Gegenwind 104

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Nov 251991
 

Freihandelszone

Die Vorstellungen des Hans-Friedrich Felmberg für die Zukunft Wilhelmshavens und deren mögliche Folgen

gw104_titel KopieInhalt

♦ Kommunalwahlspätlese: Was wäre wenn die Nichtwähler eine Partei wären?

♦ Mit Betroffenen und Fachleuten führten wir ein Gespräch zum Thema „Codein statt Heroin“

♦ Ausländerfeindlichkeit und Rassismus: Eine Auseinandersetzung mit Positionen unseres CDU-MdB Erich Maaß und ein Bericht über die Ausstellung „Gestern Synagogen – heute Wohnheime“

♦ Das „managermagazin“ bezeichnete Wilhelmshaven als „Stadt in Angst“. Ist da was dran?

♦ Auch um den Papst geht es in dieser Ausgabe – und zwar um seine Hochzeit.

♦ Wir zeigen,  welch harte Schule der große Vorsitzende der Stadt durchmachen muß, um für die Weltausstellung gewappnet zu sein.


Titelbild: Burkhard Königshoff


Die Druckausgabe zum Runterladen: Gegenwind 104

Nov 251991
 

Obwohl

bei Beta noch nichts lief, meldete die WZ am 25.10.91: „Bei Beta läuft die Produktion“. Auf Anfrage teilte die für die Betriebsgenehmigung zuständige Bezirksregierung Weser-Ems mit, daß die Beta-Raffinerie noch mit der Überprüfung der Funktionsfähigkeit der Anlagen beschäftigt sei – die Genehmigung werde, so die Bezirksregierung, zur Zeit noch bearbeitet.
Beta-Boß J.A. van Weelden erklärte dazu über Autotelefon: „Das, was in der WZ steht, ist nicht wahr. Die haben vergessen ‚Ende November‘ dahinterzuschreiben. “
Wer Zeichen setzen will, braucht Erfolgsmeldungen – auch wenn sie sich im Nachhinein als fette Zeitungsente erweisen.

Nov 251991
 

Nicht bestätigen

mochten Vertreter der VEBA bzw. des Tochterunternehmens Preußen Elektra die Meldung der WZ: „VEBA plant neues Kraftwerk“ WZ 21.10.91).
Diese Meldung entsprang mehr dem Wunschdenken des Chefredakteurs der WZ. Man mache sich zwar Gedanken darüber, so der VEBA-Sprecher weiter, wo in Zukunft noch Kraftwerke gebaut werden können, um alte Kraftwerke zu modernisieren bzw. zu ersetzen, und Wilhelmshaven sei so ein Standort.
Auf getroffene Vereinbarungen zwischen dem nds. Ministerpräsidenten Gerhard Schröder und dem VEBA-Chef Klaus Piltz angesprochen (wie sie in dem WZ-Artikel suggeriert wurden), meinte ein Sprecher der PreussenElektra in Hannover, daß dieses Gespräch nur einen „ordnungspolitischen Charakter gehabt habe.“ Beschlüsse oder Planungen für ein weiteres Kraftwerk in Wilhelmshaven gäbe es nicht, erklärte der Sprecher weiter.
Unsere weiteren Recherchen ergaben dann allerdings, daß das Wunschdenken der WZ durchaus reale Hintergründe hat: Wirtschaftsminister Möllemann hat mit seiner Aufkündigung der Abnahmegarantie für in Deutschland geförderte Steinkohle der billigeren Importkohle ein Tor geöffnet. In Hannover träumt man inzwischen von einem „Importkohleverstromungszentrum“. Wilhelmshaven ist dabei als Standort für ein weiteres 700 MW-Kraftwerk gut im Rennen. Denn in Wilhelmshaven wird ein Kraftwerk „im alten Stil“ eher realisierbar sein als in Emden, Cuxhaven, Bremerhaven.

Nov 251991
 

Abgeblasen

wurde der Tag der offenen Tür, den der AStA der Fachhochschule für Anfang November geplant und angekündigt hatte. Die „Hochschulobrigkeit“ hat ihn verboten. Wenn schon, so wurde den Studentinnen mitgeteilt, dann würde eine solche Veranstaltung von der Hochschulverwaltung und dem Lehrkörper durchgeführt. Aber das wird wohl nicht für nötig gehalten, obwohl in jedem Semester, wie der AStA mitteilt, trotz NC und Studienplatzmangel vergebene Plätze unbesetzt bleiben, die FH ein wenig Positivwerbung also gut vertragen könnte.

Nov 251991
 

Mit den Worten

„Nun reicht’s aber mit der rassistischen Hetze“ verhinderte ein plötzlich in der Bahnhofsbuchhandlung auftauchender Mann den Verkauf der mit der Schlagzeile „Der schlimmste Asylant…“ erschienenen BILD-Zeitung. Er schnappte sich die dort ausliegenden ca. 80 Exemplare der Zeitung und entschwand.

Nov 251991
 

Großzügig

geht das Land mit unseren Steuergeldern um, sofern es keinen Armen trifft. Die geladenen Gäste zum Niedersächsischen Hafentag am 22. November gönnten sich auf Landeskosten:

  • Kartoffelcreme-Suppe mit Rauchlachs und Schnittlauch
  • Wacholdergeräucherte Forellenfilets
  • Rauchlachs mit Sahnemeerrettich
  • Zwischenahner Räucheraal
  • Matjesröllchen „Lord Nelson“
  • Ganze pochierte Fjordlachse
  • Schauplatten von Meeresfrüchten-Terrinen
  • Hummerkrabben-Pyramide
  • Frische Nordseekrabben in Dillsahne
  • Graved Lachs und Graved Heilbutt
  • Original Kieler Sprotten
  • Schwedische Heringshappen
  • Westküstensalat
  • Crevetten in leichtem Curryrahm
  • Tagliatelle mit Frischlachs
  • Ofenfrische Schweinekeule mit knuspriger Kruste
  • Schweinemedaillons mit Spargelspitzen
  • Luftgetrockneten Friesenschinken
  • Frische Salate mit Dressings
  • Columbus-Dessert-Variationen
  • Feinste Brotsorten, Baguette, Croissants
  • Stangenbrot, Blätterteiggebäck
  • Butter
Nov 251991
 

Übel mitgespielt

wurde Lea Rosh anläßlich ihrer Lesung „Der Tod, ein Meister aus Deutschland“ in der Stadthalle. Obwohl die Polizei direkt am Ort des Geschehens war, mußte Frau Rosh sich von Neo-Nazis und Skins bespucken, anpöbeln und bewerfen lassen. Die anwesenden Polizisten drehten sich, so ein Augenzeuge, um und trotteten in die andere Richtung. Als es dann zu Handgreiflichkeiten mit Veranstaltungsbesuchern kam, mußte die Polizei extra angerufen werden, damit Grünröcke und Zivilbeamte sich genötigt sahen, dem Treiben der Faschisten ein Ende zu setzen.

Nov 251991
 

Der Manta-Minister

Günther Krause macht auch vor dem Wattenmeer nicht halt. Sein jetzt vorgelegter Entwurf für die seit langem überfällige Befahrensregelung im Nationalpark Wattenmeer berücksichtigt ausschließlich die Interessen der Sport- und Freizeitkapitäne. Zugeständnis an den Natur- und Umweltschutz: Bei Ebbe ist das Befahren der Ruhezone nicht erlaubt.

Nov 251991
 

Rassismus nach Maß

(hk) Ausländerfeindlichkeit hat viele Gesichter. Da gibt es die haßgeprägten Gesichter der alten und neuen Nazis und ihrer kahlgeschorenen Helfer, die mit Pistolen, Brandsätzen, Steinen und Stiefeln politisch aktiv sind, da gibt es die offen oder versteckt beifallspendenden Bürger und da gibt es die Herren in Schlips und Kragen mit dem zahlenschloßgesicherten Aktenkoffer am Handgelenkkettchen, für die die faschistischen Aktionen gegen Ausländer das Salz in der Suppe sind, die gerade von ihnen bereitet wird.

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Nov 251991
 

Herren und Sklaven

Was ist das“ Ausländerfeindlichkeit“? Sicher sind die prügelnden Neo-Nazis und Skinheads, die offen oder heimlich Beifall spendenden BürgerInnen ausländerfeindlich. Aber läßt sich damit schon erklären, was hier in unserer Bundesrepublik los ist?
Sind nicht auch Leute wie unser Bundespräsident, oder wie Engholm, ausländerfeindlich, wenn sie mit Sprüchen wie „Die haben schließlich unseren Wohlstand mit aufgebaut“ und „Wir müssen diesen Leuten dankbar sein. Wer würde denn heute noch die Arbeiten machen, für die sich kein deutscher Arbeitsloser finden würde“? ihre Ablehnung der Gewalttaten gegen Ausländer begründen? Das ist die Mentalität von Sklavenhaltern! Weiterlesen »

Nov 251991
 

Flaggt Schlicktau aus?

Freie Handelszone Wilhelmshaven: Nische für die Wirtschaft oder Speerspitze gegen Arbeitnehmerrechte?

(jm/hk) Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. So läßt sich der Grundtenor des FDP-Ratsherren Hans-Friedrich Felmberg in Sachen „Freie Handelszone Wilhelmshaven“, die ja wohl beschlossene Sache zwischen SPD und FDP ist, umschreiben. Über Risiken könne man dann immer noch nachdenken. So konnte sich das GEGENWIND-Gespräch mit Herrn Felmberg, der die FDP Wilhelmshaven in Wirtschaftsfragen und Umweltschutz vertritt, zu einem deftigen Streitgespräch entwickeln.

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Nov 251991
 

Die Hochzeit des Papstes

Wilhelmshavener Theaterpublikum flüchtet vor der Realität

(iz) Bei dem Namen Bond denken die meisten zunächst an James und spannende Agententhriller. Wer Edward Bond, den gnadenlos realistischen englischen Bühnenautor kennt, weiß, worauf er/sie sich einläßt. Oder auch nicht. In der Jadestadt verließ das Publikum, wie unlängst bei Peter Turrinis „Minderleistern“, in der Pause fluchtartig und murrend den Musentempel.

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Nov 251991
 

Kritik zur Theaterrezension von Barbara Schwarz „Von einschläfernder Langeweile“ vom 21.10.91 in der WZ

Sicherlich steht es uns nicht zu, die Kompetenz von Barbara Schwarz anzuzweifeln, jedoch finden wir, daß sie sich bei der Beurteilung des Stückes „Die Hochzeit des Papstes“ zu einer oberflächlichen Kritik hat hinreißen lassen.

Wenn man die Qualität eines Schauspiels lediglich nach dem Anspruch einer spannenden Handlung beurteilt, würde man durchaus geneigt sein, sich der Kritik Barbara Schwarz‘ anzuschließen. Jedoch sind wir der Meinung, daß dies für eine vernichtende Kritik eine zu geringe Grundlage ist. Weiterlesen »

Nov 251991
 

Gestern Synagogen – heute Wohnheime

Gewalt ist das Bindeglied zwischen Nationalsozialismus und Ausländerfeindlichkeit

(hk) Genau wie im 3.Reich die Juden für alles Negative verantwortlich gemacht wurden, dienen heute die Ausländer und Asylanten als Sündenböcke für gesellschaftliche Mißstände. Das war der Tenor einer Ausstellung, die von Studenten der Wilhelmshavener Fachhochschule zusammengestellt wurde und im letzten Monat in der FHS zu sehen war.

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Nov 251991
 

GALERIE M
in der Burg Kniphausen

Ausstellung
JANUSZ KASZMARSKI
8.12.91 – 8.1.92

Eröffnung am 8.12.91 um 11.30 Uhr
Einführung: Dr. Hartmut Wiesner
Janusz Kaszmarski ist Professor für Malerei an der Nikolaus Kopernikus Universität Torun und Direktor der Abteilung Kunstpädagogik. Er lebt und arbeitet in Warschau, wo er 1931 geboren wurde. Kunststudium in Warschau, Leningrad und Kiew. Seit 1966 Einzelausstellungen in Polen, der ehemaligen DDR, Frankreich, Schweiz und BRD. Werke im öffentlichen Besitz mehrerer Museen.
Kaszmarskis zentrale Themen sind Stilleben und Ateliersituationen. Beide sind immer im Atelier an der Wirklichkeit erfahren. Seine gemalten Innenräume sind ausschließlich Sichten und Arrangements aus seinem Warschauer Atelier.
Die während des Ausnahmezustands gemalten Bilder, die den Militärterror (nicht nur im eigenen Land) kommentieren, wurden bereits in Polen gezeigt und lassen sich wegen des unglaublichen Umfangs in dieser Ausstellung nicht zeigen.
Mi 16-18, Fr 17-19, Sa + So 15-17.

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