Gegenwind 093

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Mai 211990
 

2940 Wilhelmshaven, Ulmenstraße 1e

Cathrin Ley – Malerei

Arno Falk – Skulpturen

Ausstellung 24.6. – 27.7.1990

Eröffnung: 24.6. um 18.00 Uhr Ulmenstr. 1e, Wilhelmshaven

Cathrin Ley – geb. 1968 in Oldenburg, Abitur 1988. Seit 1984 Erfahrungen mit verschiedenen künstlerischen Medien: Ausdruckstanz, Musik, Zeichnung, Monotypien, Ölmalerei. Herbst 1988 Lautgesang bei „Musik + Malerei“, Kunsthalle Wilhelmshaven. Sommer 1989 Gemeinschaftsausstellung „Galerie M“, Herbst 1989: Schloßmuseum Jever, zusammen mit Arno Falk, Christian Eilers und Olaf Marxfeld-Ley.
Arno Falk: 1959 geb. in Kiel. 1974 – 84 Ausbildung zum Feinmechaniker und Erzieher. Plastisches Gestalten und Zeichnungen seit 1974. Seit 1984 ausschließlich Beschäftigung mit dreidimensionaler Bildnerei.
Gründung der Gruppe „Nein“, Ausstellungen und Aktionen in Kiel, Itzehoe, Geldern, Hamburg, Lübeck, Jever, Schenefeld und Bordesholm.

Mai 211990
 

Ihr EVU informiert
(nicht)

gw106_grüneWährend uns unsere Energieversorgungsunternehmen (EVU) in Hochglanzbroschüren weismachen wollen, Atomstrom sei billig, umweltfreundlich und unverzichtbar, endete die erste unpolitische Preisberechnung der Welt in der nuklearen Pleite. Beim Versuch, die EVUs zu privatisieren, blieb Frau Thatcher auf sämtlichen englischen Atomkraftwerken sitzen.
Bis März 1990 war der Central Electricity Generating Board (CEGB) der einzige Stromerzeuger in England. 12 regionale Gesellschaften besorgten die Verteilung. Die 12 Verteilergesellschaften werden im Herbst 1990, die CEBG im Frühjahr ’91 zum Verkauf angeboten. Die 16 Kernkraftwerke, die knapp 20 Prozent des Stroms auf der Insel erzeugen, haben sich als unverkäuflich erwiesen und verbleiben im Besitz des Staates.gw93_grün
Ursprünglich hatte die Regierung die Absicht, auch das atomare Erbe loszuwerden. Die Kernkraftwerke sollten ebenfalls in den privaten Sektor abgeschoben werden. Aber je länger sich die Geldleute der Londoner City, welche die Aktien unterbringen sollten, in die Kalkulation vertieften und je länger sie rechneten , um so weniger gefiel ihnen , was sie entdeckten . Das Staatsunternehmen konnte zwar optimistische Annahmen machen über die Lebenszeit der Atommeiler, die Kosten für die Wiederaufarbeitung der Brennstäbe, die Entsorgung des atomaren Abfalls und den Abriß der Reaktoren. Aber die Bankiers kalkulierten sehr viel vorsichtiger. Sie fühlten keine Verantwortung für eine übergeordnete öffentliche Atompolitik.
Plötzlich wurden Berechnungen herumgereicht, wonach Atomstrom doppelt, ja dreimal so teuer sei wie elektrische Energie aus Kohlekraftwerken. Das hörte sich ganz anders an als frühere unbelegte Versicherungen, Atomstrom sei „wettbewerbsfähig“. Auch von gewaltigen Summen für den Abriß der Reaktoren ist nun die Rede.
Die in die Enge getriebene Regierung machte nach und nach immer mehr Konzessionen. Schließlich war der gesamte nukleare Komplex aus dem Verkaufsangebot entfernt und zwar einschließlich eines Kraftwerks (Sizewell B), das sich im Bau befindet und zum ersten Mal einen Druckwasserreaktor als Energiequelle hat. Das Argument, Atomstrom sei wettbewerbsfähig, ist begraben und damit höchstwahrscheinlich auch das britische Atomenergieprogramm. (nach: Die Zeit 18/90)

Grüner VW-Boß?

Daniel Goeudevert ist Mitglied des VW-Vorstandes. Während aber der Autoindustrie sonst wenig einfällt als mehr PS , neue Metalliclackierungen, mehr Straßen, äußert er öffentlich grünes Gedankengut. Wir zitieren wörtlich aus einem Vortrag in Wolfsburg:
„Unser Straßenverkehrssystem weist Schäden auf wie ein kranker Mensch. Gefäßverengungen verursachen Kreislaufstörungen . Das Versagen des Kreislaufsystems bedeutet den Tod für den menschlichen Organismus. Versagt der Verkehr, kollabiert die Industriegesellschaft.
… Verkehrsplaner, aber auch die Autoindustrie , unterliegen linearem Wachstumsdenken. Die Bahn, so scheint es, ist Opfer dieses linearen Wachstumsdenkens. Heute ist das Straßennetz in der BRD 17mal so lang wie das Streckennetz der Bahn , 80 Prozent der Menschen, die sich von einem Ort zum anderen begeben, benutzen das Auto. Die öffentlichen Verkehrsmittel im Nahverkehrsbereich werden von 12 Prozent in Anspruch genommen . Der Transport von Gütern findet zu 52 Prozent auf der Straße, zu 23 Prozent auf der Schiene statt. …
Frédéric Vester sagt, wir stünden vor der Tatsache, daß viele der auf Kurzzeitprofit angelegten technischen Entwicklungen und die damit verbundenen Eingriffe in die Umwelt zunächst für diese Umwelt, dann für die Lebensqualität ihrer Bewohner und im Endeffekt zunehmend auch wirtschaftlich höchst problematisch wurden, sei es der bewußte Kahlschlag lebenswichtiger Ökosysteme zur noch rascheren Rohstoffausbeutung oder der unbewußte Kahlschlag durch Abgase, Wildverbiß und Bachbegradigungsprogramme. Diesen Beispielen ist auch unser Straßenverkehrssystem zu zuordnen. …
Die dringende Notwendigkeit, unser jetziges Verkehrssystem in ein ökologisches umzuwandeln, erfordert wesentlich mehr Öffentlichkeit. Das Umweltbewußtsein in der Bevölkerung ist in den letzten Jahren erheblich gewachsen. …
Was fehlt, sind gezielte Informationen über Möglichkeiten und die Vorteile neuer umweltschonender Verkehrsmittel. … Das ökologische Verkehrssystem benötigt in unserer Gesellschaft einen Interessenvertreter, einen Anwalt, der glaubhaft die Notwendigkeit einer Restrukturierung vertritt.“

viSdP: B. Richter, WHV

Mai 211990
 

Ausweg

Begleiter aus der Drogenabhängigkeit gesucht

(ub/noa) Sie sind beide heroinsüchtig. Früher ist er fast jeden Tag morgens mit dem Taxi nach Bremen gefahren, um Stoff zu besorgen. Über den eigenen Bedarf hinaus, vielleicht zehn oder zwanzig Schuß, denn um die eigene Dosis und die für die Freundin zu verdienen, mußte er in Wilhelmshaven Heroin verkaufen.

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Mai 211990
 

Handlanger

der Neonazis spielte die Polizei als Faschistenführer Schönhuber am 25.4.90 im Vareler Alleehotel zu einer Veranstaltung auftauchte.
Ohne daß ein zentraler Aufruf erfolgt wäre, waren mehrere Hundert Antifaschisten aus der Region sowie aus Bremen, Hamburg und Göttingen angereist, um gegen Schönhubers Auftritt zu demonstrieren.
So mußte der BMW mit Bonner Kennzeichen zunächst vor dem Hotel wieder abdrehen. Statt pflichtgemäß für einen friedlichen Ablauf zu sorgen, der bis dahin auch gegeben war, schürten die (wessen?) Freunde und Helfer die Aggression, bis sie schließlich den Nazi-Guru in einem Dienstfahrzeug der Polizei durch die Turbulenzen zum Veranstaltungssaal mogelten.
Dies schürte die Empörung der Schönhuber-Gegner, darunter auch der Stadtdirektor und Ratsherren aus Varel, Gewerkschafter und Betriebsräte, sodaß es schließlich zu einigen vorläufigen Festnahmen kam.
Über die Fortsetzung im Saal, die offensichtlich den rechten Claqueuren (15-30 an der Zahl) vorbehalten sein sollte, berichtete später das Magazin „Buten und Binnen“ in Wort und Bild: als ein wohl versehentlich nach drinnen gelangter Gegner Schönhubers eine kritische Frage stellte, wurde er auf dessen Fingerzeig („den da!“) von den polizeilichen Ordnungskräften unsanft nach draußen befördert.

Mai 211990
 

Logo_Kuddl

Nu is mein Urlaub vorbei und bin ich wieder da. Vielen Dank auch für die schöne Karte zu’n Muttertag. Hier habense sich ja zum Muttertag kräftig ins Zeug gelegt, vor allem die Geschäfte. Was gab’s nich alles für feine Geschenke! Aber am besten fand ich Aldi, weil die sich was Schönes und Nützliches ausgedacht haben. Da war nämlich ne ganze Seite von Aldi zum Muttertag im Blatt, Fertiggerichte, damit Mutti an ihrem Ehrentag nich so lange in der Küche stehen muß, und Liköre, damit sie schön lustig dabei bleibt. Aber nun das Schönste, woran du siehst, daß die Brüder Albrecht doch immer wieder ihr Ohr am Herzschlag der Mutterseele haben: Rechts unten auf der Seite, sogar mit einem schönen großen Bild, wurde ein vierteiliges „Kehrset “ angeboten, so was, wo wir früher Handfeger und Schaufel zu gesagt haben, zu und zu schön. Nee, mein Kuddel, kannst sagen, was du willst, auf Aldi ist doch immer wieder mehr Verlaß, als auf die ganzen Politiker, die uns Frauen mit Gewalt aus der Küche holen wollen, damit wir uns vor allen Leuten genauso blamieren wie sie.

Aber es sind ja auch wieder nich alle Politiker so. Hier gib’s zum Beispiel in der SPD einen, der schreibt jedes Jahr ein Theaterstück (beinahe wie der Konsalik, der schreibt ja wohl auch immer so viel), was er denn immer im Stadttheater aufführen darf. Und an dem seinen neuen Stück kann man nun doch sehen, daß es auch Sozis gibt, die noch wissen, was gut und anständig und sauber ist.
Weißt du, da geht so’n armer amerikanischer Junge vom Land nach Hollywood, um Karjehre zu machen, aber die sind da alle ganz schlecht, genau wie man das aus’m Fernsehn ja schon kennt. Und wie er nun ganz fertig gemacht ist von den Fiesen da, kommt er wieder nach Hause in sein Dorf zurück, und da merkt er erst, wie lieb die doch alle sind, und dann kriecht er auch von seinem Vater den Hof und noch ne Frau dazu, ne, mein Kuddel, war das rührend, auch wie die Kühe ihn immer so nett getröstet haben. Was ich ja nich so gut fand, ist, daß er immer schwarz mit’m Zug gefahren ist und daß er mal die Kühe einfach aus’m Zug rausgelassen hat. Da merkt man dann doch, daß das so’n Linker geschrieben hat. Aber sonst ist das echt überhaupt nicht aufgefallen, sondern es kam gut raus, daß man was Anständiges arbeiten und keinen unanständigen Secks machen und immer zur Familie halten soll, weil die ist ja doch das Höchste, ganz wie unser Kanzler das ja auch immer sagt.
Das hat dieser Sozi, König oder Graf oder so heißt der, irgendwas Adliges jedenfalls, richtig schön gemacht. Auch die Musik war ganz fein, obwohl so’n bißchen Heino hätte da noch rein gepaßt.
Jedenfalls war das nicht so’n Theater, wo man Kopfschmerzen bei kriecht, wie bei diesem „JUNGEN THEATER“, immer nur Probleme, Kuddel, und wie die s ich immer ausdrücken, wird einem richtig schlecht von. Na, Gott sei Dank werden die wohl bald keinen Raum mehr haben, wo sie üben können, da sorgt unsere Verwaltung schon für, und dann können wir vielleicht noch viel mehr so schöne Stücke von diesem Graf oder so sehen – dann lad ich dich auch mal ein!

Bis dann, mein Kuddel, dicken Knutsch von dein 

Logo_Theda

Mai 211990
 

Oder: Watt jeht mich mein dummet Jeschwätz von jestern an?

(aj) Wer kennt sie nicht, die Geschichte von Dr. Jekyll, dem angesehenen Arzt, der des Nachts zum gefürchteten Mr. Hyde wird und aus den medizinischen Erfahrungen seines ersten Ichs mörderischen Nutzen zieht? Besonders faszinierend ist dabei doch immer wieder, daß der gute Dr. Jekyll lange Zeit das böse Treiben seiner Nachtperson ignoriert. . .

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