Gegenwind 1993
Aug 021993
 

Der Deutsch-Türkische Freundeskreis, in dem sich Menschen zusammengeschlossen haben, die sich angesichts der Morde von Mölln und Solingen nicht mehr darauf beschränken wollen, an Demonstrationen und Lichterketten gegen Ausländerfeindlichkeit teilzunehmen, hat den folgenden „Brief an die Nachbarn“ verfaßt.

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Aug 021993
 

Abtreibung als Geldstrafe

Zwangsberatung und hohe Abtreibungskosten – das Urteil des Bundesverfassungsgerichts trifft besonders arme Frauen

(hh/ub) Das Urteil der Karlsruher Richter zum Paragraphen 218 definierte einen Schwangerschaftsabbruch als rechtswidrig aber straffrei. Dies bot die Grundlage zur Abschaffung der Krankenkassenfinanzierung und stellt somit faktisch eine Geldstrafe für abtreibende Frauen dar. Gespräche mit Pro Familia, dem Sozialamt und der AOK beleuchten die aktuelle Situation in Wilhelmshaven.

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Aug 021993
 

Wir wollen unseren alten Kaiser Wilhelm ....

Wilhelm I. soll wieder auf seinen Sockel

DURCH DIE HINTERTÜR soll Wilhelm I., der Namensgeber unserer Stadt, wieder seinen Sockel im Friedrich-Wilhelm-Park besteigen. Einige finanzkräftige Wilhelmshavener wollen, ohne daß die Gremien der Stadt darüber beschließen müßten, die Bronzestatue zum 125jährigen Jubiläum der Stadt wieder aufstellen.

Die mit der Aufstellung des Standbildes zweifellos verbundene Ehrung hat Wilhelm I. wirklich nicht verdient. Als König und Kaiser steht sein Name für Kriege, Annexionen und Sozialistenverfolgungen. Wir wollen gewiß nicht vergessen, wem unsere Stadt ihren Namen zu verdanken hat, aber daß man einen Lumpen wieder auf die Beine stellt, ist wohl doch zuviel der Ehre. (hk)

König Wilhelm I. als Menschenfresser - Karikatur Diese französische Karikatur zeigt den preußischen König Wilhelm I. als einen Menschenfresser, der sich die deutschen Kleinstaaten einverleibt, eine politische Entwicklung, die im Ausland nicht ohne Sorge beobachtet wird.

Französische Karikatur von 1867: Wilhelm I. als „großer deutscher Menschenfresser, der Könige und Forsten verschlingt“ als Reaktion auf die Annexionspolitik Wilhelms gegen Hannover, Kurhessen, Nassau, Frankfurt/Main, Schleswig, Holstein und Lauenburg.

 

Aug 021993
 

Abgelehnt

hat der Grundstücksausschuß den Antrag des Wilhelmshaveners Torsten C., die Adolfstr. im Stadtteil Bant in „Adolph-de-Cousser-Straße“ umzubenennen. Der Erfahrung des Antragstellers nach fühlen sich besonders auswärtige Besucher mit dem alten Straßennamen „an den ehemaligen Menschenverführer Adolf Hitler erinnert“ (aus der Antragsbegründung), und so sorgt er sich „um den guten Ruf unserer Stadt“. Das Liegenschaftsamt vermerkt in seiner Ablehnung des Antrages: „Die Adolfstraße ist seit mindestens 1879 in Bant vorhanden und hat sich als Straßenname ohne Zusatz so in der Bevölkerung manifestiert“.
Der GEGENWIND hat im „Wilhelmshavener Heimatlexikon “ gestöbert und unter „Adolfstraße“ folgenden Eintrag gefunden: „Adolfstraße . .. benannt nach dem Ziegelei- und Gutsbesitzer Adolf de Cousser in Hahn, dem Erbauer der Werfthäuser in Bant..“ Im Wilhelmshavener Adreßbuch von 1970/71 war fälschlicherweise noch behauptet worden, die Straße sei nach dem französischen Banter Gemeinderatsmitglied Adolf Rüger benannt worden. Auch „Adolf Bruns, der in dieser Straße das 1. Haus gebaut haben soll“ ist eindeutig nicht gemeint. Den wenigen Touristen, die sich in diesen Teil unserer Stadt verirren, sei die Lektüre des GEGENWIND empfohlen. (ub)

Aug 021993
 

Nicht gebaut

wird die Pipeline nach Leuna. Der Bau hätte sich auch gar nicht gelohnt, wie der WZ vom 22. Juli 1993 zu entnehmen war:

Pipeline

Ausriß aus der Wihelmshavener Zeitung vom 22. Juli 1993

Jun 071993
 

Wilhelmshavener Frühling

Wohnraummangel, Kandidatenkarussell, Asylbewerber, Neonazis …

Gegenwind Titel 115Inhalt

♦ Bei der SPD dreht sich das Kandidatenkarussell: Menzel, Heußen und Siefken wollen Gabriele Iwersen aus dem Bundestag jagen. Steht noch ein fünfter Kandidat bereit?

♦ SPD-Unterbezirksvorsitzender Peter Junklewitz will sich nicht vorhalten lassen, daß die SPD mit ihrem Verhalten in der Asylfrage ein Menschenrecht abgeschafft hat. Krokodilstränen!

♦ Chlorgasaustritt bei ICI Atlantik – „Eine Gefährdung der Bevölkerung bestand zu keiner Zeit“ – Forderungen zur Chlorgasproduktion auf dem Rüstersieler Groden.

♦ Die Arbeiterwohlfahrt bekam einen Preis – Beschäftigte meinen: zu Unrecht

♦ Die Neonazis treiben ungehindert ihr Unwesen – Das Antifa-Plenum Oldenburg nimmt Stellung

♦ Strafbefehle gegen die Greenpeace-Blockierer des ICI-Werkes

♦ 22.000 Windmühlen bestimmten früher das Bild unserer Region. Von den Schwierigkeiten, heute Windmühlen zu bauen

♦ Die Restaurierung der ehemaligen Zwangsarbeiterbaracke „Schwarzer Weg“ droht an den hohen Auflagen der Denkmalsschutzbehörde zu scheitern

♦ Immer mehr Obdachlose müssen auf der Straße übernachten – „Platte machen“ nennen sie das

♦ Radio Überleben stellt seinen Sendebetrieb ein – ein kurzer Rückblick auf 1 Jahr Sendezeit.


Titelbild: Burkhard Königshoff


Die Druckausgabe zum Runterladen: Gegenwind 115

Jun 071993
 

Vor den Mauern der Stadt

mußten schon im Mittelalter alle ungebetenen Gästen und das fahrende Volk campieren. Den Asylbewerbern geht es in Wilhelmshaven ähnlich. Weit entfernt von Einkaufs- und Kommunikationsmöglichkeiten und von den sozialen Einrichtungen der Stadt im nicht erschlossenen Industriegelände West haben sie ihre Unterkunft. Am 21. Mai sollte im Rat der Stadt darüber diskutiert werden, ob den Asylbewerbern die kostenfreie Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ermöglicht werden kann. Nur durch die Stimme des Sozialdemokraten Föhlinger war es überhaupt möglich, diesen Punkt auf die Tagesordnung zu setzen.
Natürlich wurde der Antrag abgelehnt. Der Vertreter der UWB im Rat der Stadt, Michael Tönjes, ließ dann auch noch Schönhuber aus seinem Munde reden: „Täter kriegen Freifahrtscheine“. Die Buslinie in Richtung Industriegelände West wird übrigens während der Krupp-Betriebsferien eingestellt. (hk)

Jun 071993
 

TIC kommt voran

Die monatlich 50.000 DM für das Remscheider Marketing-Unternehmen TIC sind wohl, allen Unkenrufen zum Trotz, doch gut angelegt: Wie TIC-Mitarbeiterin Walburga Smolka-Bormann dem Wirtschaftsausschuß mitteilte, sind in Hongkong und Taiwan zwei Werbeveranstaltungen vorbereitet, in Taiwan wird eine Zeitungsanzeige (in chinesischer Sprache) auf die Region Wilhelmshaven/Friesland aufmerksam machen und der „Knüller“: In der Augsburger IHK-Zeitung wird ein Artikel über unsere Region erscheinen! (Obwohl dort laut WZ vom 12.6. „Ein derartiger Beitrag nicht bekannt sei.“) (hk)

Jun 071993
 

Wilhelm I.

soll wieder als Bronzefigur auf seinem Sockel an der Garnisonkirche stehen. Das ist Ziel von Schreiber und Hochbauamtsleiter Sommer. Der alte Wilhelm wurde bekanntlich von den Nazis eingeschmolzen, um Rohstoffe für Patronen und Granaten zu bekommen. Der Wiederaufbau der Statue würde die Stadt eines Zeitzeugnisses des Faschismus berauben. (hk)

Jun 071993
 

Mehr Menschlichkeit

in unserer Stadt ist das Ziel des neugegründeten deutsch-türkischen Freundeskreises. Deutsche und türkische Menschen verschiedener Altersstufen haben sich zusammengefunden, um Aktivitäten für dieses Ziel zu entwickeln. Die ersten Schritte sind schon getan: Briefe an Schüler, Schulleiter und an die Öffentlichkeit zeigen Möglichkeiten für ein menschliches Miteinander auf. -noa-

Jun 071993
 

gw115_demo

Am 3. Juni, dem Tag der Trauerfeier für die Opfer des Mordanschlages in Solingen, führten ca. 60 TeilnehmerInnen des Berufsförderungslehrganges beim CVJM Wilhelmshaven e. V. zusammen mit einigen Beschäftigten aus Schule und Wohnheim einen Schweigemarsch durch, um ihre Ablehnung von Haß und Gewalt zu demonstrieren. Eine Schweigeminute oder eine Arbeitsniederlegung an diesem Tag war ihnen zu wenig. „Davon merken die Ausländer ja gar nichts“, argumentierten Jugendliche und überzeugten ihre Lehrkräfte, daß eine Demonstration durch die Markt-, Weser- und Werftstraße mehr Sinn macht. -noa- Foto: Tunnat

Jun 071993
 

Weltpolizeiliche Aufgaben

für die Bundeswehr regte nach einer WZ-Meldung Wilhelmshavens Bürgermeister Siegfried Neumann (SPD) an. Er reiht sich damit in die Reihe der Sozialdemokraten ein, die Deutschlands neu gewonnene Größe nicht verkraften können und die Welt am deutschen Wesen genesen lassen wollen. (hk)

Jun 071993
 

Verknackt

wurden die Hamburger Faschisten, die den Steckbrief gegen den DGB-Kreisvorsitzenden Manfred Klöpper in überregionalen Zeitungen veröffentlichten. 2.000 Mark Schmerzensgeld müssen diese auf Klöppers Konto überweisen. – Geld, was ein aktiver Antifaschist, der auch mal angesichts von Nazi-Provokationen ausflippt, sicherlich gut gebrauchen kann. (hk)

Jun 071993
 

Sparmaßnahmen

auf dem Rücken der schlecht bezahlten Angestellten als ein Ergebnis der Unternehmensberatung in Sanderbusch: Die ca. 60 Rettungsdienstassistenten des Landkreises Friesland konnten früher im Krankenhaus für 3,50 DM zu Mittag essen. Jetzt müssen sie wie Besucher 7,80 DM für eine Mahlzeit hinlegen. -noa-

Jun 071993
 

Menzel schrödert

SPD-Kandidaten zur Bundestagswahl: Iwersen, Menzel, Heußen, Siefken und – der Joker?!

(hk) Viele, die nach der SPD-Wahlkreis-Delegiertenkonferenz in der Stadthalle glaubten, daß die Partei das Diskutieren und Streiten verlernt hat, wurden in den letzten Wochen eines besseren belehrt: Es brummt in der SPD. Die Wahl des Bundestagskandidaten für den Wahlkreis 21 steht für den 16. Oktober auf dem Programm.

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