Gegenwind 1986
Jun 261986
 

Ändern

können auch GEGENWIND-Artikel etwas. Kaum erschien im GEGENWIND Nr. 64 ein Artikel über kleinliches Verhalten bzw. kleinkarierte Vorschriften des Wilhelmshavener Arbeitsamtes (Arbeitsloser versucht…), ließ auch eine Reaktion nicht lange auf sich warten.
Noch Auskunft der Sachbearbeiterin Frau H., die sich übrigens ungerechtfertigterweise angegriffen fühlte, kümmerte sich der Direktor des Arbeitsamtes höchstpersönlich um diesen Vorfall. „Er wollte wissen,“ so die Sachbearbeiterin, „ob man bei solchen Vorfällen noch von einem Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitslosen und Amt sprechen könne.“
Mittlerweile wurde auch die unsinnige 10-DM-Grenze-Regelung aufgehoben. Jetzt bekommt der/die Arbeitslose Auslagen ab 5 DM erstattet.

Jun 261986
 

Gastarbeiter

sind dreckig und laufen in den letzten vergammelten Klamotten rum, die kein Deutscher mehr anziehen oder ansehen würde. Diese Meinung steckt jedenfalls im Kopfe von „Jan“ – bekannt durch seine täglichen Beiträge auf der Seite 3 in der WZ:

„Immer mehr macht sich auf dem Flohmarkt dagegen – das sei erlaubt festzustellen – ziemlicher Gammel breit. Alte Schuhe, die seit zehn Jahren aus der Mode sind, Kleidung, die nicht einmal mehr Gastarbeiter zu locken vermag.“
WZ v. 23.6.86

Es sind gerade diese täglichen Kleinigkeiten, die beweisen, auf welch fruchtbaren Boden Ausländerfeindlichkeit und Rassenhaß in der Bundesrepublik gedeihen können.

Jun 261986
 

Fetzig,

rockig und bei Bombenstimmung fegte dreimal bereits im rappeldicke vollen Pumpwerk die „Rocky Horror Show“ der IGS-Theatergruppe über die Bühne. Was die Schüler und Schülerinnen da in monatelanger Arbeit auf die Beine gestellt haben, sucht unter den hiesigen Schülergruppen wohl seinesgleichen. Man darf auf die nächste IGS-Produktion gespannt sein

Jun 261986
 

Die GRÜNEN - Hofnarren?

Ein Kommentar zur Landtagswahl

Die Wohl ist vorbei. Der Verlierer steht fest. Trotz Tschernobyl haben die GRÜNEN nur geringste Gewinne erzielt, in Wilhelmshaven hoben sie sogar deutliche Einbußen erlitten.

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Jun 261986
 

Unter den Eindrücken

der Reaktorkatastrophe im sowjetischen Tschernobyl wollten mehr als 50.000 Menschen am 7. Juni in Brokdorf demonstrieren. Knapp 100 Wilhelmshavener fuhren mit Bussen und Privatwagen dorthin um zu demonstrieren. – Doch so einfach war das dann auch nicht: Massive Polizeisperren verhinderten, daß ein Großteil der AKW-Gegner sich an der Demonstration beteiligen konnten – Sandcontainer auf der Autobahn führten dazu, daß auch wir den größten Teil des Samstages auf der Autobahn Hamburg/ltzehoe verbringen mußten. Als die Wilhelmshavener dann endlich am Kraftwerk ankamen, befand sich ein Großteil der Demonstranten bereits auf dem Rückweg oder besser gesagt auf dem Rückzug vor knüppelnden Polizisten, vor Wasserwerfern und Gasgranaten.
Ohne erkennbaren Grund hatte die Polizei die Kundgebungsteilnehmer durch die Wilster Marsch getrieben. Die Polizeiaktion und -taktik wurde übrigens in der letzten PANORAMA-Sendung deutlich gemacht.
Ziel der Polizeiaktion war es anscheinend, durch massive Brutalität zu verhindern, daß überhaupt noch jemand gegen die Atomenergie zu demonstrieren wagt. Die Einkesselungsaktion am darauffolgenden Tag in Hamburg trug dann auch schon unverkennbar faschistische Züge. Der Atomstaat zeigte seine Zähne.

Anti-AKW-Plenum

In der Vorbereitungsphase für die Brokdorf-Demonstration und auch schon bei der Organisierung der Wilhelmshavener Tschernobyl-Demo zeigten sich zum Teil erschreckende Schwächen und Mängel. Aus diesem Grunde hat sich während einer BUW-Veranstaltung im PUMPWERK ein „Wilhelmshavener Anti-AKW-Plenum“ gegründet. Hier soll jetzt versucht werden mit neuen und vereinten Kräften den Kampf gegen das Bonner Atomprogramm zu führen und mit neuen Impulsen die Öffentlichkeitsarbeit durchzuführen.

Jun 261986
 

Leserbriefe:

In der Ausgabe vom April 86 wird von Ihnen die ungültige Satzung der Bürgerschaft zitiert. Sie sind einer Falschinformation ohne Nachfrage gefolgt. Damit ist auch zum Teil verständlich, warum durch Weglassen ein anderer Inhalt wiedergegeben wird.
Die Vereinssatzung § 4 Absatz 1 lautet: Mitglied des Vereins Die Bürgerschaft kann jede voll geschäftsfähige natürliche Person werden. Auch Mitglieder aller politischer Parteien können die Mitgliedschaft erwerben, sofern sie bereit sind, die Vereinsziele zu fördern.
Damit ist die mögliche Doppelmitgliedschaft Partei/Bürgerschaft erklärt. Die Mitglieder haben bisher unterschiedliche politische Grundauffassungen nicht zur Spaltung und Schwächung der Bürgerschaft eingesetzt. Politische Erpressung ist ein neuer Tatbestand. Dieses wird nur mit Bestürzung erlitten. Wie die politische und persönliche Glaubwürdigkeit eines Wahlkandidaten zu werten ist, der gegen eine Seite „Selbsttore“ schießt, müssen diese Personen selber wissen. Der Wähler wird es zu werten wissen. Haben Lügen kurze Beine und jeder Politiker viele Gesichter?

Werner Delor
Ratsherr der Bürgerschaft

Jun 261986
 

Nichts regt sich

Private Altenheime: Bisher nur Lippenbekenntnisse der Politiker – Heimbewohner weiterhin skandalösen Zuständen ausgesetzt

(woku) „Sie tun mir leid, daß Sie so etwas über uns schreiben.“ – „Ein beeindruckender Bericht der überfällig war.“ Zwischen diesen beiden Extremen lagen die zahlreichen Reaktionen auf unseren Artikel über die privaten Altenheime. Die Kommunalpolitiker zuckten ratlos mit den Schultern, andere packten aus.

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Jun 261986
 

Die WILHELMSHAVENER FRIEDENSBEWEGUNG

wird sich in diesem Jahr mit einem Informations- und Verkaufsstand beim Wochenende an der Jade gegenüber der Kapitän Meyer beteiligen. Der Protest gilt der anhaltenden dominierenden Präsenz der Bundeswehr auf dem Stadtfest.
Informiert wird außerdem über die im Herbst bevorstehende Stationierung der Cruise Missiles im Hunsrück. In diesem Zusammenhang ist eine bundesweite Demonstration in Hasselbach (Hunsrück) geplant. – Nähere Hinweise demnächst im Gegenwind.

Jun 261986
 

Nazi-Kongress

Wie der Gegenwind bereits berichtete, planen die jungen Nationaldemokraten im August einen Landeskongreß in Wilhelmshaven. Die Gastwirte weigern sich offensichtlich, den Faschisten Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Die Jungnazis wollen nun ihren Kongreß in einer öffentlichen Einrichtung abhalten und dieses auch gerichtlich durchsetzen.
Wilhelmshavens Autonome (WAU) organisieren dazu ein Vorbereitungstreffen. In ihrer Einladung schreiben sie: „Da sich in den letzten Monaten und Wochen hinsichtlich dieses Termins wenig bis gar nichts in Wilhelmshaven tat, haben wir uns entschlossen, ein erstes Vorbereitungstreffen zur Verhinderung dieses Kongresses anzuleiern. Wir sind der Ansicht, daß hierfür ein möglichst breites antifaschistisches Bündnis zustande kommen sollte. Damit wir nicht wieder von den braunen Horden überrascht werden (wie beim Jubiläumstreffen der Wiking-Jugend), halten wir es für erforderlich, daß wir uns möglichst rasch zusammensetzen, um eventuelle Gegenaktionen etc. zu besprechen und zu planen. Gleichzeitig sollte man im Hinterkopf behalten, daß sich die JN auch noch mit dem Gedanken trägt, ihren Bundeskongreß im September/Oktober hier stattfinden zu lassen.“
Das Vorbereitungstreffen findet am Samstag, den 12. Juli um 15.00 Uhr im PUMPWERK statt.

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