Expo
Mai 242000
 

Endlich was los!

In wenigen Tagen wird die Expo am Meer eröffnet

(hk) Die Expo am Meer war bis vor ca. 3 Jahren fester Bestandteil der Berichterstattung des Gegenwinds. Seitdem herrschte Funkstille. Waren die MitarbeiterInnen plötzlich zu Befürwortern der großen Show am Meer geworden? Dass es so wenig Gegenwind gegen die Expo gab, lag einzig und allein daran, dass die Expo-Macher rasch von der Realität eingeholt wurden und das Projekt auf Normalgröße abgespeckt wurde.

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Expo-Scheußlichkeit: Containerhaufen als Ausstellungsort fürs Bundesforschungsministerrium und die Wilhelmshavener Raffineriegesellschaft Foto: Frank Tunnat

Wer erinnert sich noch an die Studie der Uni Oldenburg, in der auf Grundlage der ersten Planungen von 6 Millionen Besuchern ausgegangen wurde? Der Artikel im Gegenwind 114 vom Mai 1993 war dementsprechend auch „OH GOTT!“ betitelt. Täglich sollten über 300 Busse die Stadt anfahren, 10.000 Menschen Tag für Tag mit dem Zug nach Wilhelmshaven kommen, 40 neue Hotels in der Größenordnung des Hotels „Kaiser“ wären nötig gewesen, um die 6.000 Übernachtungsgäste täglich aufzunehmen. Alle 20 Sekunden hätte ein Bus den Parkplatz an der Park-and-Ride-Station im Rüstersieler Groden verlassen müssen, um die mit dem PKW anreisenden Besucher zum Expo-Gelände auf der Schleuseninsel zu bringen.

Was war da nicht alles geplant: Ein Ozeanarium, ein Hotel, Küstenmuseum, Offshore-Windpark, eine Wasserstadt mit 240 bis 340 Wohnungen, die Hafentorbrücke… Die Investitionskosten schaukelten sich Richtung einer halben Milliarde hoch.

Doch die gigantische Planung der Expo in der Anfangszeit wich schnell der Realität der leeren Kassen. Im Oktober 1995 hieß es im Gegenwind: „Kräftig abgespeckt wurden die Planungen zur Expo am Meer“. Die geplante Hafentorbrücke wurde ebenso wie die Wasserstadt und das Ozeanarium aus den Planungen herausgenommen, die Nutzung der gesamten Schleuseninsel wurde so reduziert, dass nur noch ca. 1/3 der Kleingärten hätte verschwinden müssen.Das endgültige Aus für die hochfliegenden Planungen (die sich ja nur darauf stützten, dass Land, Bund, EU und Expo-Gesellschaft den Deal finanziert hätten) kam 1997: Keine Zuschüsse von Bund und Land. Der Schleuseninselplan mit dem ganzen Drumherum war gestorben.Das Expo-Gelände wurde jetzt um den Großen Hafen herum konzipiert; statt des Ozeanariums gibt es jetzt Oceanis und statt der Wasserstadt einen Haufen aufgeschichteter Container, statt des Expomariums werden die Kasernenanlagen am Banter See genutzt.Man rechnet jetzt auch nicht mehr mit 6 Millionen Gästen – 750.000 sollten es aber doch schon werden. Man baut da mehr auf die Touristen, die zu dieser Zeit an der Nordseeküste ihren Urlaub verbringen.Geblieben ist ein kompaktes Programm mit einigen Highlights und der Gewissheit, dass in diesem Jahr in Wilhelmshaven mehr geboten wird, als wir es von den vergangen Jahren und Jahrzehnten gewohnt waren. Und darauf freuen sich auch die Leute vom Gegenwind!
Inhaltlich ist die Expo dagegen eher eine Enttäuschung – jedenfalls wenn man davon ausgeht, dass auf einer Weltausstellung den Besuchern der Blick für die Zukunft geschärft werden soll. Oceanis ist mit Sicherheit eine Sache, die man nicht verpassen darf – Oceanis ist aber auch nichts weiter als ein Abfallprodukt der Weltausstellung in Lissabon; auch der Azorenstand war mit gleichem Inhalt in Lissabon zu sehen. Die meisten anderen Ausstellungen, Veranstaltungen und Aktionen haben wenig mit dem Geist zu tun, mit dem die Expo einmal initiiert wurde. Dafür würde sich auch auf jeder Nord-West-Schau im Sportforum ein Platz finden.

Die Expo muss wirklich bald losgehen: Die extra für dieses Ereignis auf die Weserstraße aufgebrachte neue Teerdecke weist nämlich schon die ersten Risse und Löcher auf.

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