Gegenwind 131

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Dez 011995
 

Adios Amigos!

Sechs Wochen nach dem geplatzten Trögeler-Deal wartet die Bevölkerung weiter auf Aufklärung

Gegenwind Titel 131Inhalt

Für die Schlagzeilen des Jahres sorgte Herr Trögeler aus München mit seinem Ansinnen, die Jade-Wohnungsbau-Gesellschaft zu kaufen. Nur am Rande beleuchtet wurden die Rollen unserer Stadtoberen in diesem Stück. Der Gegenwind forschte nach und fand die „Schlitzohren unter sich“

Ist OB Menzel Opfer eines Komplotts, oder hat er tatsächlich Kontakt zu rechtsradikalen Immobilienhändlern? Haben die Journalisten der Süddeutschen Zeitung sich Lügen ausgedacht, oder sind sie Lügen aufgesessen? Oder lügt Menzel?

In Sande soll eine Klärschlammverbrennungsanlage gebaut werden, die Bevölkerung wehrt sich vehement dagegen, der Gemeinderat steht im Funkenregen.

Wilhelmshaven hat einen Ratsbeschluß gegen atombetriebene Schiffe, doch die Stadt begrüßte das Atom-U-Boot „USS Jacksonville“ begeistert. – Atomare Bedrohung!

Daß Angehörige ihre alten Verwandten ins Pflegeheim abschieben, damit rechnet man wohl. Daß alte Verwandte, die von Angehörigen liebevoll betreut und versorgt werden, ohne deren Wissen ins Pflegeheim gebracht werden, passiert eher selten, kommt aber auch bisweilen vor.

Kräftig geleimt habe BETA-Chef Johan Anton van Weelden den Gegenwind, heißt es im Jeverschen Wochenblatt. Man kann’s auch anders sehen: Er macht Reklame für den Gegenwind.

Die Druckausgabe:Gegenwind 131

Dez 011995
 

Giftmüll

liegt in einer mehrere Dezimeter dicken Schicht auf dem Grund des Arsenalhafens. Er soll u.a. aus Farbresten und Strahlgut bestehen. Sie stammen offensichtlich von Maler- und Entrostungsarbeiten. Jetzt steht der Schiet so hoch, daß gebaggert werden muß. Doch das Baggergut muß dann als Giftmüll entsorgt werden, und das wird bei einer Menge ca. 35.000 m3 nicht billig werden.
Deshalb hat sich die Marine etwas einfallen lassen: Durch ‚Aufnahme der Sedimente mittels spezieller Fördertechnik‘ will sie die Giftstoffe getrennt von dem übrigen Baggergut aufnehmen. Damit hofft sie, den entsorgungspflichtigen Giftmüll auf 15.000 m3 reduzieren zu können. Die anderen 20.000 will sie dann im Jadebusen bzw. im Nationalpark Wattenmeer verklappen. (jm)

Dez 011995
 

oder Lokal handeln?

Verpflichtender Grundsatz

Um die Umweltprobleme der Erde in den Griff zu bekommen, muß ganz unten angefangen werden. Wenn z.B. ein Kraftwerk gebaut wird, muß es so gebaut sein, dass keine weitreichenden Schädigungen von ihm ausgehen können. Denn, das ist klar: Nur vor Ort kann die Entstehung von Umweltgiften unterbunden werden. Leitsatz aller Umweltorganisationen ist darum logischerweise: „Global denken und lokal handeln“.
OB Menzel bekam diesen Leitspruch etwas durcheinander und sagte laut WZ v. 28.10.95 auf den von der Nordwestdeutschen Universitätsgesellschaft (NWDUG) durchgeführten Wilhelmshavener Tagen, daß für Wilhelmshaven der verpflichtende Grundsatz „Global handeln und lokal denken“ gelte. Ob ihm klar war, daß er damit Wilhelmshavens Streichelpolitik für die lokalen Unternehmen zum Gesetz erhob? (hk)

Dez 011995
 

Free Elke!

Als der Film „Free Willy“ in die Kinos kam, gab es internationale Proteste für die Freilassung des Schwertwales Keiko, der im Film Willy hieß. Delfinarien und Seewasseraquarien passen nicht mehr in unsere Zeit. Das Einsperren von Meeressäugern, die in freier Natur am Tag mehrere hundert Kilometer unter Wasser zurücklegen, in viel zu kleinen Becken ist nicht mehr hinzunehmen.
In Wilhelmshaven gibt es auch zwei „Willys“. Sie heißen Elke und Peter, sind Seehunde und leben seit 1979 im Seewasseraquarium‘ am Südstrand.
Sie kamen von der Seehundaufzuchtstation Norddeich und leben seitdem in Gefangenschaft in Wilhelmshaven.
Seehunde können bis zu achtzig Stundenkilometer schnell schwimmen und hundert Meter tief tauchen und dabei bis zu vierzig Minuten unter Wasser bleiben. Auf Sandbänken halten Seehunde einen respektvollen Abstand voneinander – etwa zwei bis drei Meter.
Im Wilhelmshavener Seewasseraquarium haben Elke und Peter nur ein ca. 30 Quadratmeter kleines Becken mit ungefähr 15 m3 Wasserinhalt. Die tiefste Stelle ist ca. vier Meter tief. Hier kann von artgerechter Haltung keine Rede sein. Die Nordseebewohner, die normalerweise zwischen der niederländischen und dänischen Küste von Sandbank zu Sandbank wandern, sind eingepfercht wie Schwerverbrecher in Einzelhaft.
Es ist an der Zeit, an die Auswilderung von Elke und Peter zu denken! 15 Jahre Gefangenschaft sind genug. Die Seehunde gehören in die Nordsee und nicht hinter dickes Glas vor die Augen von Wochenend-Gaffern. Ein Seehundbecken kann keine Attraktion in einer modernen Stadt sein! (ft)

Dez 011995
 

Armut

ist auch in Wilhelmshaven ein Problem, von dem hauptsächlich Frauen betroffen sind. Dies verdeutlichte Gisela Gutschmidt vom städtischen Sozialamt auf einer Veranstaltung der Evangelischen Familienbildungsstätte.
Allein die Zahlen, die Gisela Gutschmidt in ihrem Referat zum Thema „Sozialhilfe – ein Frauenproblem“ vorlegte, sprechen für sich. „Derzeit werden an 2448 Haushalte Sozialhilfe ausgezahlt. In 1780 Fällen davon ist der Haushaltsvorstand weiblich.“ Besonders betroffen sind Frauen, die aufgrund von Trennung oder Scheidung ein Kind allein erziehen, oftmals ohne ausreichende Unterhaltszahlungen des Expartners. Auch älteren alleinstehend lebenden Frauen mit unzureichendem Versorgungsanspruch bleibt nur der Gang zum Sozialamt. Die sogenannten 580.-DM-Jobs sind, so Gutschmidt, überdurchschnittlich hoch mit Frauen besetzt. Die langfristige, oft dauernde Abhängigkeit von der Sozialhilfe ist besonders bei alleinerziehenden Frauen häufig vorprogrammiert. Bedingt durch den nicht selten erzwungenen Abbruch beruflicher Qualifikation bilden sie das Reservoir für Billiglohnarbeit. Weil damit eine ausreichende Altersversorgung nicht zu erzielen ist, sind diese Frauen bis an ihr Lebensende auf Sozialhilfe angewiesen.
Die desolate Finanzsituation der Stadt Wilhelmshaven bekommen auch die ärmsten BürgerInnen der Stadt zu spüren. Die einmaligen Beihilfen durch das Sozialamt sind auf ein Minimum zurückgeschraubt. Gutschmidt: „Wilhelmshaven zahlt am wenigsten Kleidergeld“, und bei Fallzahlen von 300 pro Sozialamtsmitarbeiter bleibt“ Beratung häufig auf der Strecke.“ (ub)

Dez 011995
 

brunnen

Rambla mit Wasserspielen: Die Planungen sehen im wesentlichen bekannte Elemente vor: eine befestigte baumbestandene Vielzweckfläche in der Mitte der Bahnhofstraße mit fünf elektronisch gesteuerten Wasserspielen. Unser Foto zeigt den Vater aller modernen Brunnen Wilhelmshavens: der Höger-Brunnen am City-Haus – heute ein Blumenbeet. Foto: Tunnat

Dez 011995
 

Schlitzohren unter sich

Die Affäre ‚Jade Wohnungsbau’ harrt noch immer der öffentlichen Aufklärung

(jm) Die Aufarbeitung der Vorgänge um die Jade Wohnungsbau findet – wenn überhaupt – unter Ausschluß einer breiteren Öffentlichkeit statt. Was an Informationen gestreut wird, sind Bruchstücke, aus denen sich nur ein lückenhaftes Bild über den Gesamtkomplex zusammensetzen läßt. Doch gerade wegen der fehlenden Informationen über die internen Abläufe in der ‚Stadtregierung‘ muß ein Rekonstruktionsversuch gewagt werden.

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Dez 011995
 

Mit stumpfem Schwert

Was ist dran an den Vorwürfen gegen OB Menzel, er mache Geschäfte mit Faschisten?

(hk) Der Fall, um den es hier geht, dürfte allgemein bekannt sein: Im Magazin der Süddeutschen Zeitung vom 20.10.1995 waren unserem Oberbürgermeister Kontakte mit Faschisten nachgesagt worden. Eine Behauptung, die sich wie ein Lauffeuer durch die Stadt verbreitete.

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Dez 011995
 

gedenkstein

Zum Volkstrauertag 1995: „Meine Damen und Herren! In Wilhelmshaven wurden zwischen 1943 und 1945 fast 90 Menschen Opfer der nationalsozialistischen Militärjustiz. Die meisten von ihnen wurden hier auf dem Aldenburger Friedhof beerdigt. Der Kulturausschuß hat dem Vorschlag des Antifaschistischen Bündnisses zugestimmt, den Opfern mit einem Gedenkstein die lange vorenthaltene Ehre zu erweisen. Die Aufschrift lautet: Den Opfern der nationalsozialistischen Militärjustiz zum Gedenken.“

Dez 011995
 

Tauschen statt kaufen

lautet für einige Wilhelmshavener die Antwort auf sinkende Einkommen und damit zunehmende Ausgrenzung vom Warenkonsum. Unter dem Motto Ohne Moos geht’s los suchen sie Partner und Partnerinnen, mit denen sie zusammen einen Tauschring ins Leben rufen möchten.

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Dez 011995
 

EXPO

 

STOP

Partnerstadt Hannover
Planungen für das Wochenende an der Jade 2000 nehmen Formen an

(hk) Wie die berühmten Seifenblasen zerplatzen die Träume der Wilhelmshavener EXPO-Macher: Nachdem bereits die „unerläßliche“ Hafentorbrücke zu den Akten gelegt wurde, ist nun auch noch der bereits bis ins Detail überplante Standort hinfällig: Die EXPO am Meer wird nicht auf der Schleuseninsel stattfinden. Stattdessen soll sie im und am Großen Hafen durchgeführt werden.

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Dez 011995
 

Gemeinderat im Funkenregen

In Sande schwelt der Unmut wegen einer von der Gemeinde beschlossenen Klärschlammverbrennungsanlage.

(jm) Mehrere hundert Menschen versammelten sich am 10. November bei Einbruch der Dunkelheit auf dem Rathausplatz in Sande, um gegen eine von ihrer Gemeinde geplante Klärschlammverbrennungsanlage (KVA) zu protestieren. Gefolgt waren sie dem Aufruf einer frisch aus der Taufe gehobenen Initiative zur Verhinderung der geplanten thermischen Klärschlammverbrennungsanlage in Sande (IVK).

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Dez 011995
 

Atomare Bedrohung

Nuklear betriebenes U-Boot zu Gast in Wilhelmshaven

(ft) Nuklear angetriebene Schiffe (die auch Atomwaffen an‘ Bord haben können) stellen auf See und in den Häfen ein Risiko dar. Jederzeit kann es zu atomaren Katastrophen bis hin zur Kernschmelze kommen. Auch durch äußere Einflüsse (Havarien) kann der Kernreaktor beschädigt werden. Liegt ein solches Schiff im Hafen, wird bei einem Unfall nicht nur das Meer verseucht, sondern es besteht auch eine akute Gefährdung der Menschen in der zum Hafen gehörenden Stadt. Aufgabe der Regierenden einer Hafenstadt sollte es sein, das Einlaufen solcher Schiffe zu unterbinden, zumindest jedoch muß die Bevölkerung von der potentiellen Gefahr wissen.

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Dez 011995
 

Erinnern Sie sich noch?

Im letzten Jahr gab Thorsten de Vries eine Erklärung ab, in der er dem Faschismus abschwor. Diese Erklärung war ausschlaggebend dafür, daß seine Freiheitsstrafe verkürzt und in eine Freilassung auf Bewährung
umgewandelt wurde (Die in der letzten Woche gegen de Vries verhängte Strafe hat damit nichts zu tun).Alle diejenigen, die de Vries kannten, haben sich damals darüber kaputtgelacht, daß ein Richter solchen Worten aus de Vries‘ Mund Glauben schenkt.
Im August 1995 tauchte der ‚geläuterte‘ Thorsten de Vries beim Hess-Gedenkmarsch im dänischen Roskilde wieder auf.
In Dänemark kann er es sich ja erlauben: Über dem Totenkopf mit gekreuzten Schwertern steht „SS-Totenkopf“.

Thorsten de VriesFoto: Antifaschistisches Info-Blatt, Berlin

Dez 011995
 

Fast wie ein Krimi

Der schnelle Weg ins Pflegeheim

(noa) Bis zum Juli dieses Jahres lebte die jetzt knapp 85jährige Magda.A. allein in ihrer Wohnung. Ihre Nichte Margret R. besuchte sie täglich, verrichtete die Hausarbeiten, die die alte Dame nicht mehr alleine schaffte, führte sie spazieren, kaufte für sie ein, erledigte alle finanziellen Transaktionen für sie.

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