Gegenwind 1992
Jun 221992
 

Kürzung

von Unterrichtsstunden und Vergrößerung von Klassen droht ab dem kommenden Schuljahr an Wilhelmshavener Schulen durch den neuen Erlaß zur Unterrichtsversorgung. Die Kollegien der Wilhelmshavener Hauptschulen haben ausgerechnet, was die Schönrechnerei in Sachen Stundenbedarf für sie bedeutet. Braucht die Hauptschule Bremer Straße nach der alten Bemessungsgrundlage 489 Lehrerstunden, so sind das im kommenden Schuljahr nur noch 403 Stunden; an der Hauptschule Heppens können statt 255 nur noch 204 Lehrerstunden verplant werden; und an der Hauptschule Nogatstraße schrumpft das Kontingent an Lehrerstunden von 261 auf 233. Das entspricht einer durchschnittlichen Verringerung der Unterrichtsversorgung um 15,3 %! (noa)

Jun 221992
 

Streichungen

bei der ambulanten Pflege nimmt die AOK vor. Die Betreuung alter Menschen in ihrer häuslichen Umgebung (Verabreichen von Medikamenten, Bewegungsübungen, Einreibungen und ähnliche Leistungen) wird von Ärzten verschrieben und u.a. durch den Verein Freie Soziale Dienste e.V. durchgeführt.
Bei mehreren Patienten tauchte nun in den letzten Tagen der AOK-Vertragsarzt auf, verschaffte sich innerhalb einer knappen halben Stunde einen flüchtigen Eindruck von der Situation und strich einzelne Verordnungen mit der Begründung, daß sie überflüssig seien.
Die ambulante Pflege bewahrt viele alte MitbürgerInnen vor der Übersiedlung ins Pflegeheim. Sie ist viel kostengünstiger als die Heimunterbringung. Die Sparmaßnahmen an den alten Leuten werden also letztendlich zu Mehrkosten führen. Allerdings wird nicht die AOK die Mehrkosten tragen, denn dafür ist das Sozialamt zuständig. Mehr zu den Hintergründen und Zusammenhängen im nächsten GEGENWIND. (noa)

Jun 221992
 

Erfolgreich

schulstreik

war der Schulstreik an der Grundschule Kathrinenfeld. Die Gesamtelternversammlung vom 15. Juni hatte einstimmig einen unbefristeten Schulstreik vom 23. Juni an beschlossen, um die Einstellung eines Schulleiters oder einer Schulleiterin zu erzwingen. Seit dem 1. Februar ist diese Stelle schon unbesetzt, und eine Lehrerin hatte diesen Posten kommissarisch für die Zeit bis zu den Sommerferien übernommen. Nun war dem Schulelternrat mitgeteilt worden, daß die Stelle zum 1. August nicht besetzt werde. Außer einem/r hauptamtlichen SchulleiterIn fordert die Elternschaft eine halbe Lehrerstelle, um im neuen Schuljahr den vorgeschriebenen Unterricht zu gewährleisten. Mit dem jetzt vorhandenen Personal könnte nach den Sommerferien der Unterricht nur zu 88,8 % erteilt werden.
Am 23. Juni versammelten sich Eltern und Schulkinder auf dem Schulhof; Unterricht fand an diesem Tag nicht statt. Der Erfolg: Die Besetzung der Schulleiterstelle zum 1. August wurde (zu 99,9%) zugesagt. Daraufhin schickten die Eltern ihre Kinder am 24. Juni wieder zum Unterricht. Sie sind allerdings bereit, den Streik sofort wieder aufzunehmen, wenn der/die zugesagte neue SchulleiterIn nach den Ferien doch nicht da ist.(noa)

Jun 221992
 

Gesetzwidrig

„HilfslehrerInnen“ dürfen nur außerhalb des Schulbetriebes eingesetzt werden

(noa) In unserer Ausgabe 106 berichteten wir unter der Überschrift „Lehrkräfte light“ von einem besonders fragwürdigen Versuch, den LehrerInnenmangel an den Wilhelmshavener Schulen zu vertuschen: die Einstellung von im Schnellverfahren ausgebildeten ABM-Kräften als Hilfslehrerinnen.

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Jun 221992
 

Liebe Gegenwind-Redaktion:
Nach unserem Gespräch habe ich es geahnt, aber doch nicht glauben wollen: Unsere Arbeit sollte in Eurer neuen Mai-Ausgabe verrissen werden!
Zur Vorgeschichte: Auf meine Frage nach dem Inhalt des bevorstehenden Interviews , sagte Imke (Redaktion Gegenwind) mir, es handele sich um „nichts besonderes“, sondern lediglich um die Weiterentwicklung des Pumpwerks. Nun stehen wir als „Headliner“ da. Sollen wir mit unserem Namen für Euch neue Leserschichten ansprechen? Weiterlesen »

Jun 221992
 

Wer Wind sät ...

Engstler bewirkt Rückschlag für die PVC-Industrie

(hk) Wer viel fragt, kriegt viel Antwort. Diese Binsenweisheit kann der Wilhelmshavener Landtagsabgeordnete Dr. Horst Engstler bestätigen, der unlängst eine Anfrage an die Landesregierung stellte, welche in den „Richtlinien öffentliches Auftragswesen“ PVC als umweltbelastend einstufen will.

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Jun 221992
 

Jedem das Seine

Professor aus Göttingen referierte über neue Mittel gegen die Abhängigkeit

(hh/iz) Wir berichteten im GEGENWIND bereits mehrfach zum Thema Hartdrogenkonsum in Wilhelmshaven und Möglichkeiten der Hilfe. Leider wird dieses Thema auch in Zukunft kaum an Brisanz verlieren. So fand eine von der Suchtberatungsstelle der Diakonie veranstaltete Informations- und Diskussionsveranstaltung regen Zuspruch von Ärzten, Apothekern, Betroffenen und Interessierten.

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Jun 221992
 

Pötte und Pann’n

Neuer Erlaß ermöglicht den Einkauf in mitgebrachten Behältern

(iz) Darauf haben umweltbewußte VerbraucherInnen lange gewartet: im März 1992 hat das Niedersächsische Ministerium für Landwirtschaft um Einvernehmen mit dem Umweltministerium per Runderlaß den Weg geebnet, um durch den Einkauf in mitgebrachten Behältern den Verpackungswahn und den Irrweg des „Grünen Punktes“ zu stoppen!

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Jun 221992
 

Laßt 1000 Antennen blühen!

Radio Überleben verändert Wilhelmshavens Medienlandschaft

(noa/hk) Seit dem 22 .April sendet Radio Überleben (fast) jeden Mittwoch ab 17.15 Uhr auf UKW 100,4 MHz für Wilhelmshaven und umzu Informationen, Meinungen, Interviews – der GEGENWIND stellte den Piratensender in seiner letzten Ausgabe vor.

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Jun 221992
 

Lecksuche

Stadtverwaltung sucht Gegenwind-Informanten

(hk) Einige Veröffentlichungen des GEGENWIND müssen die Leute aus der Stadtverwaltung doch gehörig aus ihrer Ruhe gebracht haben. Um das Informationsleck ausfindig zu machen, hat sie jetzt die Kripo eingeschaltet.

„Zu Ihrer Vernehmung in Sachen Stadt Wilhelmshaven – Strafanzeigen wegen Verletzung von Dienstgeheimnissen; Veröffentlichungen im „Gegenwind“, bitte ich Sie, sich am … um … in Wilhelmshaven, Peterstraße 29 auf Zimmer 207 einzufinden.“
Eine solche Vorladung der Kripo Wilhelmshaven bekamen einige Ratsmitglieder der Grünen, der SPD und der CDU. In der Vernehmung ging es um zwei Artikel des GEGENWIND: Einmal der Verkauf des östlich des Rathauses gelegenen Grundstückes an Frau Svenja Hillebrand (GW 107) und zum zweiten um die finanziellen Transaktionen zwischen der Stadt und dem Columbus-Betreiber Jan Gronewold (GW 105).
Dieser Einschüchterungsversuch der Wilhelmshavener Stadtverwaltung wird nicht den erhofften Erfolg bringen: Solange einem Großteil der Politik der Verwaltung und der Ratsauschüsse ein kaiserlicher Mauschelmuff anhängt, wird es immer Menschen geben, die auf unterschiedlichsten Wegen die Öffentlichkeit informieren werden; solange die alte SPD-Forderung des „gläsernen Rathauses“ nichts weiter als ein zu den Akten gelegter Beschluß ist, wird auch der GEGENWIND immer wieder bestens mit Interna versorgt werden.
Die Strafanzeige der Stadtverwaltung wird nicht nur nicht die erhoffte „Maulkorbwirkung“ haben, sie wird im Endeffekt den Informationspool des GEGENWINDES vergrößern.

Jun 221992
 

Mit Freispruch

für die Rentnerin Elisa Kauffeld aus Schortens endete der Fischbacher Giftgas-Blockadeprozeß nach einer 4. Verhandlung vor dem Amtsgericht Kaiserslautern.
Laut Anklage durch die Staatsanwaltschaft, die sich damit auf ein einschlägiges Urteil des Bundesgerichtshofes stützt, hatte Frau Kauffeld Gewalt in verwerflicher Weise gegen Kraftfahrer ausgeübt, indem sie sich mit anderen vor die Einfahrt eines Giftgaslagers setzte.
Angesichts des Alters und der Lebenserfahrung (Kriegserlebnisse) sah das Gericht die vorgenannte Gewalthandlung von Frau Kauffeld nicht als verwerflich an.
Demnach ist Frau Kauffeld nach Auffassung der Rechtspflege eine Gewalttäterin mit Altersbonus. Die Strafverfolgung gegen Tausende von Pazifisten, die in den achtziger Jahren Atom- und Giftgasdepots blockiert haben, wird also von diesem Urteil nicht berührt und geht unnachsichtig weiter. (jm)

Jun 211992
 

Pumpwerk setzt Fragezeichen!

Ein Jahr nach der Wiedereröffnung: Pumpwerk nur noch ein Musentempel?

Gegenwind Titel 107Inhalt

♦ Der 1.Mai als Kampftag der Arbeiterklasse ist „geoutet“. Heute wollen die arbeitenden Menschen nicht auch noch am 1.Mai demonstrieren – Der DGB macht am 1.Mai ein Kulturfest im und ums Pumpwerk. Neben den kulturellen Darbietungen werden die Informationen aus den Betrieben im Mittelpunkt des Kulturfestes stehen

♦ Schwerpunktthema dieses GEGENWINDES ist nicht der 1. Mai sondern das Pumpwerk. Wir führten ein Gespräch mit Stefan und Jürgen vom Pumpwerk-Team und untersuchten anhand der Programme was sich nach dem Umbau verändert hat

♦ Die Neonazis werden, nachdem sie nun in zwei weiteren Landtagen vertreten sind, immer frecher. Die Braunen haben Wahlerfolge wie kurz vor Ende der Weimarer Republik – Alle Auftritte der Faschisten verhindern!

♦ Eine besonders seltsame Baumfällaktion auf dem Rüstersieler Groden

♦ Über 45 Monate Widerstand – AEG Olympia macht Geschichte

♦ Viel Wirbel gab es schon nach der ersten Sendung von „Radio Überleben“ – wer und was steckt hinter diesem Piratensender?

♦ Dauerduschen – keine Kritik des „Untertier“, sondern ein Bericht über die Lächerlichkeit des Katastrophenschutzes bei Atomunfällen

♦ Die ICI versucht sich reinzuwaschen – Der Gegenwind droht mit Klage!

♦ „Mit spitzer Feder“ geht es in die nächste Runde „Naturschutz kontra Gewerbegebiet“ an der Ladestraße


Titelbild: Burkhard Königshoff


Die Druckausgabe zum Runterladen: Gegenwind 107

Apr 211992
 

Ein Eigentor

schoß unlängst die „Arbeitsgemeinschaft PVC und Umwelt“ (AgPU) in dem Versuch, einen Workshop der Aktionskonferenz Nordsee (AKN) zum Thema „Kommunaler PVC-Verzicht“ in Braunschweig zu sprengen. Exakt während der Tagungsdauer mietete die AgPU parallel Räume im selben Tagungshotel und präsentierte dort eine Ausstellung zum „neuesten Stand des PVC-Recyclings“ – „ergänzend zum Workshop der Aktionskonferenz“, wie das ausgelegte Flugblatt verkündete.
Die AKN verzichtete auf rechtliche Schritte aufgrund dieser Formulierung – die Parallelveranstaltung war in keiner Weise abgesprochen worden! – und bot stattdessen Vertretern der AgPU die Teilnahme am Workshop an.
Während Parterre Fachleute aus Natur- und Rechtswissenschaften, Technik, Architektur und Kommunalverwaltung anhand vorgetragener Erfahrungen und Ergebnisse zu dem Schluß gelangten, daß der Verzicht auf PVC aus ökologischer, wirtschaftlicher und technischer Sicht weiterhin geboten ist, litt die AgPU im ersten Stock offensichtlich unter Besuchermangel. Nicht, daß sich die PVC-Gegner nicht mit den Argumenten der Befürworter auseinandersetzen wollten – der Workshop war qualitativ-inhaltlich so dicht, dass selbst in den Pausen die Diskussion untereinander fortgesetzt wurde.
So bezahlten die ersten AgPU-Leute schon am Abend die vorbestellten Zimmer als Tageszimmer, bauten gleich am nächsten Morgen die Ausstellung ab und räumten das Feld. -hk-

Apr 211992
 

Ein Wendehals

scheint der Beta-Boß Johann Anton van Weelden (genannt Hans) zu sein. Setzte er die Wiederinbetriebnahme der Mobil-Raffinerie noch zahlen- und wortreich unter anderem mit der Behauptung durch, daß es in Deutschland viel zu wenig Raffinerien gäbe und eine katastrophale Abhängigkeit von Importen aus dem Ausland bestehe, hat er jetzt umgeschwenkt. Um zu verhindern, daß in den neuen Bundesländern Ölraffinerien gebaut werden, bzw. um seine Idee von einer Produktenpipeline in eben diese Bundesländer wort- und zahlenreich zu untermauern, sieht er plötzlich viel zu viele Raffinerien in Deutschland stehen.
Es droht, so van Weelden, eine katastrophale Überkapazität – Raffinerieschließungen seien unumgänglich, wenn Beta nicht ihre Produkte Richtung Leuna schicken kann. (hk)

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