Emanzipation
Feb 282007
 

Gut gemeint ist auch daneben

„Mit Frauenpower durch die Wand“, überschreibt FDP-Ratsfrau Susanne Bauermeister ihren Beitrag auf der WZ-Frauenseite vom 12. Februar 2007, der sich wie folgt zusammenfassen lässt: Wir haben in Sachen Emanzipation viel erreicht, es gibt auch noch einiges zu tun, aber man (frau) solle es doch bitteschön nicht übertreiben mit der Gleichberechtigung.


Bei der Lektüre entsteht allerdings der Eindruck, dass es noch ziemlich viel zu tun gibt. So meidet Bauermeister konsequent die weibliche Form. Bekanntlich zeigt sich manche/r genervt, wenn stets die Bezeichnungen für beide Geschlechter genannt werden, und mit dem praktischen „-In“ (großes I, kleines n) am Ende des Wortes kann sich außer der taz (und uns) kaum ein Medium anfreunden. Aber wenn Bauermeister schwärmt, Frauen würden heutzutage sogar „Kanzler“ und eines Tages möglicherweise „Papst“, übertreibt sie es ziemlich mit der Untertreibung, denn sie meint hier nur Frauen; und insofern ist es nicht nur unemanzipiert, sondern sogar sinnentstellend, nicht „Kanzlerin“ oder „Päpstin“ zu schreiben.
Wenig überraschend ist ihre Kritik am „Antidiskriminierungsgesetz“, das ihre Partei schon auf Bundesebene kräftig torpediert hat. Gemeint ist das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG vom August 2006), das, wie der Name schon sagt, nicht allein ungerechtfertigte Benachteiligungen aus Gründen des Geschlechts, sondern auch der ethnischen Herkunft, der Religion, der Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität verhindern oder beseitigen soll. Die Liberalen sehen darin eine Förderung von „Heuchelei, Petzerei und Prozesslawinen“. Schlupflöcher für den juristischen Missbrauch bieten aber eine Menge Gesetze, die deshalb nicht in Frage gestellt werden. Und das sollte die Gesellschaft gern in Kauf nehmen z. B. zu Gunsten von Frauen, die kraft Gesetzes nicht mehr als „Petze“ gelten, wenn sie sich gegen verbale oder körperliche sexuelle Übergriffe am Arbeitsplatz wehren.
Da war im Vorfeld des Frauentages der Kolumnen-Beitrag der nachfolgenden Woche von Hanni Stuckenbrock zum Thema „Ich pfeife auf Schönheitsideale“ deutlich qualifizierter. (iz)

Sorry, the comment form is closed at this time.

go Top