Auch die Leserzuschriften im August widmen sich dem Verlust der Südzentrale.
Antikriegstag 2015
Zum Gedenken der Opfer findet
am 1. September
um 18:30 Uhr
am Wilhelm-Krökel-Platz
(an der Werftstraße – Höhe Börsenstraße)
eine
Gedenkveranstaltung
mit anschließender
Kranzniederlegung
statt. Weiterlesen »
Offener Brief, August 2015
Liebe Mitglieder des Vereins zum Erhalt der Südzentrale,
liebe Bürgerinnen und Bürger der Stadt Wilhelmshaven,
liebe Unterstützer in ganz Deutschland und darüber hinaus,
am 5. August 2015, wenige Stunden nach Erteilung der endgültigen Abrissgenehmigung, wurde die charakteristische Hauptfassade der Südzentrale unwiederbringlich zerstört. Die Bedeutung dieser symbolischen Geste muss man kaum erläutern. Erst im Anschluss begann der systematische Abriss von den Nebengebäuden bis zum Dach und den Seitenwänden der zentralen Maschinenhalle, die am 11. August endgültig zerstört wurde.
Wohl kein Gebäude hat Wilhelmshaven über seinen Tod hinaus so bewegt wie die Südzentrale. Seit dem 5.8.15 sind jahrelang geführte Diskussionen noch einmal kumuliert. Wieso konnte der Verein trotz aller Bemühungen das Gebäude nicht retten? Wieso wurde nicht schon vor 20 Jahren ein solcher Verein gegründet, sondern erst, als es (scheinbar) schon zu spät war?
Wir erhalten vor allem Anteilnahme und Danksagungen für unser unermüdliches Engagement, aber auch Vorwürfe. So sehr es uns ehrt, dass wir als oberste Instanz zur Rettung der Südzentrale wahrgenommen werden: Die einzige Instanz, die jemals zum Erhalt des Gebäudes verpflichtet war und alle rechtlichen Instrumente dafür in der Hand hatte, ist die Stadt Wilhelmshaven als zuständige Denkmalbehörde. Weiterlesen »
(red) Zwei Tage nach dem Abriss der Maschinenhalle der Südzentrale trafen sich heute Vorstand und Mitglieder des Vereins zum Erhalt der Südzentrale zu einer Trauerandacht. Trotz Urlaubszeit und sehr kurzfristiger Verabredung fanden sich etwa 100 Menschen am Kai gegenüber dem jetzigen Trümmergrundstück ein.
Der Südzentrale das Gesicht genommen
(iz) Heute Nachmittag hat ein Abrissbagger die charakteristische Fassade der Südzentrale zerstört. Technisch ergibt diese Vorgehensweise für den geplanten Gesamtabriss keinen Sinn. Hier ging es wohl eher um Symbolik.
Bis zuletzt hatte der Verein zum Erhalt der Südzentrale auf allen Ebenen für den Erhalt gekämpft. Bei der Stadt lief man gegen die Wand, also wurden Gespräche mit Landes- und auch Bundestagsabgeordneten geführt sowie mit den zuständigen Fachministerien des Landes Niedersachsen. So gab es konkrete Überlegungen, in der Südzentrale das Trilaterale Weltnaturerbe Wattenmeer Kompetenzzentrum zu installieren, das auf Beschluss der zurückliegenden Wattenmeer-Ministerkonferenz eingerichtet werden soll. Damit hätte man sehr solide Ankermieter und weitere Fördertöpfe gehabt, um die Kosten für Sanierung, Um- und Ausbau des historischen Gebäudekomplexes zu decken.
… schrieb ein Unterstützer des Vereins, als das Drama heute bekannt wurde. Eigentümer und Stadtverwaltung und -politik sind bis heute die Antwort schuldig, was denn nach dem Abriss auf dem geräumten Gelände Tolles entstehen bzw. passieren soll. Wer sich so eine Chance entgehen lässt wie das Kompetenzzentrum (oder andere vom Verein in Zusammenarbeit mit einem Fachbüro erarbeitete Nutzungs- und Finanzierungsmöglichkeiten), der muss ja wirklich ein Knallerprojekt in der Schublade haben.
Die Abrissgenehmigung nach Denkmalsschutzgesetz lag den Eigentümern schon lange vor. Unter der Hand sickerte durch, dass seit einiger Zeit auch der dazu gehörige Abrissplan bei der Stadt vorlag. Im Winter kamen dann die Fledermäuse in die Quere: Drei verschiedene streng geschützte Arten wurden dort im Winterschlaf entdeckt. Nicht nur diese Tierarten, auch ihre Quartiere sind streng geschützt. Die Eigentümer ließen sich Zeit mit dem erforderlichen Gutachten, das darlegen muss, ob und wie sich denn Ersatzquartiere schaffen lassen.
In die Quere kam auch ein statisches Gutachten, das der Südzentrale außerordentliche Standfestigkeit bescheinigte. Die Eigentümer hatten sich seit letztem Sommer ordentlich Mühe gegeben, die Standfestigkeit und damit Verkehrssicherheit zu beeinträchtigen, indem sie an verschiedenen Ecken einen Teilabriss von Nebengebäuden vornahmen. Da wackelte natürlich an vielen Stellen das Mauerwerk, aber die Grundsubstanz in Form des Stahlfachwerks konnte das nicht erschüttern, so das Ergebnis des im November präsentierten Gutachtens.
Damit war eigentlich auch die Abrissgenehmigung hinfällig, denn die gilt nur, wenn der Erhalt eines Denkmals dem Eigentümer wirtschaftlich nicht zuzumuten ist. Zudem lag auch ein vom Verein finanziertes Gutachten eines unabhängigen Fachbüros vor, das verschiedene Wege einer wirtschaftlich tragbaren Nutzung aufzeigte. All das wurde von der Stadt als zuständige Untere Denkmalbehörde ausgesessen.
Kurzfristig hieß es nun, die Verkehrssicherheit sei nicht mehr gegeben und das sei ein höheres Gut als der Naturschutz. Heute Morgen gab es grünes Licht von der Stadt, und ruckzuck war die Abrissbirne da.
Direkt neben der Südzentrale war bereits 1904 die „Kaiser-Wilhelm-Brücke“ errichtet worden … Südzentrale und Brücke haben in ihrer symbolischen Bedeutung, die ihresgleichen sucht, geradezu das Zeug zum Weltkulturerbe. Nur der Reichstag in Berlin steht ähnlich symbolisch für die deutsche Geschichte.
Nils Aschenbeck, Fachjournalist für Architektur und Denkmalschutz, ausgezeichnet mit dem Deutschen Preis für Denkmalschutz (Journalistenpreis)