EXPO am Meer

Einblicke in eine verkehrte Welt

Wenig = Viel, Gut = Schlecht, Dick = Dünn, Expo = Erfolg…

Presserklärung des Pressezentrums der Expo am Meer vom 21. Juli

Gedrängel vor den Drehkreuzen in der Jahnhalle, lange Schlangen vor Oceanis, Besucherandrang im Pavillon des Verkehrsministeriums und volle Shuttlebusse – der positive Besuchertrend auf der Expo am Meer hält an. 50 Tage nach dem Start sind die Veranstalter mit der Resonanz auf das maritime Ereignis an der Nordseeküste sehr zufrieden.
Rund 85.000 Besucher schauten sich die Projekte in der Jahnhalle, im Expo-Park und in den anderen Arealen an. Zwischen 1.500 und 1.700 Besucher kamen allein am Montag und Dienstag dieser Woche – ein klarer Beleg für die Attraktivität der Expo am Meer.
Besuchermagnete sind die virtuelle Unterwasserwelt Oceanis, die vielen meereswissenschaftlichen Ausstellungen sowie Nautica. Allein Nautica verzeichnete seit der Eröffnung am 13. Juni knapp 75.000 Besucher. Aber auch die Fischereiausstellung, die Tiefseeforschung und der Pavillon der Azoren im Expo-Park erfreuen sich großer Beliebtheit.
Insgesamt nahmen über 800.000 Menschen das Kultur- und Freizeitprogramm der Expo am Meer an. Besonders das maritime Ambiente, die vielen Sonderschiffe und Schiffsbesuche der Marine zogen die Besucher in ihren Bann.
Viel Lob erhalten die Organisatoren von den Besuchern: „Die Expo am Meer ist einfach spitze“ oder „Echt super – macht weiter so! Besser als die Expo in Hannover!“ Auch das schlechte Wetter mindert die Begeisterung nicht: „Heute ist viel Regen da, aber die Expo am Meer ist trotzdem wunderbar!“, kann man im Gästebuch, das in der Jahnhalle ausliegt, nachlesen.

Kommentar von Michael Diers (Radio Jade), gesendet am 22. Juli:

Gestern Abend flatterte diese Pressemitteilung ins Haus. Und der Unwissende liest begeisterte Meldungen, die dort auf dem Papier stehen. Papier ist geduldig, dass wissen wir, aber muss das denn wirklich sein?
In der Welt der Blinden ist der Einäugige König, sagt ein Sprichwort, aber in dieser Expo am Meer Welt möchte keiner König sein.
Aus Hannover wird derzeit nur Kritik laut. Da ist von Planungsfehlern zu hören, ein Riesendefizit von mindestens 500 Millionen DM steht im Raum, und es wird täglich größer. Nein, in Wilhelmshaven läuft alles riesig. Ihr da in Hannover könnt ja mal auf Wilhelmshaven neidisch sein, denken sich die Wilhelmshavener, und schreiben solche Pressemitteilungen: Gedrängel an den Drehkreuzen, volle Shuttlebusse, Besucherandrang am Pavillon des Verkehrsministeriums. 800 000 Menschen zog das Kulturprogramm an.
Bei solchen Meldungen müssen sich die Wilhelmshavener fehlende Bodenhaftung vorwerfen lassen. Nicht, dass wir alle der „Expo am Meer“ Erfolg wünschen, diese Region hat Positives bitter nötig. Aber immer nur in Wolkenkuckucksheimen zu leben und die Realität verdrängen hilft keinem weiter.
Gerade wir Wilhelmshavener wissen doch, was läuft, und nach wie vor läuft es nicht rund. Hinweisschilder, die mehr verwirren als lenken, Eintrittsregelungen und Preise, die Unmut erzeugen, ein großes Gelände ohne sichtbare Zusammenhänge.
Auch die Expo am Meer erreicht bei weitem nicht die erwarteten Besucherzahlen, und im Gegensatz zu Hannover lässt die Expo am Meer die wirklichen Zahlen verkaufter Tickets nicht aus dem Sack.
Es ist wie so oft in Wilhelmshaven: Alles ist rosarot, und die Brille, die die Verantwortlichen in Wilhelmshaven scheinbar auf Lebenszeit aufhaben, zeigt deutlich das Denken in dieser Stadt auf. Probleme und Fehlplanungen gibt es nicht, alles ist in bester Ordnung und wird hochgejubelt.
Aber wir Norddeutschen sind nun mal so, denn wie sagen wir Friesen immer so gerne: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung. Nur darüber können wir noch schmunzeln, über die durchsichtigen Lobhudeleien der Expo am Meer-Verantwortlichen vergeht einem mehr und mehr das Schmunzeln.

Noch vor drei Wochen war es beinahe unmöglich, sich im Expo-Gelände zu orientieren. Inzwischen wurde die Gegend um die Expo-Areale mit Dutzenden von neuen Schildern versehen – und es klappt. Doch nicht alles ist so gut gelungen. Einigen Hinweis-Damen und –Herren, die in etwas weiterer Entfernung vom Expo-Gelände in luftiger Höhe an Laternenpfählen hängen, wurde einfach ein Aufkleber in der Größe eines „Meinungsbuttons“ an die Brust geheftet. Ein Autofahrer, und nur für die sind diese Männlein und Dämlein installiert worden, muss schon sehr dicht an den Laternenpfahl heranfahren, aussteigen und unter Missachtung des inzwischen einsetzenden Hupkonzerts der hinter ihm fahrenden Autos direkt zur Laterne gehen, um zu erkennen, dass die Figur ihm den Weg zur Expo am Meer zeigt. Um das nebenstehende Bild zu schießen, bedurfte es schon eines anständigen Zoom-Objektivs. (hk)

sind anscheinend oft schwer zu verstehen. Was die Presse aus der obigen Mitteilung der Expo machte:

• N3 „Hallo Niedersachsen“ am 19.7.2000: Hannover klagt über Besuchermangel – Nicht so Wilhelmshaven mit der Expo am Meer: 800.000 Besucher wurden hier gezählt!“
• Wilhelmshavener Zeitung vom 22.7.2000: „85.000 Eintrittskarten seien bislang verkauft worden. (…) Insgesamt nahmen über 800.000 Menschen das Kultur- und Freizeitprogramm der ‚Expo am Meer’ an.“
• Radio Jade Nachrichtensendung (21.7.): „In dieser Woche kamen allein 1.500 bis 1.700 Besucher.“

Von diesen Meldungen entspricht keine der Wahrheit. Einzig die WZ-Meldung, dass 800.000 Menschen das Kultur- und Freizeitprogramm der Expo am Meer annahmen, entspricht der „Wahrheit“ der Pressemitteilung. (hk)