Gegenwind 1995
Jun 271995
 

Helfersyndrom

Gegenwind-Gespräch mit Ratsfrau Aljets

GEGENWIND: Frau Aljets, das Ordnungsamt der Stadt Wilhelmshaven bringt mittlerweile seit einigen Jahren bei Czech in der Gökerstraße 109 unter.
Aljets: Wir hatten Ende 92/ Anfang 93 das Unterbringungsproblem für Asylbewerber. Bei Czech wurden die Asylbewerber/innen untergebracht, die nicht mehr in den beiden Flüchtlingsheimen unterkommen konnten. Das war die Zeit, als wir hier nicht nur die Asylbewerber/innen, die wir durch die ZAST (Zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber/innen – Anm. d. Red.) zugewiesen bekamen, unterbringen mußten. Wir hatten zudem das Problem, daß Asylbewerber/innen mit einem Busunternehmen kamen, die Leute wurden am Rathausplatz ausgeladen, und die Stadt hatte das Unterbringungsproblem. Wir waren damals alle froh, wenn wir es gerade auch am Wochenende immer geschafft hatten, daß niemand auf der Straße bleiben mußte. Weiterlesen »

Jun 271995
 

Christliche Nächstenliebe

Gegenwind-Gespräch mit Frau Czech

GEGENWIND: Frau Czech, Sie beherbergen hier Bürgerkriegsflüchtlinge und Wohnungslose.
Czech: Das trifft zu. Die Bürgerkriegsflüchtlinge sind in dem umgebauten Wohnbereich untergebracht. Wir haben – Gott sei Dank – die Bank überzeugen können, daß wir Gelder für Ausbaumaßnahmen brauchten. Wir haben einen Bauantrag genehmigt bekommen für die Unterbringung von 135 Personen. Weiterlesen »

Jun 271995
 

Frauenliste

Harte Zeiten …

…. sind nicht unbedingt etwas Neues für Wilhelmshaven. Und alles Schönfärben hilft nun nichts mehr: Weitere Kürzungen in allen Bereichen des städtischen Haushaltes werden die nächsten Jahre bestimmen. Weiterlesen »

Jun 271995
 

Auferstanden aus Ruinen

Allen Unkenrufen zum Trotz: Die Wilhelmshavener Musikinitiative lebt weiter

(iz) „Alles zu Ende!?“ lautete der Arbeitstitel der Vollversammlung, zu der die Wilhelmshavener Musikinitiative (WIMU) am 12. Juni 1995 eingeladen hatte. Trotz aller Anstrengungen des Vorstandes und der Geschäftsführung war eine Finanzierung insbesondere der beiden Vollzeitangestellten nicht mehr möglich (s. GEGENWIND-Berichte der letzten Jahre). Doch am Ende der vierstündigen Mammutsitzung bestand Einigkeit: jetzt wird erst recht weitergemacht!

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Apr 111995
 

Alfred Hitchcock lässt grüßen

Wilde Tiere treiben Wilhelmshaven in den Untergang

127_titelInhalt

♦ Eine Generalabrechnung mit Wilhelmshavens und Niedersachsens Politik gegen den Naturschutz: „Das Paradies als Sündenfall“

♦ Wir berichten über die Bruchlandung der Möwe Jonathan

♦ Mit einem Lokalrundfunk gegen das Meinungsmonopol der WZ oder wie aus Piraten Intendanten werden

♦ Dem Verkehrskollaps zu Leibe ziehen will der Verein „Green Car“ -und das, ohne auf das geliebte Fortbewegungsmittel Auto zu verzichten.

♦ Während SPD- und CDU-Fraktionen Sozialhilfeempfängern Betrug nachweisen wollen, weist der Arbeitskreis „Wohnraum für alle“ auf ganz andere Einsparmöglichkeiten hin

♦ Der Arbeitskreis Mädchenarbeit stellt sein Konzept für eine parteiliche Mädchenarbeit vor

♦ Wir berichten, wie schwer es ist, Wohnungsbau nach ökologischen Gesichtspunkten durchzuführen

♦ Informationen aus der Antifaschistischen Szene

♦ Eine Story ohne Happy-End – Es geht um Vermeidung, Sortierung und Aufbereitung von Müll

♦ Und natürlich Nachrichten und Fakten, Fakten, Fakten.


Die Druckausgabe zum Download Gegenwind 127

 

Apr 111995
 

Reiche Arbeitslose

kennt CDU-Ratsfrau Lichtenecker. In der vergangenen Kulturausschußsitzung wurde der neue Arbeitslosen-Ausweis der Arbeitsloseninitiative Wilhelmshaven-Friesland (ALI) vorgestellt. Die Ausweisinhaber erhalten damit verbilligten Eintritt zu Kultur- und Sportveranstaltungen. Im Unterschied zum Sozialpaß der Stadt gilt der ALI·Ausweis übergreifend für Wilhelmshaven und Friesland. Die Verbilligung ergibt sich aus entsprechenden Verhandlungen mit den Veranstaltern, so daß – anders als beim Sozialpaß – keine Erstattungsgebühren für die öffentlichen Haushalte anfallen.
Um dem Mißbrauch vorzubeugen, gilt der Paß immer nur für drei Monate und wird bei fortdauernder Arbeitslosigkeit verlängert. Hier setzte Frau Lichteneckers Kritik an: in den ersten drei Monaten erhielten die Arbeitslosen Arbeitslosengeld (statt -hilfe), und das sei nach ihrer Erkenntnis in der Regel ein erkleckliches Einkommen, das keiner weiteren Unterstützung bedürfe. Und außerdem dürfe die ALl aus rechtlichen Gründen solche Aktionen nicht starten, „sonst könnte ja jeder solche Ausweise herausgeben“ . Herzlichen Glückwunsch, Frau Lichtenecker. Wann ziehen Sie das große Arbeits-Los?
Ausschußmitglied Roland Rath hingegen hält solche Initiativen für notwendig, da sich „die Gewerkschaften nicht um Arbeitslose gekümmert haben“ . Er kann sich ja mal erkundigen, wo die Beratungsstelle der ALI angesiedelt ist. (iz)

Apr 111995
 

Noch ’ne Pirouette

drehte die Stadtverwaltung um die Frage bzw. Antwort, warum der Kulturausschuß häufig bei Beschlüssen in ureigenster Zuständigkeit übergangen wird. Der Ausschuß wollte die Hinhaltetaktik durch eine Anfrage beim Rechtsamt der Stadt durchbrechen. Jüngstes Ärgernis und damit Anlaß der rechtlichen Überprüfung war die Tatsache, dass die sogenannte Pagel-Medaille am Sockel des Kaiser-Wilhelm-Denkmals eigenmächtig – ohne jeglichen Ratsbeschluß – vom Bauamt entfernt und durch die historisch fragwürdige Inschrift „Wilhelm der Große – Deutscher Kaiser“ – ersetzt worden war.
Herr Wilkens vom Bauordnungsamt lieferte folgende Stellungnahme: die zur Wiedererrichtung des Denkmals erteilte Baugenehmigung enthielte Auflagen aus Sicht des Denkmalsschutzes, und da die Plakette erst 1969 (auf Beschluß der SPD, Anm. der Red.) – angebracht worden sei, hätte sie entfernt werden müssen, um den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen. Ausschußvorsitzender Koût gab sich damit nicht zufrieden und bat um Klärung der angewendeten Maßgaben. Wir sind gespannt auf den Ausgang dieses Endlosromans (iz)

Apr 111995
 

Von oben

herunterkommend sah Oberstadtdirektor Schreiber am 31. März vor der Stadtkasse die lange Schlange von Sozialhilfe-EmpfängerInnen, die ihre Stütze abholten. Offenbar kennt er sich in „seinem“ Haus nicht sehr gut aus, denn er hielt, wie uns ein Ohrenzeuge berichtete, die Menschenansammlung für eine Demonstration. (noa)

Apr 111995
 

De Vries erneut verurteilt

Das Auricher Amtsgericht hat am 10.3.95 den Wilhelmshavener Torsten de Vries wegen Raubes und gemeinschaftlicher Körperverletzung zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren und vier Monaten verurteilt. Die Tat hatte de Vries im August 1993 begangen, als er noch Vorsitzender des inzwischen verbotenen rechtsradikalen „Deutschen Kameradschaftsbundes“ war. Der Rechtsradikale trat sein am Boden liegendes Opfer und stahl dessen Brieftasche.

Apr 111995
 

Schwer verletzt

wurde Anfang April unser bronzener Kaiser Willi von bislang unbekannten Missetätern. Blut tropfte von seinem Gesicht und besudelte sein Gewand und den Denkmalssockel. Uns fiel folgender Bekennerbrief in die Hände: „Wie sehr der Begriff Sozialdemokratie in den Köpfen etablierter PolitikerInnen zu einem Etikett geworden ist, einem Etikett, das seine Funktion in der begriffsfetischistischen Abgrenzung zu anderen hat, weil inhaltlich die Differenzierung nicht mehr glaubwürdig behauptet werden kann, läßt sich auf erschreckende Weise an der Kulturpolitik „unserer“ Stadt-SPD verfolgen: der Mann, der noch im letzten Jahrhundert die „gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“ gesetzlich zu bekämpfen nötig hatte, bekommt in diesem Jahrhundert eben von seiner gehaßten SPD ein ehrenwertes Denkmal ohne kritischen Bezug: sogar ein historisches „Der Große“ mußte es sein. Daß er einem natürlichen Attentat dennoch nicht entgehen konnte, sollte wundernehmen. Doch woher die roten Einschüsse am Mantel und Hosenbund diesmal stammen? (Von der einstmals progressiven SPD kaum!)“ (iz)

Apr 111995
 

Einen Erfolg

für den Naturschutz kann sich die biologische Schutzgemeinschaft Hunte-Weser-Ems (BSH) Sektion Wilhelmshaven verbuchen. Im Jahre 1988 hatte sie Anzeige gegen die NWO erstattet, weil die auf ihrem Gelände ein gesetzlich geschütztes Feuchtgebiet umgepflügt und entwässert hatte.
Die NWO bekam daraufhin die Auflage erteilt, den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen. Dies ließ die NWO aber kalt und weder die zuständige Bezirksregierung noch die angeschriebene Umweltministerin Griefahn unternahmen etwas, um die Auflagen durchzusetzen. Die BSH, die bei den zuständigen Behörden wiederholt den Vollzug der Renaturierung anmahnte, wurde mit Floskeln wie “ … werden sie zu gegebener Zeit informieren … “ hingehalten. Erst die Einschaltung des Petitionsausschußes des Nds. Landtages brachte Bewegung in die Sache. Die Bezirksregierung mußte jetzt der NWO eröffnen, daß kein Weg mehr an der Durchsetzung des Naturschutzgesetzes vorbei führe.
Die Naturschützer freuen sich, durch diesen Erfolg einen Präzedenzfall für das zukünftige Vorgehen gegen weitere Naturschutzverstöße geschaffen zu haben.(jm)

Apr 111995
 

Das Paradies als Sündenfall

Wie Naturschutzgegner den Naturschutz benutzen

(iz) Gerade zwanzig Jahre ist es her, daß der Natur- und Umweltschutz offiziellen Einzug in politische und gesellschaftliche Entscheidungsprozesse hielt. Zahlreiche Gesetze und Behörden zum Umwelt- und Naturschutz wurden seit den siebziger Jahren etabliert. Nicht zuletzt zwang auch der Durchbruch der GRÜNEN die „großen“ Parteien zum Umdenken. Nun schleicht sich fast unbemerkt die Umkehr zugunsten von Konsum, Wirtschaft und Technologie ein. Wie bei vielen bedauerlichen Entwicklungen, ist Wilhelmshaven auch hier mal wieder Vorreiter.

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Apr 111995
 

Möwe auf Kurswechsel?

Nordsee-Benefizkonzert sollte unter neuen Vorzeichen stattfinden – Letzter Sponsor abgesprungen

(iz) Im letzten GEGENWIND berichteten wir unter dem Titel „Möwenschiß “ über die dubiosen Begleitumstände, unter denen ein angebliches Benefizkonzert des „Jonathan Seagull e.V.“ vorbereitet und angekündigt wurde. Die Veranstalter waren über unseren Artikel wenig erfreut. Dabei hatten wir nicht die Idee als solche – Kultur für die Natur – kritisiert, sondern die Fragwürdigkeit der tatsächlichen Zielsetzung und des Erfolgs. Unter äußerlich stark veränderten Rahmenbedingungen wurde das Konzert für Ende Mai fest angekündigt.

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Apr 111995
 

Weniger, einfacher, langsamer

lautet das Motto der diesjährigen Nordseeschutzkonferenz der Natur- und Umweltschutzverbände. Im Zustand der Meere spiegelt sich der rücksichtslose Umgang des Menschen mit der Natur ebenso wie in der bedrohlichen Entwicklung von Treibhauseffekt, Ozonloch oder Waldsterben. Der Zustand der Meere – ein Spiegel unserer gesamten Wirtschafts- und Lebensweise. Unser „Meer vor der Haustür“, die Nordsee, ist die Sickergrube der Überflußgesellschaften Nordeuropas und darum Ausgangspunkt und Anlaß unseres Treffens in Bremen.

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