Drecksgeschäfte
Jun 301997
 

In Nordkorea herrscht Nahrungsmittelknappheit und die dortige Regierung hat keine Devisen, um Lebensmittel für ihre vom Hunger bedrohte Bevölkerung zu importieren.

„Um an Devisen zu kommen, schreckt Nordkoreas Führung auch nicht vor illegalen Geschäften zurück“ schreibt die Zeitung TAZ am 24.06.97. Und weiter heißt es dort: „Nord-Koreas diplomatische Vertretungen müssen sich selbst Geld beschaffen“.

Die DKR versucht diese Notlage mit Einsatz von Geld zu nutzen, um das Tor zu diesem von einer Hungerkatastrophe bedrohten Land für deutschen Giftmüll zu öffnen. Der TÜV-Rheinland ist in ihrem Auftrag schon nach Nord-Korea gejettet, um dort eine Aufbereitungsanlage zu besichtigen.

Sie steht in Pyöngyang und hat 400 Beschäftigte. Betreiberin ist die Firma Ponghwa General Corporation. Dort werden vermischte Altkunststoffe in mehreren Stufen von der Grobsortierung bis zur Feinst- sortierung getrennt. Dadurch gewinnt man dort sortenreine Sekundärrohstoffe, die zu neuen Kunststoffprodukten wie Eimern, Schüsseln bzw. Kämmen und Zahnbürsten verarbeitet werden.

Es ist also eine Fabrik, die Kunststoffprodukte aus sortenreinen Abfallwertstoffen herstellt. Daß sie auch aus Mischkunststoffprodukte herstellen kann, ist nicht anzunehmen. Ihre Produktpalette eignet sich nicht für Erzeugnisse, die eine Mindestwandstärke von 20 mm haben müssen (wie die Produkte aus Mischkunststoffen) um strapazierfähig zu werden; es sei denn, man will Zahnbürsten mit zwei Zentimeter dicken Bürstenträgern für Elefanten herstellen.

Unklarheiten
Ist der Export der Kunststoffpellets in ein Entwicklungsland gesundheitlich unbedenklich? Wohl kaum!
Dagegen spricht, daß

  • deutsche Verwerter „frische“ Pellets verlangen
  • die Bremer Lagerhausgesellschaft das Umladen der Pellets abgelehnt hat, obwohl das in Deutschland in einem einigermaßen geschlossenen System durchführbar ist
  • die Pellets auf kostspielige Weise containerisiert werden, anstatt sie wesentlich billiger als Schüttgut mit einem Massengutfrachter zu verschiffen.

Was haben die Nordkoreaner an Transporttechnologie zu bieten? Die liegt irgendwo zwischen dem Technikstandard der Industrieländer und der in Entwicklungsländern noch vielfach benötigten Muskelkraft mit Schaufeln und Tragkörben als originäre Werkzeuge.

Ob die Koreaner angesichts ihrer existenziellen Probleme überhaupt die Absicht haben, daß Zeug in ein Kunststoffwerk zu karren, statt es gleich neben dem Empfangshafen ins Meer zu kippen, sei dahingestellt. Jedenfalls paßt der Mischkunststoff aus Deutschland weder in das Anforderungsprofil der Produktionseinrichtungen des einzigen Kunststoffwerks in Nord-Korea noch zum Anforderungsprofil der dort hergestellten Kunststofferzeugnisse.

Aber ganz gleich, was die Koreaner mit den Pellets machen:
Clostridium- bzw. Aflatoxinverseucht stellen sie eine akute Lebensgefahr für die da- mit in Kontakt kommenden Menschen dar. Je weiter und dichter sich der Staub ausbreiten kann, desto mehr Menschen werden von lebensgefährdenden Krankheiten bedroht.

Ganz gleich, ob der Kunststoffabfall nun letztendlich exportiert wird oder nicht:
Es ist im Sinne eines verantwortungsbewußten Handelns unabdingbar, daß die Pellets Silowagen für Silowagen bzw. Container für Container auf Krankheitskeime untersucht werden. Dabei ist zu berücksicksichtigen, daß die Pellets verschiedenen Alters (von „frisch“ bis zu drei Jahren) sind und sich deshalb mit Stichprobenanalysen keine Seuchenentwarnung begründen läßt.

Neben der Szenarienfolie „Seuchengefahr“ stehen weitere umweltrelevante Fragen, z.B. nach

  • dem Schadstoffgehalt (Chlor, Schwermetalle, PCB). Auch hierbei kann es (wie beim Schädlingsbefall) Schadstoffnester geben, die nur durch intensive Beprobung der einzelnen Silowagen- und Containerinhalte aufgespürt werden können.
  • Einhaltung der VerpackV, die die stoffliche Verwertung vorschreibt. Der TÜV war zwar zu diesem Anlaß in Nord-Korea, doch man sollte sehr genau unter die Lupe nehmen, was dort wie gründlich geprüft wurde und was Gegenstand seines Prüfungsauftrages war.

Es darf nicht wahr werden, daß für die Verwertung in Deutschland nicht geeignete Materialien in Gebiete entsorgt werden, die technologisch nicht dafür gerüstet sind, mit Problemstoffen aus den hochindustrialisierten Regionen angemessen umzugehen.
Es darf nicht wahr werden, daß für die Verwertung in Deutschland nicht geeignete Materialien in Gebiete entsorgt werden, die technologisch nicht dafür gerüstet sind, mit Problemstoffen aus den hochindustrialisierten Regionen angemessen umzugehen.
Wenn das Zeug in Deutschland nicht verwertet werden kann, muß es als Giftmüll behandelt werden!

Sorry, the comment form is closed at this time.

go Top