Flüssiggas
Mai 052009
 

Schwarze Raucher an der NWO?

Der Energiekonzern RWE Energy AG (RWE) beabsichtigt, verflüssigtes Erdgas (LNG) an der Ölumschlagbrücke der NWO anzulanden.

(jm) Von der Umschlagbrücke der NWO soll eine ca. 25 km lange Erdgasleitung mit 80 cm Durchmesser nach Etzel gebaut werden, wo sie an die überregionalen Erdgasfernleitungen angeschlossen werden soll.


Die Gaspipeline soll auf eine Transportkapazität von 600.000 rn3 Erdgas pro Stunde und einen Betriebsdruck von 100 bar ausgelegt werden. Die RWE hat dazu bei der ‚Regierungsvertretung Oldenburg’ des ‚Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung’ die Durchführung eines Raumordnungsverfahrens beantragt. Danach soll die Gasleitungstrasse durch das Wilhelmshavener Stadtgebiet, an Schortens und Sande vorbei Richtung Etzel führen.
Die Regasifizierung des verflüssigten Erdgases erfolgt bereits an Bord der Flüssigerdgastanker (LNG-Tanker) während des Entladevorgangs an einem zugewiesenen NWO-Löschkopf. Dieser Vorgang ist allerdings nicht Gegenstand des laufenden Raumordnungsverfahrens. Dafür müsste ein weiteres Verfahren durchgeführt werden. Ob und wann dies durchgeführt wird, ist nicht bekannt. Es ist nicht einmal bekannt, wer – bzw. ob überhaupt jemand – dafür zuständig ist, denn die Schifffahrt unterliegt nicht dem Bundes-Immissionsschutzgesetz. Möglicherweise klafft hier eine Gesetzeslücke; es sei denn, es gibt dazu rechtsverbindliche internationale Übereinkommen der ‚International Maritime Organisation’ (IMO). Möglicherweise gibt es auch die nicht!
Dabei wird viel Heizenergie für die Regasifizierung des Erdgases benötigt. Die erforderliche Feuerungswärmeleistung dürfte in den dreistelligen Megawattbereich gehen und wäre damit in die Kategorie einer mittelgroßen Großfeuerungsanlage einzuordnen. Solche Anlagen müssen Emissionsgrenzwerte einhalten, die sie häufig nur mit dem Einbau von Abgasreinigungen für Schwefeldioxide, Stickoxide und Stäube erreichen können.
Nichts ist darüber bekannt, welcher Brennstoff für die Regasifizierung eingesetzt werden soll. Wenn dafür Schweröl vorgesehen ist und deren Abgase ungefiltert in die Luft geblasen werden dürfen, dann haben wir permanent ‚Schwarze Raucher’ an der NWO liegen, die womöglich die Emissionen der Kohlekraftwerke in den Schatten stellen. Nicht einmal bei Einsatz von Gasfeuerung dürften solche Luftverpester ohne Abgasfilter und -reinigung völlig harmlos sein:
Durch die relativ geringe Schornsteinhöhe der LNG-Tanker im Vergleich zu den Kraftwerks- und Raffinerieschornsteinen geht der abgeblasene Dreck größtenteils im Umkreis von nicht mehr als drei Kilometern nieder.
Es gibt dem Vernehmen nach zwar Überlegungen, im Rahmen der gesetzlichen Verpflichtung der Suche nach Möglichkeiten der Kraft-/Wärmekopplung für neue Kohlekraftwerke zu suchen. Die Überlegung war, deren erwärmtes Kühlwasser für die Regasifizierung des LNG auf den Tankern zu nutzen. Man gibt sich jedoch skeptisch, weil man u.a. damit rechnet, dass die Tankereigner darauf bestehen, ihre autarken Betriebseinrichtungen dafür einzusetzen. Und wenn man denen nicht verbieten kann, die Abgase aus ihren Feuerungsanlagen in die Luft zu pusten oder einen Kühlwasseraustausch (warm rein, kalt raus) mittels Jadewasser vorzunehmen, dann ziehen wir mal wieder die A….karte.
Hinzu kommt, dass es sich bei den avisierten LNG-Tankern um Großschiffe mit einem enormen Gefahrenpotential handelt. Diese Gefahr besteht schon bei dem allgemeinen Fahrbetrieb auf hoher See. Besonders kritisch ist der Transportweg jedoch in den Einfahrten zu den Häfen. Die besondere Situation im Jade-Fahrwasser: sehr enge Fahrrinne, zukünftig erhöhte Frequenz an Großschiffen mit größtenteils gefährlichen Gütern. Es bestehen Begegnungs- und Überholverbote für Schiffe ab bestimmten Abmessungen und Begegnungs- und Überholverbote von Schiffen mit beladenen Flüssiggastankern in bestimmten Trassenabschnitten.
Zu bedenken ist außerdem, dass der vermutliche Liegeplatz der Flüssiggasgiganten (Löschkopf 3 auf der Landseite der Umschlagbrücke) nur ca. 1.000 m von dem Nordseehotel bzw. ca. 1.500 m von der Wohnbebauung im Heppenser Groden westlich des Neuen Vorhafens entfernt ist.

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