Frauenliste
Dez 131994
 

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Frauenliste

Frauenliste Wilhelmshaven

Weihnachtswunsch!

Ich wünsche mir die Mitarbeit von ganz vielen engagierten Frauen bei der Vertretung und Durchsetzung ihrer Forderungen! Diesen Wunsch teilen mit mir wohl alle aktiven Frauen in Wilhelmshaven, egal, wo sie sich engagieren. Viele von uns sind schon lange Jahre dabei und hoffen verständlicherweise auch auf Verstärkung durch motivierte „neue Frauen“.

Und diese Verstärkung ist nach meiner Ansicht nötiger den je. Die Männer bestimmen die Politik. Und die wissen so gut wie nichts über das Alltagsleben von Frauen in dieser Stadt. Sie haben nicht die Probleme bei der Kinderbetreuung. Denn noch immer sind es – bis auf wenige Ausnahmen – die Frauen, die ihre Berufstätigkeit mit der Kinderbetreuung unter einen Hut bringen müssen, ihre Berufstätigkeit unterbrechen oder einschränken. „Belohnt“ für diese in allen Sonntagsreden ach so rühmliche Tat werden sie mit Schwierigkeiten beim Wiedereinstieg in den Beruf, schlechteren Aufstiegschancen, Nachteilen bei Bezahlung und Altersversorgung!

Die Erfüllung des Rechtsanspruchs auf einen Kindergartenplatz für alle Kinder ab 3 Jahren – im Begleitgesetz zur Neuregelung des § 218 ab 1996 festgeschrieben – ist in Wilhelmshaven noch nicht einmal am Horizont erkennbar.

Wenn Frau denn eine bezahlte Arbeit hat, muß sie schon auf dem Weg dorthin oder zurück nach Hause die Besorgungen machen, die für Familie und Haushalt nötig sind. Die Beteiligung der Männer an diesen Aufgaben – auch wenn Kinder in der Familie sind – ist immer noch verschwindend gering. Dies belegen auch Untersuchungen des bis zum Herbst 94 von der als „Emanze“ wohl unverdächtigen Angela Merkel geführten Bundesministeriums.

Da Frauen in weit geringerem Ausmaß über ein Auto verfügen als die Männer, sind sie deshalb sehr viel mehr auf gut funktionierende Busverbindungen angewiesen.

Fast ausschließlich Frauen üben sozialversicherungsfreie „geringfügige Beschäftigungen“ aus. Nicht weil sie es wollen, sondern weil ihnen auf dem Arbeitsmarkt keine Alternativen geboten werden. Natürlich sind in unserer Stadt auch sehr viele Männer von Arbeitslosigkeit betroffen. Und mit ihnen ihre Partnerinnen und Kinder. Auch hier müssen die Frauen sehen, wie sie mit dem verringerten Einkommen über die Runden kommen. Und dazu noch permanent „seelische Aufbauhilfe“ leisten, damit die frustrierten Männer nicht in Resignation versinken. Und immer wieder zusehen, daß trotz der knappen Kasse für die Kinder „mal was Besonderes“ drin ist!

Ganz zu schweigen von den vielen Frauen, die auf Sozialhilfe angewiesen sind. Sie haben nicht nur Probleme mit den unzureichenden Finanzen, sondern müssen auch noch permanent in allen Medien – Zeitung, Fernsehen, Rundfunk – zur Kenntnis nehmen, daß sich unser Staat (Immer noch einer der reichsten der Erde!) diese „Wohltaten“ nicht mehr leisten kann! Mißbrauchsbekämpfung soll Probleme lösen, die dadurch entstanden sind, daß die „Ausnahme Sozialhilfe“ in vielen Fällen zur Regel werden mußte. Aktive Wirtschafts- und Strukturpolitik – gerade auch für die Frauen in unserer Region – ist nötig.

Die Interessen von Frauen müssen auch bei der Stadtplanung berücksichtigt werden. Solche Pläne wie Expo und Wasserstadt dürfen nicht an mehr als der Hälfte der Bevölkerung vorbei entwickelt werden!

Gewalt gegen Frauen ist auch in unserer Stadt trotz des Engagements vieler Frauen und Männer dagegen immer noch alltäglich. Weitere Schritte insbesondere im Bereich der Prävention sind erforderlich.

Ach ja, es gibt so viel zu tun! Also, liebe Frauen, engagiert Euch da, wo Ihr Euch mit Euren Interessen aufgehoben fühlt. Auch die Frauenliste würde sich über neue, aktive Mitstreiterinnen sehr freuen. Ihr müßt auch nicht gleich eintreten, sondern könnt Euch erst einmal in Ruhe orientieren. Wir werden übrigens im Mai 1995 ein Wochenendseminar in der ,,Historisch-Ökologischen Bildungsstätte Papenburg“, einem wunderschönen Tagungshaus, durchführen. Vielleicht eine gute Gelegenheit, uns kennenzulernen!

Monika Schwarz


Trotz alledem:

Wir wünschen allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern

Frohe Weihnachten

und ein gutes und erfolgreiches Jahr

1995!


 

V.i.S.dP. und Kontakt: Meike Sudholz, 26386 Wilhelmshaven

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