Gegenwind 1990
Aug 161990
 

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Hast Dich bestimmt gewundert, dass Du so lange nicht s von mir gehört hast, aber war ich auf Bildungsurlaub in Oberammergau und weiß ich nun besser, was gutes Theater is, weil soviel Leute, wie da waren, können doch gar nicht falsch liegen, und wenn’s fürn guten Zweck is, dann kann man übe r sone abgelatschten Inhalte auch mal drüberwegkucken, und nun schäm ich mich ordentlich. Weißte, ich denk nun, daß das mit die Inhalte, wo ich immer so wichtig fand, daß das vielleicht doch nur noch sowas Übergebliebenes vonne Achundsecksiger is, wo wir uns nu auch langsam mal von lösen müssen – immer Kritik und Negatiefes. Will doch inne Wirklichkeit kaum noch ein mehr was mit zu tun haben, Haupsache braun und lustig, und geht die Welt auch mit die Inhalte kaputt, nich? Aber’n büschen durch’n Wind bin ich davon doch, mein Kuddl , muß wohl sone Identifizierdekrise sein oder so. Kannst hier ja auch keinen von früher mehr fragen, sind alle in Urlaub oder vorm Komputer oder inne Teerapie.

Naja, ich denk positief, üb mich inne Geduld und les Wezett, Stellenanzeigen. Is ja oft putzig, sone Zeitung, weil die wichtigen Sachen stehn nich vorne, sondern im Anzeigenteil. Neulich z.B., ist noch garnich lange her, steht vornedrin, wie gut se hier alle mit ihrer Stadtplanung auf Zack sind, Einkaufszentrum West, Ladenzentrum Bahnhof, alles mit ordentlich Glas ganz prima. Hinten bei’n Stellenanzeigen steht dann, inne selbe Nummer, daß die Stadt einen Inschenjör sucht für das Stadtplanungsamt, „Städtebau im Sachgebiet verbindliche Bauleitplanung“. Is das nich rührend, mein Kuddl, daß auch die mit der Verantwortung da ganz oben doch an irgendeiner Stelle mit der Wahrheit herausrücken und doch noch zugeben, daß se ohne sone Fachkraft nich mehr weiterkommen?

Jedenfalls kanns Du Dich ja mal bewerben, bist doch beinah so was wie’n Künstler auf’m Bau, und Künstler mögense hier gerne. Früher gab’s hier ja immer so’n Stadtkünstler, kürzer oder länger, der durfte dann immer inner Torwohnung vonner Burg Knüphausen ganz stielvoll wohnen. Is aber nun vorbei damit, weil wichtige Leute erkannt haben, daß es nur einen geben kann, der’n echten Anspruch auf den Titel ‚Stadtkünstler‘ hat, und der wohnt da nun auch, fest, mit Klingel, Namensschild und so. Kramp heißt der, is Chef vonner ‚Freizeit‘ hier und is sone Art Fettkünstler, wie der Beuß oder so, bloß anders, mehr vonne Ideen her, die er so hat. Da läßt er nämlich kaum einen Fettnapf aus, kann garnich groß genug sein, 1etzt‘ Jahr gleich’n ganzen Sonderzug mit Rosenheimer Aufrechten beherbergt, dies Jahr die Musik exklusief vonne Fremdenlegionäre zum Wochenende anne Jade (ob die wohl nu auf irgend soner Peiplein rumtröten, inner Wüste?). Naja, jedenfalls find ich das gut , dass der nun immer Stadtkünstler sein darf, setzt doch wieder so richtig schön Zeichen.

Jedenfalls is hier immer noch dauernd was los und vielen geht’s auch gar nich mehr gut. Und deswegen hat mich doch eins gefreut heute wieder was ausser Wezett von hinten: stand da nämlich unter ‚Anzeigen‘ was vonne KSW, mit drei Ausrufezeichen: „Wir haben vergrößert“ und „Eröffnung“. Büschen enttäuscht war ich natürlich schon, daß es nur um ihren Wollverkauf ging, den sie „vergrößert“ haben, aber trotzdem, mein Kuddl, denk doch mal, wie einfühlsam, das vonne Geschäftsleitung is, daß se so kurz vor der Entlassung ihrer ganzen Belegschaft allen nochmal so’n fröhliche n Text mit auf’n Weg geben – vergrößern, eröffnen, da wissen doch alle gleich, die bald auf der Straße sitzen, dasses doch immer irgendwie weitergeht für irgendwen, und das is doch gut so nich?

Tschüß, mein Kuddl, dick’n Knutsch von Logo_Theda

Aug 161990
 

Kollektiver Kniefall

Von dem Maaß bis zur WZ, von Menzel bis Theilen: Keiner will eine Rauchgasentschwefelung

(hk) Da sind sie nun wieder, die selben Töne wie vor jeder Industrieansiedlung: „Vitaminspritze für die Region“, „500 neue Arbeitsplätze“, „Positives Signal für den Arbeitsmarkt“ und so weiter und so weiter. Was unterm Strich dann herauskommt – auch das kennen die Menschen hier oben seit Jahrzehnten.

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Aug 161990
 

Kein Schirm für Menzel

Menzel soll sauer sein! Hat man ihn doch glatt übergangen, als man für das erste Altstadtfest in Heppens einen Schirmherren suchte, gerade ihn, der sich anschickt, den Schirmherren-Rekord des Alt-OB Janssen noch zu übertreffen. Gerade ihn, der zudem noch in diesem Stadtteil wohnt. Und noch schlimmeres taten ihm der Bürgervereinsvorstand und die IG Gökerstr./Bismarckplatz an. Sie holten sich als ihren Festschirmhalter ausgerechnet seinen Wahlkampfgegner im nächsten Kommunalwahlkampf, den OB-Kandidaten der CDU, Rolf Rütters.

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Jul 091990
 

Ausverkauf bei KSW

Nach langem Hin und Her: Die Schließung der KSW ist beschlossene Sache

(noa) Etwa zwei Jahre lang gab es um die Kammgarnspinnerei Wilhelmshaven (KSW ) ein stetiges Hin und Her. Drohende Pleite, Umstrukturierung, neue Aufträge aus der DDR, Jubelmeldungen in der „WZ“ jetzt steht das Aus fest.

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Jul 091990
 

Dostluk –

heißt die Zeitung, die der Verein der Türken Wilhelmshaven nach fast vier Jahren Pause wieder herausgibt. In der neuen Ausgabe 1 heißt es: „Wir behandeln in unserer Zeitung alles, was die ausländischen Mitbürger in der BRD betrifft, u.a. das neue Ausländergesetz und die Ausländerfeindlichkeit. Außerdem wollen wir die Vereinsaktivitäten bekanntmachen. Um bei diesen Zielen erfolgreich zu sein, wird „Freundschaft“ uns dabei eine Hilfe sein. In diesem Sinne wünschen wir unseren Lesern und uns viel Erfolg …“
Diesem Wunsch schließt sich der GEGENWIND an.

Jul 091990
 

Erstaunt

waren die Mitglieder(Innen?) des Personalausschusses der Stadt bei der Durchsicht der Bewerbungen auf die Stelle einer Frauenbeauftragten: Neben ca. 80 Frauen hatte sich doch auch ein Mann beworben! Den haben sie aber nicht genommen.

Jul 091990
 

Skandalös

ist, wie die Gewerkschaft Textil und Bekleidung sich um ihre Mitglieder kümmert: Die erste GTB-Sprechstunde fand erst zwei Wochen nach den Freistellungen statt!

Jul 091990
 

Mülltourismus

Einige Male beobachten konnte ein Mitarbeiter des Gegenwinds große mit Autowracks beladene LKWs (mit ebenso großen Anhängern), die aus Richtung Autobahn kommend zur Shredder-Anlage der Firma Jade-Stahl fuhren. Anhand des Autokennzeichens war zu erkennen, daß die LKWs im Landkreis Wesermarsch beheimatet waren. In der Shredder-Anlage des Herrn Schottler wird bekanntlich der brauchbare Autoschrott von den unbrauchbaren Kunststoff- und anderen Teilen getrennt. Der „gute Schrott“ wird zur Wiederverwertung gewinnbringend verkauft der Abfall landet (zu Sonderpreisen) auf der Wilhelmshavener Mülldeponie. Zu fragen ist, ob die Wilhelmshavener jetzt den Müll des Landkreises Wesermarsch mit entsorgen!? (hk)

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Jul 091990
 

Umweltorientierung?

Nach 1988 wurde der Südstrand auch in diesem Jahr zum zweiten Male mit der Blauen Europa-Flagge für „umweltorientierte Urlaubsorte“ ausgezeichnet. Die Freude über die Verleihung der Fahne wird allerdings durch zwei Punkte etwas getrübt.

  1. Untersucht wurde die Badewasserqualität; und das bedeutet, daß zwar auf Koli-Bakterien u.ä. untersucht wurde, nicht jedoch auf das mögliche Vorhandensein der breiten Palette chemischer Umweltgifte, die u.a. zu allergischen Reaktionen führen können. Von daher stellt die Blaue Europa-Flagge leider nur bedingt ein „Gütesiegel, das als Orientierung für Freizeit und Urlaub dient“ dar, wie es die Hamburger Staatsrätin Bludau-Krebs anläßlich der Verleihung benannte.
  2. Um diese Umweltauszeichnung zu erhalten, müssen verschiedene Kriterien erfüllt sein. Eines dieser Kriterien lautet: „Keine direkt Einleitung von industriellen und kommunalen Abwässern im Strandbereich“. Auch dieses Kriterium gilt nur bedingt für den Südstrand. In einem Bereich, der von den Badegästen noch als Strand genutzt wird, mündet Wilhelmshavens Kanalisation in den Jadebusen – das Banter Siel. Bei einer Überlastung der Zentralen Kläranlage (z.B. bei starken Regenfällen) werden hier die Abwässer der Stadt direkt und ungeklärt in die Jade gepumpt. Das geschieht zwar nicht sehr häufig – aber allein das Vorhandensein dieses Sieles läßt den Stellenwert der Blauen Europa-Flagge um einiges sinken.
Die Blaue Europa-Flagge 1990

Die Blaue Europa-Flagge 1990

Jul 091990
 

Unverfroren

– und leider meist mit Erfolg – versucht das Autohaus Filmer in Varel immer wieder, seine Auszubildenden um einen Teil ihrer Ausbildungsvergütung zu betrügen.
In den Ausbildungsvertrag wird ein „Lehrlingslohn“ eingetragen, der unter dem Tarif liegt. Die Industrie- und Handelskammer, der die Verträge vorzulegen sind. streicht regelmäßig die zu niedrige Summe aus und trägt stattdessen die tarifliche Vergütung ein.
Sobald die Verträge wieder bei der Firma Filmer eingetroffen sind, werden dort die von der IHK eingetragenen Summen mit Tippex flüssig überschmiert und die niedrigeren Vergütungen wieder eingetragen.

Jul 091990
 

Doppeltes Trauerspiel

Befürworter und Gegner der Fremdenlegion steckten Niederlagen ein

(hk) Sowohl unser Oberbürgermeister, der mit markigen Worten den Auftritt der Fremdenlegionäre am  „Wochenende an der Jade“ verteidigte, als auch die Organisatoren der Gegenkampagne können mit dem Ablauf aus ihrer jeweiligen Sicht nicht zufrieden sein.

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Jul 091990
 

Ein Engel für Trautmann

KSW-Betriebsratsvorsitzender zwischen allen Stühlen

(noa) Der wohl am heftigsten attackierte und am wenigsten geliebte Mann in Wilhelmshaven ist zur Zeit schätzungsweise der Betriebsratsvorsitzende der KSW, Reinhard Engel.

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Jul 091990
 

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Endlich!

Wir haben es geschafft: Wilhelmshaven hat eine Frauenbeauftragte! Wir wünschen Frau Dr. Jutta Niedersen-Marchal viel Glück, Standhaftigkeit und Ausdauer für die schwierige Aufgabe, Benachteiligungen von Frauen abzubauen. Auf unsere Unterstützung kann sie zählen! Weiterlesen »

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