Eicki, pack aus!
Oberstadtdirektor Dr. Gerhard Eickmeier, getroffen von Korruptionsvorwürfen und verstrickt in politische und persönliche Affären, hat ein Disziplinarverfahren gegen sich selbst beantragt. Nach der Veröffentlichung des Buches „Dreckiger Sumpf“ – zehntausendfach in Wilhelmshaven verkauft, bleibt ihm nur noch die Flucht nach vorn.
Was die Spatzen seit Jahren von den Dächern pfiffen, wogegen Kritiker vergeblich anzugehen suchten, kommt nun in geballter Ladung eines Buches an die Öffentlichkeit und bringt das Faß zum Überlaufen. Diese Volksabstimmung an der Ladenkasse zeigt, daß dieses überteuerte Buch dennoch fällig und notwendig war. In der Empörung der Bevölkerung entlädt sich angestaute Wut über die jahrelangen Machenschaften im Rathaus. Verfilzungen und Cliqueschaften bei der in den Sand gesetzten Industrieansiedlungspolitik, beim Verscherbeln von kommunalen Einrichtungen usw.
Was sich da abgespielt hat, war eine Mischung aus „Goldgräbermentalität“ und „Dallas an der Jade“ (Henning Venske, NDR). Das kann ein Oberstadtdirektor allein gar nicht schaffen. Da saßen mehrere im selben Boot! Eicki mag der Steuermann gewesen sein, andere haben kräftig mitgerudert.
Wenn der CDU-MdB und Kreisvorsitzende Erich Maaß in der WZ erklärt, seine Partei wolle in dieser Sache augenblicklich keine „moralische Wertung“ vornehmen, so ist das eher Taktik, denn vornehme Zurückhaltung. Die CDU beratschlagt noch, wie man da wohl ’sauber‘ rauskommt. Vorerst hält man sich ans Juristische – sicher ist sicher.
Was die CDU allerdings schnell geschnallt hat, war die Erkenntnis, daß Eicki politisch nicht mehr zu halten ist. In den kommenden Wochen werden wir sehen, wer sonst noch dem Sumpf zu entkommen sucht. Dem informierten Bürger wird’s ein müdes Lächeln abringen.
Anders die SPD. Sie stellt einmal mehr Blanko-Persilscheine aus. Tölpelhaft treten SPD-Vorstand und Fraktion in die eigenen Fettnäpfchen. Originalton: „Genossen, das haben wir doch alles gewußt, das haben wir doch alles mitgemacht mit der Industrieansiedlung und so, das haben wir doch gedeckt, da können wir den Eicki doch nicht im Stich lassen, da müssen wir durch! Also, wer ist dafür? Hand hoch – Alle!“
Alle? Wir geben es auf, zu spekulieren, wer da mit Bauchschmerzen und warum die gelbe Karte für Eicki und Krell in der Tasche behalten hat, wo es doch höchste Zeit ist, ihnen die rote zu zeigen. Es ist uns auch egal, daß es die CDU war, die Eicki zum Disziplinarverfahren gegen sich selbst nötigte. Was uns aber nicht egal sein kann, sind die politischen Konsequenzen, die sich gegen die SPD zu wenden drohen.
Wieder einmal verpaßt die SPD – vielleicht die letzte Chance, reinen Tisch zu machen. Der Niedergang der politischen Kultur in Wilhelmshaven begleitet den Niedergang der SPD in dieser Stadt seit langem. Auf die Vergeßlichkeit der Wähler zu hoffen, ist trügerisch und dumm. Diese Partei ist wichtig und notwendig für die Zukunft dieser Region. Wer nicht will, daß die CDU allein das Sagen hat, kann kein Interesse daran haben, die SPD unter der Dreißig-Prozent-Marke zu sehen.
Verhindern kann diesen Erdrutsch nur die SPD selbst. Eine Änderung ihrer Kommunalpolitik für Wilhelmshaven ist fällig. Entscheidung tut not. Freiwillig werden weder Eicki, Krell noch jene Leute das Feld räumen, die jahrelang diese Partei und das Vertrauen ihrer Mitglieder zur Befriedigung ihrer Interessen und persönlichen Eitelkeiten mißbraucht haben.
Hiergegen – und nicht „um der SPD zu schaden“(Vogel) – haben wir als frühere ROTDORN- und heutige GEGENWIND-Mitarbeiter Kritik erhoben. Daß einige unverbesserliche Scharfmacher in der SPD-Spitze hinter der Veröffentlichung des „Dreckigen Sumpf“ die Intrige des GEGENWIND wittern, ehrt uns, zwar, betrifft uns aber nicht.
Zu begrüßen ist dagegen eine klare Sprache, zu der die Jungsozialisten in der SPD zurückgefunden haben. Ihre Stellungnahme in der WZ und manchem, was aus der Mitgliedschaft der Partei zu hören ist, gibt Anlaß zur Hoffnung, dem Filz ein Ende zu machen!
Ob der Oberstadtdirektor im juristischen Sinn korrupt ist, interessiert weniger. Darüber sollen Richter urteilen, nicht wir! Worüber wir sprechen, ist die politische Seite der Ereignisse. Wir lehnen es ab, die Konsequenzen hieraus und damit die Zukunft dieser Stadt von Juristen entscheiden zu lassen. Wenn Eickmeier selbst sowie die Spitzen der CDU und SPD das Erscheinen des Buches für den eigentlichen Schaden halten, so werden die Tatsachen auf den Kopf gestellt.
Zu lange hat diese selbstgefällige Honoratiorenschaft die betuliche Hofberichterstattung der WZ genossen, bei der so manches unter dem Teppich blieb. Wie sonst konnte dieses 26,- DM teure Buch so zum Kassenschlager werden?
Freilich, das Buch hat Mängel. Einiges konnte ans Licht gebracht werden. Vieles bleibt noch im Nebel. Das haben Sümpfe nun mal so an sich. Seit dem Erscheinen können sich die Autoren vor Anrufen kaum retten. Mitwisser fangen an zu singen. Peinliche Petzereien machen die Runde. Rückversicherer verlassen das sinkende Schiff. Nur einer kann diesen dreckigen Sumpf wirklich trockenlegen – Eickmeier selbst!
Er kann sich und dieser Stadt einen letzten Dienst erweisen.
Darum: Eicki, pack aus !!!
Tritt zurück in den wohlbestallten Ruhestand und schreib Du den zweiten Teil des Buches – aber keine Memoiren bitte! Es würde ebenfalls ein Hit. Schreib über Deine falschen ‚Freunde‘, die nicht Dich, sondern Dein Amt meinten. Schreib über jene profillosen Ja-Sager von gewählten Volksvertretern die Dich machen ließen und um Gefälligkeiten baten. Schreib über jene, die sich Deinem Einfluß nicht entziehen konnten, weil sie abhängig waren von Deinem Wohlwollen.
Pardon, schreib auch über jene, die mitmachten, weil sie Dich bewunderten in Deiner Amtsmacht, die Dir so nicht zustand aber zugestanden wurde!
Deine GEGENWIND-Redaktion
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