Spendable Eltern – Engagierte Kinder
Die Eigeninitiative von Eltern und Schülern zum Erhalt der Schulen nimmt ständig zu
(noa) Vor gut eineinhalb Jahren, am 3.9.96, berichtete die WZ über die katastrophale Lage an vielen Wilhelmshavener Schulen. „Ohne Eltern geht nichts“ hieß es damals; gemeint war nicht die Unterrichtsversorgung, sondern die räumliche Situation sowie die Ausstattung der Schulen mit Lehr- und Lernmitteln.
Daß Kinder bzw. Eltern neben Schulbüchern und Heften auch Arbeitsblätter bezahlen, ist längst so üblich geworden, daß viele es ganz normal finden. Jugendlichen, die in Gemeinden außerhalb Wilhelmshavens zur Schule gegangen sind und es gewohnt waren, dieses Unterrichtsmaterial kostenlos zu bekommen, fällt es allerdings auf, wenn sie hier nun die Berufsschule besuchen und einen festen Geldbetrag für Kopierkosten entrichten müssen. Wir haben die WZ-Berichterstattung über dieses Thema seit dem o.a. Artikel verfolgt.
Am 23.11.96 berichtete die WZ: „Beschaffung von Lern- und Spielmaterialien, Schulhofverschönerung und vieles mehr zum Wohle der Kinder hat sich angesichts der leeren städtischen Kassen ein neugegründeter Förderverein an der Ansgarischule zur Aufgabe gesetzt.“
Unter der Überschrift „Förderverein der Herbartschule half“ meldete die WZ am 19.3.97, daß dort ein entsprechender Verein zwei wichtige Vorhaben verwirklichen half, die Ausstattung eines Spielplatzes, der auch von in der Umgebung wohnenden Kindern benutzt werden kann, und die Einrichtung eines Computerraums.
„Hafenschule hat hinter dem Haus Platz zum Laufen und Springen“, so hieß es am 30.5.97. Die neue Sportanlage, die auch anderen Schulen zur Verfügung steht, wurde in diesem Falle nicht von Eltern finanziert und errichtet, jedoch auch nicht von der Stadt, die als Schulträger eigentlich dafür zuständig wäre. Hier wurden die Kosten aufgebracht durch einen Preis, den die Schule für ihre pädagogische Arbeit als integrative Schule erhielt, und durch die großzügige Spende einer Firma.
„Einig über Stellenwert der Bildungspolitik“ sind sich in Wilhelmshaven laut WZ vom 22.5.97 alle im Rat vertretenen Parteien, doch Harald Bouillon stellte für den Arbeitskreis Wilhelmshavener Schulleiter in einem Leserbrief (16.6.97) fest, daß diese Einigkeit keinen Niederschlag in der finanziellen Ausstattung der Schulen findet: „Der Gesamtetat der Schulen ist seit Jahren im wesentlichen unverändert geblieben, obwohl die Preise für Lehr- und Lernmittel stark gestiegen sind. So sind die Wilhelmshavener Schulen kaum noch in der Lage, das Vorhandene zu erhalten, notwendig Neues zu beschaffen, geschweige denn wichtige Investitionen in Zukunftstechnologien zu treffen.“ Nach dem Hinweis, daß die Nachbargemeinden ihre Schulen weit besser ausstatten als Wilhelmshaven, folgt abschließend der Satz, „daß auch der bauliche Zustand vieler Schulen mehr als desolat ist.“ – Schulen, durch deren Fenster es hineinregnet und in denen Schimmelpilz an den Wänden wächst, sind in Wilhelmshaven ohne Mühe zu finden.
Hier engagieren sich nun nicht nur Eltern, sondern auch SchülerInnen, motiviert und angeleitet durch ihre Lehrkräfte. „Freizeit für Mitschüler geopfert“ haben Hauptschüler am Schulzentrum Bremer Straße und renovierten Klassenräume in der Orientierungsstufe. (WZ vom 18.2.98) Und auch an der Freiherr-vom-Stein-Schule wurde ein Projekt durchgeführt, und „Schüler zeigten ungeahnte Talente“ (WZ, 4.3.98): „In verschiedenen Gruppen machten sich die Jugendlichen ans Werk. Die einen schmirgelten die Heizung ab, andere spachtelten Löcher aus, weitere Gruppen strichen Decke, Wände, Fußleisten.“
In derselben WZ-Ausgabe wurde gemeldet, daß der Förderverein Herbartschule „viel zum Wohle der Schule erreicht“ hat. Über den schon oben erwähnten Spielplatz und die Computerräume hinaus sorgte dieser Verein auch für die Anschaffung einer ISDN-Anlage und den Internet-Anschluß. Und auch die Anschaffung einer Fernseh-Video-Anlage und einer Videokamera ermöglichte nicht der Schulträger, sondern der „Schalke Fanclub Parklücke“.
Das vorläufig aktuellste Beispiel dafür, daß Eltern für die Bildung ihrer Kinder nicht nur per Steuern, sondern auch durch die Ausrüstung der Schulen zahlen, stammt vom 30.4.98: „Neuengrodens Grundschüler können jetzt die Natur untersuchen“, indem der Schulverein sechs Stereomikroskope angeschafft hat. Auch dieser Schulverein ist schon länger aktiv: „So wurde die ‘Schulstraße’ auf dem Schulhof angelegt und ein vielfältig einsetzbarer CD-Player angeschafft.“
Es ist beeindruckend, wie engagiert (und spendabel) Eltern sind. Wir fragen uns jedoch, wie es in Schulen aussieht, deren Eltern diese Mittel nicht aufbringen wollen oder können. q
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