Gegenwind 111

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Nov 021992
 

Moderner Sklavenmarkt

Unglaubliches von Wilhelmshavens neuem Lieblingskind Jadekost

Gegenwind Titel 111Inhalt

♦ Die zersplitterte Rechte formiert sich – die AntifaschistInnen steuern dagegen

♦ Daß Arbeit krank machen kann, ist eine Binsenweisheit; daß aber auch keine Arbeit krank macht, davon berichten OlympianerInnen

♦ Die WZ-Redakteurin Schwarz dreht fleißig am Intendantenkarussell. Wir setzen uns mit dem Schwarzen Theater auseinander

♦ Namensgleichheiten mit bekannten Personen sind ja oft ganz witzig, aber wenn man den gleichen Namen wie ein stadtbekannter Nazi trägt, dann ist das überhaupt nicht mehr komisch 3 Artikel zum heißdiskutierten Thema Männergewalt

♦ Wie ein Ölgötze thront die NWO über Tankern und Tanklagern auf dem Heppenser Groden. Man blickt hoffnungsvoll nach Leuna. Ein GEGENWIND-Gespräch

♦ Wie die Stadt ihre stumpfe „Speerspitze des Umweltschutzes“ wieder etwas schärfen könnte – die Bürgerinitiative Umweltschutz zeigt ihr den Weg

♦ Rausgeschmissen wurde die Öffentlichkeit, als es in der SPD-Führung ums Asylrecht ging. Ein Gast kommentiert

♦ Zwangsarbeit – eine der Hauptstützen Hitler-Deutschlands zum Auf- und Ausbau der Kriegswirtschaft. In Wilhelmshaven soll ein Mahnmal entstehen.


Titelbild: Burkhard Königshoff


Die Druckausgabe zum Runterladen: Gegenwind 111

Nov 021992
 

Erstaunlich

ist die Aufregung über die (wahrscheinliche) Nichtverlängerung des Mietvertrages von PLAZA im Jade-Einkaufszentrum. Die Gutachter der BBE-Unternehmensberatung schrieben bereits im April 1990 in ihrem im Auftrag der Stadt erstellten Einzelhandels-Gutachten, daß „der heutige Betreiber des SB-Warenhauses mit der Geschäftsentwicklung nicht zufrieden ist, so daß damit zu rechnen ist, daß der Mietvertrag Mitte der 90er Jahre nicht mehr verlängert wird.“ Der GEGENWIND berichtete darüber in seiner Ausgabe vom Oktober 1990.
Warum er nicht zufrieden ist, läßt sich auch leicht nachvollziehen. Als die Stadthalle gebaut wurde, war man auf der Suche nach einem Mieter, der bereit war, über einen langen Zeitraum die untere Etage zu einem überhöhten Preis zu mieten – ansonsten drohte das ehrgeizige Stadthallenobjekt zu platzen. Im damaligen Wilhelmshaven-Filz war mit der coop auch schon bald das geeignete Opfer gefunden. – Die Ertragssituation im Jade-Einkaufscenter war mehr als bescheiden, und es zeichnete sich schon früh ab, daß eine Verlängerung des Vertrages nicht in Frage kommt.
Ob ein Nachmieter gefunden wird, ist fraglich: Denn wer investiert schon großartig, wenn er weiß, daß im neuen Bahnhofsprojekt ein noch größerer Supermarkt geplant ist? (hk)

Nov 021992
 

Gibt es doch

noch Chancen für ein Marinemuseum in Wilhelmshaven? Der Förderverein des Marinemuseums hat sich nach der Schlappe der Ausstellung „Auf dem Weg zu einem Marinemuseum“ und der Nichtfinanzierbarkeit des Schulschiff-Deutschland-Traumes zwar ein wenig in einen Schmollwinkel zurückgezogen – aber es gibt dennoch Leute, die auch diesen Teil der Geschichte Wilhelmshavens in einem Museum dokumentiert sehen möchten. Angegliedert an das Küstenmuseum könnte ein Komplex die Geschichte, Bedeutung, Funktion der Marine und der damit unzertrennlich verbundenen Werft darstellen. Unter solchen Bedingungen kann ein Museum entstehen, welches dem heutigen Wissenstand entsprechend die Geschichte aufarbeitet und nicht einen solchen Tinnef bietet, wie es die bereits oben erwähnte Ausstellung tat. Es wäre dann nicht ein kriegerischer Rummelplatz wie Laboe, sondern ein Ort der Information und Bildung. (hk)

Nov 021992
 

Eifrige Gegenwindleser

sind sie ja, die Faschisten. In den bundesweit vertriebenen „Nachrichten des Studentenbundes Schlesien“ des im Landkreis Göttingen wohnenden Rechtsextremisten H.-M. Fiedler berichten sie auf 2 Seiten über den „Antifaschismus im Raum Wilhelmshaven/Friesland“. In ihrem Artikel zitieren die Rechten aus GEGENWIND-Ausgaben von 1986 bis 1992. Doch nicht nur der GEGENWIND wird fleißig zitiert, sondern auch die WZ und Schreiben der Staatsanwaltschaft. Der Studentenbund Schlesien berichtet zwar nicht lückenlos über die antifaschistischen Aktivitäten aber immerhin über einen Zeitraum von über 12 Jahren und nennt Namen und Adressen von Aktivisten. (hk)

Nov 021992
 

Landflucht

Die nationale Rechte formiert sich unter dem Schutz des Staates

(hk) Die Formierungsbestrebungen der unzähligen faschistischen und rassistischen Organisationen und Parteien sind voll im Gange. Ein Verbot dieser Gruppen wäre aufgrund ihrer Inhalte und Aktionen dringend geboten. Die Bestrebungen des Staates in diese Richtung sind halbherzig – man braucht sie wohl noch! Umso wichtiger ist es für die Antifaschisten, möglichst jedes Treffen der braunen Horden zu verhindern.

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Nov 021992
 

Es wird Zeit

Am Samstag, den 14.11.1992, wird in Bonn demonstriert. Unter den Hauptforderungen „Grundrechte verteidigen – Flüchtlinge schützen – Rassismus bekämpfen“ rufen die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Gruppen zu dieser Demonstration auf.
Der Trägerkreis geht von der Aktion Sühnezeichen über die Humanistische Aktion, der IG Metall Jugend, Jusos, Jungdemokraten, medico, terre des hommes und dem Verband der Vereine aus Kurdistan bis hin zu den Falken und dem Landesflüchtlingsrat NRW. Für die Aufzählung aller Unterstützergruppen würden die Seiten des GEGENWIND nicht ausreichen.

Aus dem Aufruf:
Verteidigt Artikel 16 des Grundgesetzes!
Für eine humane, demokratische Gesellschaft!
Gemeinsam mit allen demokratisch gesinnten BürgerInnen, GewerkschafterInnen, engagierten Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen, AusländerInnen, Friedensinitiativen, AntifaschistInnen , Flüchtlingsräten, Bürgerrechtsorganisationen, Eine-Welt-Gruppen und allen, die eine offene, freie Gesellschaft und keinen autoritären Staat wollen – Wir bekennen Farbe!
Kommt zur Großdemonstration nach Bonn!
Samstag, den 14. November 1992
Von Wilhelmshaven aus fahren Busse nach Bonn. Abfahrt ist am 14.11. um 6.00 Uhr am ZOB – Fahrkarten gibt es im DGB-Büro Kieler Str. 63 – Bitte schnell anmelden, damit genügend Busse organisiert werden können –

Nov 021992
 

Hart an der Grenze

Wilhelmshavens letzter Ansiedlungserfolg setzt schlimme Zeichen

(hk) Noch ist der Jubel der JadeKost-Richtfestgäste nicht verhallt, da drängen schon die ersten übelriechenden Gerüche aus den Hallen der Fisch- und Fleischbulettenfabrik des Horst Bartels. Gerüche, die für die Zukunft noch Schlimmes befürchten lassen.

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Nov 021992
 

Mit Jugendzentrum gegen ein eskalierendes Gewaltpotential

(ft) In einem offenen. Schreiben an den Oberstadtdirektor fordern einige Wilhelmshavener Jugendliche eine neue Jugendfreizeitstätte, die – gegebenenfalls unter Mithilfe von Praktikanten oder ABM-Kräften – selbstverwaltet werden soll.
Die Idee resultiert aus einem Defizit an Treffpunkten für Heranwachsende. „Die Jugendfreizeitstätte am Krähenbusch und das Point sind unbestritten sinnvolle Einrichtungen für Kinder und Jugendliche; für uns Heranwachsende und junge Erwachsene existiert in Wilhelmshaven jedoch ein großes Loch“, so der Brief an Schreiber.

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Nov 021992
 

Frauenliste

Mehr als 120 000 Eingaben …

zu den Artikeln 3 und 6 des Grundgesetzes sind inzwischen bei der gemeinsamen Verfassungskommission eingegangen. In der Anhörung zum Artikel 3 am 5. November 1992 hatten die Frauenbeauftragten weitere Eingaben überreicht. Auch in Wilhelmshaven sind verschiedene Initiativen gestartet worden, um die Frauenwünsche an die neue Verfassung deutlich zu machen.
Und wie bitter nötig das auch weiterhin ist, zeigt das bisherige Resultat der Diskussion um den Artikel 3 GG „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“: er soll nämlich lediglich umgestellt werden in „Frauen und Männer sind Gleichberechtigt.“ Kein Wort davon, daß die Gleichberechtigung nicht nur auf dem Papier stehen sollte, sondern der Staat durch geeignete Maßnahmen auch für die Umsetzung dieses Rechtes sorgen muß. Aber von einem Gremium, dem 26 Männer und nur 6 Frauen angehören, ist eine solche Erkenntnis wohl auch nicht zu erwarten.
Unangetastet ist bis jetzt auch noch der besondere Schutz der Ehe und Familie aufgrund des Artikel 6 GG. Die Forderung von Frauen aus allen Bereichen, nicht die Ehe, sondern das Zusammenleben mit Kindern und Pflegebedürftigen unter den besonderen Schutz des Staates zu stellen, hat bis jetzt noch keine Aussicht auf eine Mehrheit. Deshalb: weiterhin Druck machen und an die gemeinsame Verfassungskommission des Bundestages und des Bundesrates schreiben! Weiterlesen »

Nov 021992
 

Keine Arbeit macht krank

Die MitarbeiterInnen von Olympia sind von der drohenden Schließung nicht nur finanziell betroffen

(noa) Zum Ende des Jahres ist bei Olympia endgültig Schluß. „Bei AEG Olympia Office in Wilhelmshaven (…) bestanden erhebliche Auslastungsprobleme, die zu dem Beschluß geführt haben, die Aktivitäten (…) nicht weiterzuführen“, so liest sich das in „Einblick“, der Zeitschrift der Daimler-Benz AG. Wir sprachen mit vier Noch-Olympianerlnnen über die Stimmung im Betrieb.

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Nov 021992
 

Schwarzes Theater

Wo liegen die Ursachen für sinkende Besucherzahlen im Stadttheater?

(iz) „Kein Grund zum Feiern“ bescheinigte die WZ dem Wilhelmshavener Stadttheater anläßlich seines 40. Geburtstages. Sinkende Besucherzahlen werden als Beweis für eine verfehlte Programmpolitik des derzeitigen. Intendanten Georg Immelmann angeführt. Der GEGENWIND überprüfte die Stichhaltigkeit dieser Vorwürfe.

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Nov 021992
 

REHA-Klinik

Die gut recherchierten Fakten zur Ansiedlung der Reha-Klinik in Wilhelmshaven sind derart skurril kommentiert worden daß ich den Eindruck habe, der Verfasser schreibt realitätsfern. Vielleicht sollte aber auch nur der „kritische Ton“ des Gegenwindes gewahrt werden, obwohl dieses bei derart unproblematischen Ansiedlungen kaum möglich ist. Dazu ergänzende Fakten:

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Nov 021992
 

Ausstellung
Otto Pankok
29.10. – 29.11.1992

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Martin Lersch, „Otto Pankok“, 1992, Federzeichnung

Die Ausstellung steht im Vorfeld des 100. Geburtstages von Otto Pankok, der in seinem außergewöhnlichen Werk ein expressives und humanes Menschenbild gestaltete.
Er konzentrierte sich ganz auf die Ausdrucksmöglichkeiten von Schwarz und Weiß, malte seine Bilder in Kohle, schnitt sie großformatig in Holz und übertrug sie in die Radierung. Geboren 1893 in Mülheim/ Ruhr, studierte er in Düsseldorf und Weimar, lebte und arbeitete nach 1910 in Oldenburg, an der Ostsee und am Niederrhein. Studienreisen führten ihn nach Italien, Spanien, Frankreich.
Nach 1933 erhielt er ein Arbeitsverbot, seine Werke aus Museen wurden beschlagnahmt. Es entstanden der Passions-Zyklus und die Zigeunerbilder.
1947 bis 1958 lehrte Otto Pankok an der Düsseldorfer Akademie. Er starb 1966. Sein umfangreiches Werk präsentiert die Kunsthalle Wilhelmshaven in einer Auswahl von Kohlegemälden, Holzschnitten und Bronzeskulpturen.
Parallel zeigt die Kunsthalle Arbeiten des 1954 geborenen und in Frankreich lebenden Zeichners und Illustrators MARTIN LERSCH zur Inszenierung von Arthur Schnitzlers „Der Reigen“ am Stadttheater Wilhelmshaven.

tägl. außer montags 11-17 Uhr donnerstags 11-21 Uhr

Nov 021992
 

Lichtspielträume

96 Jahre Wilhelmshavener Kinogeschichte

Vom 1.-26. November 1992 zeigt die Gesellschaft für Filmstudien e.V. in der PERSPEKTIVE eine Ausstellung über die niedersächsische Filmgeschichte. Als Wanderausstellung wird sie – so auch in Wilhelmshaven – vor Ort um die lokale Kinogeschichte ergänzt. Die PERSPEKTIVE bietet während der Ausstellungszeit diverse ergänzende Veranstaltungen an. Angesichts der Tatsache, daß die ehemalige Kinostadt Wilhelmshaven derzeit nur noch ein wirklich gutes Programmkino (das Apollo – siehe GEGENWIND Nr. 97, „Balanceakt“) zu bieten hat, ergänzt durch das KOKI in der Perspektive, und ansonsten nur das Kinocenter mit eher minderwertigem Angebot, ist diese Ausstellung mit dem Rahmenprogramm wichtig und sicherlich sehenswert.

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