Der Kandidat
Jan 151984
 

Der Landtag ruft!

Streit in der CDU – Janßen übergeht Partei

(ufk) Selten wohl fand eine Gegenwind-Nachfrage eine so prompte Reaktion wie unsere Frage an den Oberbürgermeister Hans Janßen (CDU), wen er sich denn nach seinem Verzicht auf eine weitere Landtagskandidatur als Nachfolger wünsche. Unmittelbar nach dem Gegenwind-Gespräch gab Janßen der WZ den Wink, seine Siebt der Dinge unters Volk zu bringen.

landtagJanßen verfolgt dabei zweierlei Interesse: Dem Gegenwind gegenüber verwies Janßen bei der Begründung seines Verzichts auf sein Alter und auf seine bereits zwanzigjährige Tätigkeit im Landtag. In der CDU pfeifen es jedoch die Spatzen von den Dächern, dass man Janßen 1986 eine Wahlniederlage ersparen will. Denn man weiß sehr wohl, daß die Bedingungen für Janßens Wahlsieg 1982 dank der tiefen Krise in der SPD in Bund, Land und Stadt optimal waren. CDU-Kreise gehen davon aus, daß die Konservativen 1982 ihre Schallgrenze erreicht hatten. Will man mit Janßen aber 1986 die Kommunalwahlen gewinnen, dann darf man ihn nicht vorher durch eine Niederlage im Landtagswahlkampf verschleißen.
Zum anderen befürchtete Janßen offensichtlich eine Schwächung seines Traumnachfolgers Dr. Hans Joachim Gottschalk. Gottschalk hatte nämlich – und das war seit Dezember bekannt – Konkurrenz im CDU-Fraktionschef Eberhard Schodde und dem rührigen Bauausschußvorsitzenden Focke Hofmann. Im Unterschied zu Gottschalk und Schodde hatte Hofmann seine Bewerbung sogar bereits am 2.1. schriftlich angemeldet. Das WZ-Gespräch mit Janßen fand nach Hofmanns Bewerbung statt. Trotzdem in der Zeitung kein Wort davon. Daß die CDU sich mit der innerparteilichen Demokratie schwerer tut als andere Parteien ist bekannt, daß Janßen jedoch nach der Gegenwind-Anfrage ohne jegliche Rücksprache mit Gremien der Partei bzw. Fraktion seinen Kronprinzen Gottschalk in Szene setzte, ruft selbst in CDU-Kreisen Kopfschütteln hervor.
Doch der fleißige Hofmann ist in der CDU-Spitze bekanntlich nicht wohlgelitten. Anläßlich der letzten Kommunalwahl drückte man ihm den als SPD-Hochburg geltenden Wahlbezirk Bant auf – den er mit dem drittbesten Wahlergebnis in der Stadt für die CDU holte.
Trotzdem hielt man ihn nach der Wahl vom Fraktionsvorstand fern. Christdemokraten vermuten, dass damals wie heute alte private Rechnungen beglichen werden.
Nun denn: Hofmanns Kandidatur wird heilsame Unruhe in die behäbige Wilhelmshavener CDU tragen. Trotzdem wird es Hofmann nach Ansicht von Insidern nach dem lautstarken Alleingang Janssens schwer haben, von den CDU-Ortsverbandsvorsitzenden zu Diskussionen  an der Basis eingeladen zu werden. Dazu schauen die Konservativen denn doch zu sehr auf den großen Alten an der Spitze.
Spannung verspricht das Verhalten des dritten Kandidaten Eberhard Schodde. Er hält sich bislang abwartend im Hintergrund. Und dabei halten ihn als Unternehmensverbandsfunktionär viele für den idealen CDU-Kandidaten.

Sorry, the comment form is closed at this time.

go Top