Kenntnis (zu) nehmen, daß die fremdenfeindlichen und rassistischen Schmierereien an der Spundwand/ Fliegerdeich noch nicht entfernt wurden.“
Die MitarbeiterInnen des Projekts hatten telefonisch die Freizeit GmbH mehrmals auf die „haßerfüllten Sprüche“ am Fliegerdeich hingewiesen und die Freizeit GmbH angesichts des bevorstehenden Wochenendes an der Jade aufgefordert, diese zu übertünchen. In einem Antwortschreiben teilte die Freizeit GmbH mit, daß sie dem Projekt der SchülerInnen gegen Fremdenhaß „positiv gegenüber“ stehe und „über das Kulturzentrum Pumpwerk vielfältige Initiativen gegen fremdenfeindliche Tendenzen unterstützt“. Auch seien besagte Schmierereien in der Zwischenzeit beseitigt worden.
Verärgerung jedoch löste der letzte Absatz des vom Assistenz-Geschäftsführer Jürgen Gronewold unterzeichneten Briefes aus. Darin heißt es: „Erstrebenswert wäre es unseres Erachtens, wenn Wut und Betroffenheit dazu führen könnten, nicht nur verbal nach den zuständigen Stellen zu rufen, sondern auch einmal selbst tätig (handwerklich) zu werden. Farbe und Pinsel hätten jederzeit zur Verfügung gestanden.“
VertreterInnen der Initiative griffen daraufhin zunächst wieder zu Tinte und Papier und signalisierten grundsätzliche Bereitschaft, „die Beseitigung der Schmierereien gern als unsere Aufgabe (zu) sehen.“ Gleichzeitig verwiesen sie auf die Tatsache, daß entsprechende Eigeninitiative anderenorts zu Anklagen wegen Sachbeschädigung geführt hätten und erbaten Auskunft darüber, ob diese „Tätigkeit gesetzlich einwandfrei durchzuführen wäre.“
Hier endet der Dialog zwischen SchülerInnenprojekt und Freizeit GmbH. Mag sein, daß die Freizeit GmbH nicht der geeignete Ansprechpartner zur Klärung dieser juristischen Frage war. Eine Antwort hätten die engagierten SchülerInnen allemal verdient. So blieb ein fader Nachgeschmack bei ihnen und bei einigen auch die Vermutung, daß das Angebot der Freizeit GmbH „nur verbal“ und nicht so ernst gemeint war.
Sorry, the comment form is closed at this time.