Gegenwind 128

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Jun 271995
 

Premiere: URFAUST von Johann Wolfgang Goethe

Aufführung am Rosenhügel im Stadtpark Freitag, 14.7.,21 Uhr. Weitere Aufführungen (gleicher Ort, gleiche Zeit): Samstag, 15., Freitag, 2., Samstag, 22., Freitag, 28., Samstag, 29.7.

Mit Goethes URFAUST wagt die Landesbühne im Juli 1995 ein erstmaliges Experiment seit ihrer Gründung 1952: Freilichttheater. Der große deutsche Klassiker nicht im Musentempel, sondern auf der grünen Wiese. Passend zu dieser ursprünglichen, kräftigeren und derberen Form des Faust: stark geprägt vom mittelalterlichen Volksbuch und den Faust-Puppenspielen, die Goethe aus seiner Kindheit sehr gut in Erinnerung hatte.

Es ist die Geschichte vom Wahrheitssucher Faust, der aus Neugier und Experimentierfreude einen Pakt mit dem Teufel Mephisto schließt. Die Tragödie beginnt, als Faust sich heftig in Gretchen verliebt; an ihrem Ende liegen Gretchens Bruder und Mutter im Grab, auch ihr uneheliches Kind hat sie umgebracht und sie selbst erwartet, wahnsinnig geworden, ihre Hinrichtung.

Die Inszenierung von Donald Berkenhoff nutzt die Möglichkeiten des open-air-Schauplatzes. So werden Faust und Mephisto, wie in Goethes Regieanweisungen vorgesehen, auch zu Pferde erscheinen. Hexen treiben ihr geheimnisvolles Unwesen, verwandeln den alten Faust in einen jungen, und nicht zuletzt wird opulenter Feuerzauber die Dämmerung erhellen. Neben bekannten und neuen Mitgliedern des Ensembles spielen auch Mitglieder der Altentheatergruppe „Die Wellenbrecher“ und des Niederdeutschen Theaters mit und es wird ein großer Chor zu hören sein, der sich an der Landesbühne unter Leitung von Erich Radke für diese Inszenierung eigens gebildet hat.

Jun 271995
 

O-Ton

heißt die Zeitung des Radio Jade e. V. Dieser Tage liegt die erste Ausgabe frisch gedruckt vor und informiert über die Geschichte des Senders, medienrechtliche Rahmenbedingungen, Zielsetzungen der Betreiber, Veranstaltungen für Radiomacherinnen und -interessierte sowie Möglichkeiten zur Förderung und/oder Mitarbeit im Verein. (iz)

Zweite Radiowerkstatt im Herbst

Der Lokalsender „Radio Jade“ soll ein bürgernahes Programm unter Einbeziehung möglichst vieler gesellschaftlich und kulturell engagierter Gruppen bieten. Deshalb bietet Radio Jade – nach der ersten erfolgreichen Veranstaltung im April mit über 20 TeilnehmerInnen – im Herbst eine zweite „Radio-Werkstatt“ an: einmal im kommenden Semester an der Volkshochschule und eine zusätzliche im Spätherbst.
Ziel der Seminare ist es, die TeilnehmerInnen in die Lage zu versetzen, einfache Hörfunkbeiträge selbst zu erstellen. Dabei stehen journalistische Formen, Arbeitstechniken und Herangehensweisen im Vordergrund. Auch wird es darum gehen, politische Themen der Region aufzuspüren und Ideen für eine Umsetzung im Hörfunk zu erarbeiten.
Die Seminare unter Leitung der Journalisten Rüdiger Schaarschmidt und Michael Diers beginnen mit einer Blockveranstaltung. Anmeldeformulare können unter den Telefonnummern 04421-42215 oder 82099 angefordert werden.

Jun 271995
 

Ein Multitalent

ist der Wilhelmshavener Künstler Thorsten Schütt. „Tosch“ ist Musiker, Maler und Holzbildhauer. In seiner Entwicklung suchte und fand er immer wieder die Querverbindungen zwischen den verschiedenen Ausdrucksformen. In der Möbeltischlerei widmete er sich erfolgreich handwerklich perfekten, liebevollen, aber nie kitschigen Intarsienarbeiten. Akribie und Komposition dieser Arbeiten spiegeln sich auch in seiner Malerei wider. An den Percussions von „Mi Ritmo“ kam dieses Zusammenspiel von Exaktheit und Lebendigkeit gleichfalls zum Ausdruck. Und als er sich als Instrumentenbauer versuchte, mußten fast zwangsläufig ästhetisch wie musikalisch ansprechende Gitarren in Intarsienarbeit dabei herauskommen. Seine Holzplastiken sind immer Mittel- und Anziehungspunkt in Gemeinschaftsausstellungen. Nichts ist zufällig und nichts willkürlich. In jedem Stück Holz erfühlt Tosch dessen Natur und vollendet letztlich nur, was der Holzfäller unterbrochen hat. Keine Struktur wird vergewaltigt, keine Oberfläche sich selbst entfremdet. Immer wieder reizen die Plastiken, sie anzuschauen und zu streicheln. Und wer es sich leisten kann, will sie zeitlebens streicheln – sie sind es wirklich wert.
Nachdem die Idee eines Gemeinschaftsateliers der Gruppe „Artiv“ gescheitert ist, arbeitet Tosch weiter in seinem Atelier in der Weserstraße 47.

In einer Gemeinschaftsausstellung mit Hellmut Bellmann und Uwe Niggemeyer zeigt Thorsten Schütt noch bis zum 2.7.95 seine Werke im Künstlerhaus Jan Oeltjen in Jade-Jaderberg (Bahnhofstr. 4, Tel. 04454-8229 o. 651. Mi/Fr bis So, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung). Vom 8. Juli bis 2. August 1995 sind seine Arbeiten in der Galerie M zu sehen. (iz)

Jun 271995
 

„Besser als unter einer Brücke zu schlafen ...“

Vor gut zwei Jahren berichteten wir über die Unterbringung von Asylsuchenden in den Räumen der ehemaligen Tischlerei Czech und Funke in der Gökerstraße 109 (vgl. Gegenwind 112): 45 Personen in vier Räumen, für sie alle zwei Duschen und drei Waschbecken, wochenlang nur kaltes Wasser, die Heizung zeitweilig außer Betrieb, Betten ohne Bettwäsche, ein einziger Kühlschrank für alle, Wolldecken statt Türen. Keine Waschmaschine – Frau Czech wusch gegen Geld für die Bewohnerinnen, und für Geschirr und Besteck mußten die AsylbewerberInnen „Kaution“ zahlen.
Die Gesetzesänderung von 1993 reduzierte den Zustrom von Asylsuchenden drastisch. Das „Asylbewerberheim im Werden“, wie die Czechs damals ihr Haus nannten; mußte nun anders genutzt werden. Zunächst Bürgerkriegsflüchtlinge, dann auch Wohnungslose wurden seither hier untergebracht.

Nachgefragt: Zur Unterbringungssituation in der Gökerstraße 109 sprach der GEGENWIND mit der Heimleiterin, Frau Czech, und Ursula Aljets, Vorsitzende des Sozialausschusses des Rates der Stadt

(noa/ub) Die Unterbringung von wohnungslosen Menschen beim Ehepaar Czech in der Gökerstraße 109 hat erneut zu heftigen Diskussionen geführt. Auslöser sind diesmal allerdings nicht die räumlichen Zustände, deren Unzulänglichkeit in der Vergangenheit Ärger und Protest hervorgerufen hatten. Ein alkoholabhängiger junger Mann wurde jetzt Anfang dieses Jahres „zwecks Entgiftung“ mehrere Wochen „auf eigenen Wunsch“ (Frau Czech) im ehemaligen Luftschutzkeller der Kaserne eingeschlossen. Die Umstände dieser „Alkoholentzugsmaßnahme“ auf privater Initiative nahmen wir zum Anlaß, das Thema Czech erneut aufzugreifen.

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Jun 271995
 

Helfersyndrom

Gegenwind-Gespräch mit Ratsfrau Aljets

GEGENWIND: Frau Aljets, das Ordnungsamt der Stadt Wilhelmshaven bringt mittlerweile seit einigen Jahren bei Czech in der Gökerstraße 109 unter.
Aljets: Wir hatten Ende 92/ Anfang 93 das Unterbringungsproblem für Asylbewerber. Bei Czech wurden die Asylbewerber/innen untergebracht, die nicht mehr in den beiden Flüchtlingsheimen unterkommen konnten. Das war die Zeit, als wir hier nicht nur die Asylbewerber/innen, die wir durch die ZAST (Zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber/innen – Anm. d. Red.) zugewiesen bekamen, unterbringen mußten. Wir hatten zudem das Problem, daß Asylbewerber/innen mit einem Busunternehmen kamen, die Leute wurden am Rathausplatz ausgeladen, und die Stadt hatte das Unterbringungsproblem. Wir waren damals alle froh, wenn wir es gerade auch am Wochenende immer geschafft hatten, daß niemand auf der Straße bleiben mußte. Weiterlesen »

Jun 271995
 

Christliche Nächstenliebe

Gegenwind-Gespräch mit Frau Czech

GEGENWIND: Frau Czech, Sie beherbergen hier Bürgerkriegsflüchtlinge und Wohnungslose.
Czech: Das trifft zu. Die Bürgerkriegsflüchtlinge sind in dem umgebauten Wohnbereich untergebracht. Wir haben – Gott sei Dank – die Bank überzeugen können, daß wir Gelder für Ausbaumaßnahmen brauchten. Wir haben einen Bauantrag genehmigt bekommen für die Unterbringung von 135 Personen. Weiterlesen »

Jun 271995
 

Frauenliste

Harte Zeiten …

…. sind nicht unbedingt etwas Neues für Wilhelmshaven. Und alles Schönfärben hilft nun nichts mehr: Weitere Kürzungen in allen Bereichen des städtischen Haushaltes werden die nächsten Jahre bestimmen. Weiterlesen »

Jun 271995
 

Auferstanden aus Ruinen

Allen Unkenrufen zum Trotz: Die Wilhelmshavener Musikinitiative lebt weiter

(iz) „Alles zu Ende!?“ lautete der Arbeitstitel der Vollversammlung, zu der die Wilhelmshavener Musikinitiative (WIMU) am 12. Juni 1995 eingeladen hatte. Trotz aller Anstrengungen des Vorstandes und der Geschäftsführung war eine Finanzierung insbesondere der beiden Vollzeitangestellten nicht mehr möglich (s. GEGENWIND-Berichte der letzten Jahre). Doch am Ende der vierstündigen Mammutsitzung bestand Einigkeit: jetzt wird erst recht weitergemacht!

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