Gegenwind 1995
Jun 271995
 

Trockene Wellen

in der Grenzstraße – 40.000 DM soll der Abriß kosten. Weil auf dem nicht funktionstüchtigen Brunnen Kinder spielen, sollen an seiner Stelle Spielgeräte aufgestellt werden. Fragt sich nur, ob die Kinder dann immer noch gerne dort spielen. Unser Vorschlag: 40.000 DM sparen und den versiegten Brunnen lassen, wie er ist. Die Kinder werden dankbar sein! (noa)

 

Jun 271995
 

Ein Zeltlager

veranstaltet die Interessengemeinschaft Nordsee/WHV für Schwule, Lesben und Angehörige vom 11. bis 13. August in Wilhelmshaven. In dem Unkostenbeitrag von DM 36.- sind Workshops, eine Grillfete sowie eine Pink-Party, die am 12. August in der Galerie Perspektive stattfindet, enthalten. Anmeldeschluß für das Zeltlager ist der 21. Juli. Anmeldeformulare und Informationen können über Dieter Theuerkauf, Karlstr. 3, 26384 Wilhelmshaven angefordert werden. (ts)

Jun 271995
 

Keine Perspektive

haben Jugendliche in Wilhelmshaven, die sinnvolle Freizeitangebote beanspruchen und selbstbestimmt nutzen wollen. Neben der Wilhelmshavener Musikinitiative (siehe Artikel in dieser Ausgabe) sind nun auch die Jugendfreizeitstätten „Point“ und das „Spritzenhaus“ in Fedderwarden mangels finanzieller Unterstützung durch die Stadt von der Schließung bedroht. Die Stadt ist konkurs. Doch solange trotz alledem teuer bezahlter Gehirnschmalz und Bares in Luftschlösser wie „EXPO“, Legolandhaus oder Bahnhofszentrum investiert werden, gibt es nicht die kleinste Entschuldigung dafür, Kindern und Jugendlichen – der einzig wahren Zukunft dieser Stadt – die letzte Luft zum Atmen abzuschnüren. (iz)

Jun 271995
 

Notfalls gemeinsam aufstehen

Gegenwind-Gespräch mit dem Vorsitzenden der Wilhelmshavener SPD und Ratsherrn Norbert Schmidt

(ef/noa) Ganze sieben Minuten hatte Norbert Schmidt, um für die SPD im Rat der Stadt die Haushaltsrede zu halten. Nun ist das etwas wenig Zeit, um zu erklären, daß und warum Wilhelmshaven keinen Haushalt hat. Wir haben deshalb nachgefragt, was Schmidt im Rat nicht gesagt hat.

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Jun 271995
 

Flügelkampf um Kaiser

Bundespolitiker äußern sich zum Wilhelmdenkmal

(ft) Den JungsozialistInnen in Wilhelmshaven reichte es nicht ihre Meinung gegen das Wilhelm-Denkmal auf kommunaler Ebene zu diskutieren. Sie verfaßten zusammen mit dem Juso-Bezirksvorsitzenden eine gemeinsame Erklärung und verschickten diese an PolitikerInnen ihrer eigenen Partei, sowie den Bundespräsidenten a.D. Richard von Weizsäcker. In der SPD zumindest ist die Meinung über Wilhelm im rechten und linken Lager sehr unterschiedlich.

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Jun 271995
 

All’ns Chlor?

Müllverbrennungsanlage darf trotz Einwendungen gebaut werden

(noa) Eine Genehmigung zu einer weiteren Umweltverschmutzung hat die European Vinyls Corporation EVC (alias ICI) beantragt, und sie wird sie auch bekommen. Eine für EVC lästige Formalität, die das Gesetz vorschreibt, war die Erörterung der Einwendungen am 19. und 20. Juni in der Stadthalle.

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Jun 271995
 

Mit wenig Gas übern Deich

Motorradverbot in Dangast nicht durchgesetzt

(ft) Im September 1994 beschloß der Verwaltungsausschuß der Stadt Varel, der zuständigen Straßenverkehrsbehörde zu empfehlen, das Nordseebad Dangast ganzjährig für alle Motorräder zu sperren.

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Jun 271995
 

Zeitgemäße Traditionspflege

Marinejugend lehnt Gespräche mit Antifaschisten ab

(hk) Das Heim der Marinejugend Wilhelmshaven wurde nach dem Präsidenten des Reichskriegsgerichtes, Admiral Bastian, benannt. Seit Jahren hat das auch niemanden gestört – wohl weil kein Mensch wußte, wer sich hinter diesem Namen verbirgt. Das Antifaschistische Bündnis Wilhelmshaven hat sich da schlau gemacht.

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Jun 271995
 

So ein Spielverderber

oder: Gedanken eines WZ-Redakteurs beim Schreiben eines Kommentars

Zum Kommentar „Schaden angerichtet“ von Jürgen Westerhoff in der WZ vom 20.5.95

(noa) Kaum in Wilhelmshaven angekommen, verläßt Thomas Bockelmann das Theater schon wieder, statt zu warten, bis unsere einzige Tageszeitung auch seine Arbeit vernichtend kritisiert. Das setzt die WZ unter Zugzwang.

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Jun 271995
 

Gemeinsame Wahrheitsfindung

Wilhelmshavener BürgerInnen zeigen großes Interesse an antifaschistischer Arbeit

(iz) Anläßlich des 50. Jahrestages des Endes des 2. Weltkrieges und der faschistischen Gewaltherrschaft hatte das Antifaschistische Bündnis Wilhelmshaven statt hehrer Worte und hohler Sektempfänge handfeste Informationsveranstaltungen auf die Beine gestellt.

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Jun 271995
 

Villa Kunterbunt

nennt sich eine offene Gruppe junger lesbischer Frauen, die sich jeden Freitag um 20 Uhr in der Freizeitstätte am Krähenbusch in der Lessingstraße trifft. Die derzeit sechs Teilnehmerinnen haben sich zusammengefunden, um neben gemeinsamen Freizeitaktivitäten sich auch in Form eines Gesprächskreises mit Themen wie z. B. „coming out“, „Lesben und Kinder“ oder „Partnerschaft“ zu beschäftigen. (ub)

Jun 271995
 

Premiere: URFAUST von Johann Wolfgang Goethe

Aufführung am Rosenhügel im Stadtpark Freitag, 14.7.,21 Uhr. Weitere Aufführungen (gleicher Ort, gleiche Zeit): Samstag, 15., Freitag, 2., Samstag, 22., Freitag, 28., Samstag, 29.7.

Mit Goethes URFAUST wagt die Landesbühne im Juli 1995 ein erstmaliges Experiment seit ihrer Gründung 1952: Freilichttheater. Der große deutsche Klassiker nicht im Musentempel, sondern auf der grünen Wiese. Passend zu dieser ursprünglichen, kräftigeren und derberen Form des Faust: stark geprägt vom mittelalterlichen Volksbuch und den Faust-Puppenspielen, die Goethe aus seiner Kindheit sehr gut in Erinnerung hatte.

Es ist die Geschichte vom Wahrheitssucher Faust, der aus Neugier und Experimentierfreude einen Pakt mit dem Teufel Mephisto schließt. Die Tragödie beginnt, als Faust sich heftig in Gretchen verliebt; an ihrem Ende liegen Gretchens Bruder und Mutter im Grab, auch ihr uneheliches Kind hat sie umgebracht und sie selbst erwartet, wahnsinnig geworden, ihre Hinrichtung.

Die Inszenierung von Donald Berkenhoff nutzt die Möglichkeiten des open-air-Schauplatzes. So werden Faust und Mephisto, wie in Goethes Regieanweisungen vorgesehen, auch zu Pferde erscheinen. Hexen treiben ihr geheimnisvolles Unwesen, verwandeln den alten Faust in einen jungen, und nicht zuletzt wird opulenter Feuerzauber die Dämmerung erhellen. Neben bekannten und neuen Mitgliedern des Ensembles spielen auch Mitglieder der Altentheatergruppe „Die Wellenbrecher“ und des Niederdeutschen Theaters mit und es wird ein großer Chor zu hören sein, der sich an der Landesbühne unter Leitung von Erich Radke für diese Inszenierung eigens gebildet hat.

Jun 271995
 

O-Ton

heißt die Zeitung des Radio Jade e. V. Dieser Tage liegt die erste Ausgabe frisch gedruckt vor und informiert über die Geschichte des Senders, medienrechtliche Rahmenbedingungen, Zielsetzungen der Betreiber, Veranstaltungen für Radiomacherinnen und -interessierte sowie Möglichkeiten zur Förderung und/oder Mitarbeit im Verein. (iz)

Zweite Radiowerkstatt im Herbst

Der Lokalsender „Radio Jade“ soll ein bürgernahes Programm unter Einbeziehung möglichst vieler gesellschaftlich und kulturell engagierter Gruppen bieten. Deshalb bietet Radio Jade – nach der ersten erfolgreichen Veranstaltung im April mit über 20 TeilnehmerInnen – im Herbst eine zweite „Radio-Werkstatt“ an: einmal im kommenden Semester an der Volkshochschule und eine zusätzliche im Spätherbst.
Ziel der Seminare ist es, die TeilnehmerInnen in die Lage zu versetzen, einfache Hörfunkbeiträge selbst zu erstellen. Dabei stehen journalistische Formen, Arbeitstechniken und Herangehensweisen im Vordergrund. Auch wird es darum gehen, politische Themen der Region aufzuspüren und Ideen für eine Umsetzung im Hörfunk zu erarbeiten.
Die Seminare unter Leitung der Journalisten Rüdiger Schaarschmidt und Michael Diers beginnen mit einer Blockveranstaltung. Anmeldeformulare können unter den Telefonnummern 04421-42215 oder 82099 angefordert werden.

Jun 271995
 

Ein Multitalent

ist der Wilhelmshavener Künstler Thorsten Schütt. „Tosch“ ist Musiker, Maler und Holzbildhauer. In seiner Entwicklung suchte und fand er immer wieder die Querverbindungen zwischen den verschiedenen Ausdrucksformen. In der Möbeltischlerei widmete er sich erfolgreich handwerklich perfekten, liebevollen, aber nie kitschigen Intarsienarbeiten. Akribie und Komposition dieser Arbeiten spiegeln sich auch in seiner Malerei wider. An den Percussions von „Mi Ritmo“ kam dieses Zusammenspiel von Exaktheit und Lebendigkeit gleichfalls zum Ausdruck. Und als er sich als Instrumentenbauer versuchte, mußten fast zwangsläufig ästhetisch wie musikalisch ansprechende Gitarren in Intarsienarbeit dabei herauskommen. Seine Holzplastiken sind immer Mittel- und Anziehungspunkt in Gemeinschaftsausstellungen. Nichts ist zufällig und nichts willkürlich. In jedem Stück Holz erfühlt Tosch dessen Natur und vollendet letztlich nur, was der Holzfäller unterbrochen hat. Keine Struktur wird vergewaltigt, keine Oberfläche sich selbst entfremdet. Immer wieder reizen die Plastiken, sie anzuschauen und zu streicheln. Und wer es sich leisten kann, will sie zeitlebens streicheln – sie sind es wirklich wert.
Nachdem die Idee eines Gemeinschaftsateliers der Gruppe „Artiv“ gescheitert ist, arbeitet Tosch weiter in seinem Atelier in der Weserstraße 47.

In einer Gemeinschaftsausstellung mit Hellmut Bellmann und Uwe Niggemeyer zeigt Thorsten Schütt noch bis zum 2.7.95 seine Werke im Künstlerhaus Jan Oeltjen in Jade-Jaderberg (Bahnhofstr. 4, Tel. 04454-8229 o. 651. Mi/Fr bis So, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung). Vom 8. Juli bis 2. August 1995 sind seine Arbeiten in der Galerie M zu sehen. (iz)

Jun 271995
 

„Besser als unter einer Brücke zu schlafen ...“

Vor gut zwei Jahren berichteten wir über die Unterbringung von Asylsuchenden in den Räumen der ehemaligen Tischlerei Czech und Funke in der Gökerstraße 109 (vgl. Gegenwind 112): 45 Personen in vier Räumen, für sie alle zwei Duschen und drei Waschbecken, wochenlang nur kaltes Wasser, die Heizung zeitweilig außer Betrieb, Betten ohne Bettwäsche, ein einziger Kühlschrank für alle, Wolldecken statt Türen. Keine Waschmaschine – Frau Czech wusch gegen Geld für die Bewohnerinnen, und für Geschirr und Besteck mußten die AsylbewerberInnen „Kaution“ zahlen.
Die Gesetzesänderung von 1993 reduzierte den Zustrom von Asylsuchenden drastisch. Das „Asylbewerberheim im Werden“, wie die Czechs damals ihr Haus nannten; mußte nun anders genutzt werden. Zunächst Bürgerkriegsflüchtlinge, dann auch Wohnungslose wurden seither hier untergebracht.

Nachgefragt: Zur Unterbringungssituation in der Gökerstraße 109 sprach der GEGENWIND mit der Heimleiterin, Frau Czech, und Ursula Aljets, Vorsitzende des Sozialausschusses des Rates der Stadt

(noa/ub) Die Unterbringung von wohnungslosen Menschen beim Ehepaar Czech in der Gökerstraße 109 hat erneut zu heftigen Diskussionen geführt. Auslöser sind diesmal allerdings nicht die räumlichen Zustände, deren Unzulänglichkeit in der Vergangenheit Ärger und Protest hervorgerufen hatten. Ein alkoholabhängiger junger Mann wurde jetzt Anfang dieses Jahres „zwecks Entgiftung“ mehrere Wochen „auf eigenen Wunsch“ (Frau Czech) im ehemaligen Luftschutzkeller der Kaserne eingeschlossen. Die Umstände dieser „Alkoholentzugsmaßnahme“ auf privater Initiative nahmen wir zum Anlaß, das Thema Czech erneut aufzugreifen.

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