European Migrant Workers Union
Mai 152007
 

Wanderarbeiter

Unsere Meldung „Ist das fair?“ brachte ordentlich etwas ins Rollen. In der Meldung berichteten wir unter anderem, dass ca. 150 polnische Arbeiter die Asbestsanierung des am Hannoverkai liegenden Passagierschiffes „Rotterdam“ durchführen und zusammengepfercht in dem Gebäude des Fair-Marktes in der Börsenstraße wohnen.


workersDiese Meldung ließ den Europäischen Verband der Wanderarbeiter („Europa gehört auch den Arbeitnehmern“) auf den Plan treten. Der große Vorteil des Verbandes: Er verfügt über MitarbeiterInnen, die die jeweilige Landessprache der Arbeiter beherrschen.
Und so kam es auch schnell zum Kontakt mit den Arbeitern, und es fanden mehrere Treffen im Gewerkschaftshaus statt.
Hier war man dann tagelang damit beschäftigt, das Geflecht von Firmen und Personen zu entwirren, die mit dem Einsatz hier in Wilhelmshaven zu tun haben. Verteilt auf 3 Häuser in Wilhelmshaven sind die polnischen Arbeitnehmer in 12 m² großen Räumen mit 3 bis 5 Betten untergebracht. Pro Bett werden 250 Euro gleich vom Lohn einbehalten. 1.000 Euro für ein Zimmer – da leckt sich wohl jeder Vermieter die Finger! In diesen 250 Euro sind allerdings noch ein Frühstück und ein Mittagessen („Hundefutter“, sagte ein polnischer Arbeiter zum Gegenwind) enthalten. Pro Woche bekommen die Arbeiter 25 Euro für zusätzliche Bedürfnisse auf die Hand. Der Rest wird auf Konten in Polen überwiesen. Die Arbeiter verdienen pro Stunde zwischen 9,50 und 11,50 Euro.
Warum das 1958 gebaute Passagierschiff Rotterdam nun gerade in Wilhelmshaven vom Asbest befreit wird, ist unklar. Bekannt ist nur, dass der Versuch, die Arbeiten in Danzig durchzuführen, an den dortigen Aufsichtsbehörden scheiterte. Aber Wilhelmshaven nimmt ja bekanntlich alles.
Das „Prachtschiff“ (Jürgen Westerhoff in der Nordwest Zeitung) soll als Hotel- und Konferenzschiff irgendwann nach erfolgtem Umbau einmal den Hafen von Rotterdam zieren.
Die Gewerkschaften und der Verband der Wanderarbeiter sind weiter in engem Kontakt mit den polnischen Arbeitern, um ihnen in einer Umgebung, in der kaum jemand ihre Sprache spricht und die gesellschaftliche Stimmung ihnen gegenüber nicht gerade freundlich ist, Unterstützung in allen Fragen des Arbeitsrechts und Arbeitsschutzes zu gewähren.

Alleine in Deutschland arbeiten zur Zeit rund 50 000 Entsendearbeiter aus zwölf osteuropäischen Staaten und der Türkei. Zusätzlich gibt es rund 200 000 ausländische Saisonarbeitskräfte. Ebenso viele Menschen arbeiten hierzulande in illegalen Verhältnissen. Ihnen allen fehlt es oft an Hilfe und Unterstützung, fehlt es an Informationen und Wissen um ihre Rechte. Sprachbarrieren kommen erschwerend dazu. So werden sie leicht Opfer von Ausbeutung und kriminellen Machenschaften.Sie werden beim Lohn betrogen, ihre Unterkünfte sind oft erbärmlich. Der Europäische Verband der Wanderarbeiter ist die neue Organisation, die das Ziel verfolgt, den Wanderarbeitern zu helfen.

Informationsblatt des Europäischen Verbands der Wanderarbeiter ( www.migrant-workers-union.org )

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