November 2021

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Nov 232021
 

(red) In einer heute veröffentlichten Pressemitteilung (Titel: „Die Zeit rennt!“) vermeldet Olaf Lies, niedersächsischer Minister Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz:

Die Nationale Wasserstoffstrategie (NWS) der Bundesregierung erwartet bis 2030 einen Wasserstoffbedarf von 90 bis 110 Terrawattstunden (TWh). Gleichzeitig geht die NWS davon aus, dass bis dahin nur weniger als ein Sechstel des Bedarfs durch nationale Erzeugung gedeckt wird. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Fraunhofer Umsicht und Wuppertal Institut teilte in einer aktuellen Studie nun mit, dass der Bedarf Deutschlands an Wasserstoff so hoch ist, dass selbst wenn alle möglichen Exportländer ihre Wasserstoffproduktionen nur nach Deutschland liefern würden, der Bedarf nicht gedeckt werden könnte. Was bedeutet das?

„Wenn die IW-Studie Recht behält, decken die Wasserstoff-Importe den deutschen Bedarf bis 2030 nicht“, sagt Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Olaf Lies. „Deshalb müssen wir rechtzeitig die benötigten Importmengen über Energiepartnerschaften sichern und gleichzeitig natürlich auch unsere Importinfrastruktur darauf ausrichten.“ Über ein transnationales, europäisches Wasserstoffleitungssystem soll Wasserstoff nach Deutschland importiert werden. Dafür werden neue Leitungen gebaut und alte Erdgasleitungen umgewidmet. Weil das nicht ausreicht, ist Deutschland zusätzlich auf Importe über den Seeweg angewiesen. Wasserstoff soll dabei in verflüssigter Form oder daraus hergestellten Folgeprodukten wie synthetischem Methan oder Ammoniak angeliefert werden.

„Besonders gut eignet sich dafür der Standort Wilhelmshaven, Deutschlands einziger Tiefwasserhafen“, so Umwelt- und Energieminister Lies. „Niedersachsen hat aufgrund seiner Lage und der hervorragend ausgebauten energiewirtschaftlichen Infrastruktur beste Voraussetzungen zum zentralen Import-Hub, zum Erzeugungsland Nr. 1 und zur Drehscheibe für die Versorgung der deutschen Industrie mit grünem Wasserstoff zu werden. Da uns für die Erreichung der Klimaneutralität nur noch wenig mehr als zwei Jahrzehnte verbleiben und auch andere Länder und Regionen in Europa und der Welt vor denselben Herausforderungen stehen, dürfen wir keine Zeit mehr verlieren.“

Aller Wasserstoff der Welt (der für den Export bestimmt ist) reicht nicht mal für Deutschland? Ein Energieträger der Zukunft ist also jetzt schon knapp und heiß umkämpft, da gilt es natürlich, für Deutschland die Ressource zu sichern, bevor es europäische Nachbarländer und andere tun. Deshalb hat man es so furchtbar eilig, das EU-Vogelschutzgebiet „Voslapper Groden Nord“ zur Wasserstoff-Umschlagsanlage umzuwidmen. Und die Firma „Tree Energy Solutions“, eine Tochter des weltweit agierenden Energiegiganten AtlasInvest, steht schon in den Startlöchern, um das richtig große Geld damit zu verdienen.

 

Nov 092021
 

Naturschutzorganisationen fordern: Neue Befahrensverordnung für die Nationalparke muss Schutz stärker berücksichtigen

Kitesurfer im Wattenmeer

Kitesurfer im Wattenmeer. Foto: Gegenwind

Die für das deutsche Wattenmeer aktiven Natur- und Umweltschutzorganisationen kritisieren, dass das Bundesverkehrsministerium den Boots- und Schiffsverkehr in den drei Wattenmeer-Nationalparken zu Lasten des Naturschutzes regeln will. Der Entwurf für eine neue Befahrensverordnung* fällt weit hinter das mindestens erforderliche Schutzniveau mit ausreichenden Ruhezonen und Geschwindigkeitsbeschränkungen zurück.

Besonders kritisch sehen die 20 Naturschutzverbände, dass die vom Bundesverkehrsministerium vorgeschlagene neue Verordnung zu viele Schnellfahrtstrecken ausweist, zu viele und zu große Teile der Schutzgebiete für das Kitesurfen freigibt und zu viele zusammenhängende Schutzbereiche durch kleine Fahrwasser durchschnitten werden. Daraus resultieren nicht nur steigender Unterwasserlärm und vermehrte Störungen der Wattenmeervögel, die für Rast und Nahrungssuche auf die Nationalparke angewiesen sind. Schnellfahrtstrecken führen auch zu mehr Treibstoffverbrauch von Schiffen und damit einem erhöhten Klimafußabdruck. Die Naturschutzverbände bekennen sich zwar grundsätzlich zu einer Befahrbarkeit des Wattenmeeres zum Beispiel durch Fähren, Ausflugsschiffe oder den Wassersport, fordern aber dabei den Respekt vor der Natur ein. „Damit die Nationalparke ihren Schutzzielen tatsächlich gerecht werden können, braucht es vor allem ausreichend große Ruhezonen, klare Geschwindigkeitsbeschränkungen sowie eine Beschränkung des Kitesurfens auf dafür geeignete Gebiete. Der Entwurf der neuen Verordnung hat hier deutliche Defizite. Die Umsetzung würde ein wertvolles natürliches Ökosystem mit globaler Bedeutung gefährden, das von der UNESCO sogar als Weltnaturerbe anerkannt wurde“, so die Verbände.

Grundsätzlich ist eine Aktualisierung der bislang geltenden und noch aus den 90er Jahren stammenden Befahrensverordnung für die Wattenmeer-Nationalparke längst überfällig, erklären die Organisationen. Zuständig dafür ist das Bundesverkehrsministerium, weil das Wattenmeer immer dann formal zur „Bundeswasserstraße“ wird, wenn es bei Flut von Wasser bedeckt ist. „Die in der alten Befahrensregelung ausgewiesenen Schutzzonen entsprechen schon seit 20 Jahren nicht mehr denen, die durch die Nationalparkgesetze der Bundesländer zum Schutz der Natur vorgesehen sind. In Zeiten von Klimakrise und Artensterben dürfen wir beim Schutz keine Rückschritte machen. Eine neue Verordnung muss den Schutz der Natur verbessern, nicht untergraben,“ unterstreichen die Verbände.

Um eine angemessene Befahrbarkeit des Wattenmeeres zu ermöglichen, waren die Naturschutzverbände weit auf die Reedereien und den Wassersport zugegangen und hatten einen vor Ort an der Nordseeküste erzielten Kompromiss akzeptiert. Dieser wurde durch die Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen im Mai 2017 dem Bundesverkehrsministerium als Grundlage für eine neue Regelung vorgeschlagen. „Dies war und ist ein tragfähiger Kompromiss, der schon erhebliche Zugeständnisse des Naturschutzes mit sich brachte. Die nun geplante Verordnung verwässert diese Lösung weiter zu Lasten der Umwelt. Das ist nicht akzeptabel und verstößt gegen die Vorgaben des europäischen Naturschutzrechtes“, kritisieren die Verbände.

Problematisch ist auch, dass das Bundesverkehrsministerium die Verordnung offenbar noch schnell als lediglich geschäftsführende Bundesregierung erlassen will. Inkrafttreten kann die Verordnung jedoch nur mit Zustimmung des Bundesumweltministeriums. Die Naturschutzverbände rechnen damit, dass dieses der Verordnung nicht zustimmt, falls sie für die Natur schlechter ausfällt als der vor Ort zwischen allen Beteiligten gefundene Kompromiss.

* Entwurf einer „Verordnung über das Befahren der Bundeswasserstraßen in Nationalparken im Bereich der Nordsee“ (NordSBefV)

Diese Presseinformation wird unterstützt von:

• Bürgerinitiative „Rettet das Cux-Watt“
• Bürgerinitiative Saubere Luft Ostfriesland e.V.
• BUND Bundesverband e.V.
• BUND Landesverband Niedersachsen
• BUND Landesverband Schleswig-Holstein e.V.
• Deutscher Naturschutzring (DNR)
• Landesnaturschutzverband Schleswig-Holstein e.V. (LNV)
• Landesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (LBU) Niedersachsen e.V.
• M.E.E.R. e.V.
• Der Mellumrat e.V.
• NABU Bundesverband
• NABU Niedersachsen
• NABU Schleswig-Holstein
• Naturschutzgesellschaft Schutzstation Wattenmeer e.V.
• Naturschutzverband Niedersachsen e.V.
• Niedersächsischer Heimatbund e.V. (NHB)
• Verein Jordsand e.V.
• Whale and Dolphin Conservation (WDC)
• Wissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft für Natur- und Umweltschutz (WAU Jever)
• WWF Deutschland

Kontakt:

– WWF: Hans-Ulrich Rösner, hans-ulrich.roesner@wwf.de, Tel. (0151) 12290848
– BUND: Nadja Ziebarth, nadja.ziebarth@bund.net, Tel. (0174) 3191424; Susanne Gerstner, BUND Niedersachsen, susanne.gerstner@nds.bund.net, Tel. (0175) 565 08 52
– NABU: Ingo Ludwichowski, NABU SH, Ingo.Ludwichowski@NABU-SH.de, Tel. (0160) 96230512; Aline Kühl-Stenzel, NABU Bundesverband, aline.kuehl-stenzel@nabu.de, Tel. (0174) 1818477
– Schutzstation Wattenmeer: Katharina Weinberg, katha.weinberg@schutzstation-wattenmeer.de, Tel. (0179) 5152556

BUND-Pressestelle:
Dr. Tonja Mannstedt, Mobil (0171) 359 86 76, presse@nds.bund.net, www.bund-niedersachsen.de

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