Gegenwind 057

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Feb. 201985
 

Im Januar wurde in Wilhelmshaven eine Kreisgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) gegründet. In den letzten Jahren entwickelte sich der BUND von einer eher konservativen zu einer allgemein auch von der Bürgerinitiativbewegung anerkannten und akzeptierten Gruppe.
Besonders wichtig ist es, daß der BUND auch in Bereichen arbeitet, die von den örtlichen Umweltschutzgruppen gar nicht bzw. nur unvollkommen abgedeckt werden konnten. Zu erwähnen sei hier zum Einen der Artenschutz. aber auch der Kampf für die Unterschutzstellung ökologisch wichtiger Gebiete.
Wir wünschen dem BUND viel Erfolg und Ausdauer beim Aufbau der örtlichen Aktivitäten und hoffen daß er ein weiterer Stachel im Fleisch der industriellen und behördlichen Umweltverschmutzer sein wird. (BUW)

Feb. 201985
 

Jugendpolitik

in Wilhelmshaven. Eine Talk-Show des Stadtjugendrings mit Oberstadtdirektor Arno Schreiber, dem Jugendwohlfahrtsausschußvorsitzenden Werner Goldmann{SPD) und dem Stadtjugendpfleger Waldemar Strauch. Dazu Life-Musik, Sketche und eine Ordensverleihung an den CDU-Ratsherrn Rolf Rütters. Am Donnerstag, den 14.3.1985 ab 19.00 Uhr im Willi-Bleicher-Zentrum in der Kieler Straße.


 Ausländerfeindlichkeit

und Ausländergesetze sind das Thema einer Podiumsdiskussion, die von der Bürgerinitiative gegen Ausländerfeindlichkeit und der Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände durchgeführt wird. Teilnehmer: Die beiden Wilhelmshavener Bundestagsabgeordneten Ehrenberg (SPD) und Maaß (CDU) sowie die MdB’s Bredehorn (FDP) und Janssen (GRÜNE).
Ort: Saal der Kirchengemeinde Bant, Werftstr. 75, Zeit: 7. März, 20.00


KUNSTHALLE

Situationen

Die Kunsthalle zeigt plastische Situationen des Hamburger Künstlers Jan Meyer-Rogge in einer Ausstellung, die am 16. März mit Meyer-Rogge eröffnet wird. Zudem werden wiederum Künstlerdiskussion, Lehrertreffen, Führungen und aktuelle Gespräche mit Wilhelmshavener Kunstfreunden durchgeführt. Dazu ist jeder herzlich willkommen.


Frauen

In diesem Jahr findet unter dem Thema „Lebensformen von Frauen – Frauen und Sexualität“ für lesbisch-kirchlich-christlich interessierte Frauen eine Tagung statt und zwar im Raum Stuttgart vom 11.-14.4.1985, Kontaktadresse für nähere Informationen: Ute Wild, Mitkrassstr. 45, 6000 Frankfurt 5O, Tel. 0611/586516


Kinder

Zum Jahr der Jugend veranstaltet die Galerie Perspektive in Wilhelmshaven im März, in Zusammenarbeit mit der Stadtjugendpflege und dem Stadtjugendring, einen Kinder- und Jugendmonat.
Alle Kinder und Jugendlichen sind aufgerufen, ihre Ideen für die Gestaltung eines Programms einzubringen.
Gelegenheit hierzu besteht an jedem Mittwoch im Februar um 15.30 Uhr in den Räumen der Perspektive, Schellingstr. 21. Außerdem bieten in der Stadt aushängende Plakate die Möglichkeit, Ideen und Vorschläge für das Programm einzuschreiben.


 

Feb. 201985
 

Freiwillige

Jugendliche werden noch für die Schaffung der Gedenkstätte für KZ-Häftlinge am Banter Weg gesucht.
Vom 23.3. – 14.4. findet in Wilhelmshaven ein Internationales Jugend-Work-Camp statt, das das vom Unkraut überwucherte KZ-Gelände teilweise in eine Gedenkstätte umgestalten soll. Wer mitmacht, erhält die Gelegenheit, mit aus- und inländischen Jugendlichen in der „Käpt ’n Meyer“ zu übernachten, in Hamburg das KZ Neuengamme zu besuchen (dessen Außenstelle Wilhelmshaven war) und mit Zeitzeugen über die Nazizeit zu reden. Der Beitrag beträgt 85, – DM, Anmeldungen unter Angabe der Seminarnummer 5224 an: Internationale Jugend-Gemeinschaftsdienste, LV Niedersachsen, Luisenstr. 8, 3200 Hildesheim, 05121/15123
Übrigens: Auch ohne Beitrag und Übernachtung auf der „Käpt ’n Meyer“ sind Wilhelmshavener Jugendliche, die mit Schaufel und Harke ein oder mehrere Tage mithelfen wollen, gern gesehen. Meldung bitte an obige Stelle oder das Jugendamt der Stadt im Rathaus.

Feb. 201985
 

Jacken

Am Sonntag, den 24. März 1985 wird um 17.00 Uhr in der Perspektive die Ausstellung
„WIR MACHEN GESCHICHTE n n n“
eröffnet.

Bei dieser Ausstellung handelt es sich um ein Raumgeschehen. Die große Galerie wird durch ein Papiergerüst in mehrere kleine Räume aufgeteilt, Räume, in denen verschiedene Situationen visuell, akustisch, und taktil dargestellt werden.
Die Ausstellung ist das Ergebnis aus mehreren Ideen und deren Erweiterung in vielen Gesprächen mit Unterstützern, Mitarbeitern und Interessierten der Galerie Perspektive und soll die Besucher zum Mit- und Weitergestalten und -entwickeln anregen.
Wie die Ausstellung. die als eine von mehreren „Jackenaktionen“ von arend roland rath stattfindet, am Ende, also am 8.April aussieht, ist heute noch unklar, denn auch während der Ausstellung sind Änderungen jederzeit möglich, Änderungen, die auch durch die Kritik der Besucher der Ausstellung veranlaßt werden können.

Feb. 201985
 

Ausgerechnet

der in Wilhelmshavener Neonazikreisen wohlgelittene Rechtsextremist Robert B. erstattete Anzeige wegen Beleidigung gegen den Schreiber eines Gegenwind-Leserbriefes. Der Autor Georg Kassapidis aus Sande, hatte den „Stahlhelm – Bund der Frontsoldaten“ wegen seiner Dienste für Hitler als „braune Kotze“ bezeichnet. B., bei Gericht wegen rechtsradikaler Aktivitäten wohlbekannt, verhielt sich indessen päpstlicher als der Papst. Stahlhelm „Führer“ und CDU-Ratsherr Wilhelm Schrader nämlich gab sich gegenüber der Polizei gelassen und verzichtete auf Reaktionen auf den Leserbrief. Etwa, weil er über die braune Vergangenheit des Stahlhelm besser bescheidweiß als Jung-Stahlhelmer Robert B.?
Oder wollte sich Schrader ganz einfach nicht den Schuh „Braune Kotze“ anziehen, wie dies B. bereitwillig tat?
P.S.: Die Ermittlungen der Polizei gegen einige Antifaschisten, die anläßlich einer gemeinsamen Feier des CDU-lers Schrader mit Stahlhelmern und Neonazis Plakate mit sich führten, auf denen ein Stahlhelm mit aufgemaltem Hakenkreuz zu sehen war, wurden eingestellt.

Feb. 201985
 

Gewissen vor Staatsräson!

Die Friedensbewegung

hatte im „Rahmen der bundesweiten „Tage der Verweigerung“ geplant, den jetzt als bezahlte“ Anzeige im GEGENWIND placierten Text (siehe unten) in der „Wilhelmshavener Zeitung“ als Annonce zu veröffentlichen.
Diese Veröffentlichung ist ganz kurzfristig, trotz vorher erteilter Zusage und von der WZ fertiggestelltem Layout, ohne Begründung von der gleichen WZ verweigert worden.
Der Rechtsanwalt der Friedensbewegung Wilhelmshaven hat die WZ inzwischen zweimal schriftlich und einmal fernmündlich ultimativ aufgefordert, ihre so kurzfristig geäußerte Absage zumindest zu begründen – bis heute hat es darauf von der Zeitung keinerlei Reaktion gegeben.
Daß bestimmte politische Aktivitäten und Bewegungen in unserer Stadt durch fehlende WZ-Berichterstattung totgeschwiegen wurden und werden, ist bekannt. Daß aber die WZ nun dazu übergeht, auch zu bezahlende Anzeigen nicht mehr zu veröffentlichen, ist von neuer Qualität, die es kritisch zu würdigen gilt.

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Feb. 201985
 

 

Leserbriefe:

Leserbrief zum Artikel „Zugestimmt“ in Nr. 56, Seite 5
„Falsch ist die Meldung, alle Ratsfraktionen hätten dem Umbau des Bunkers Virchowstraße in ein Katastrophenkrankenhaus zugestimmt. Dies ist zwar beschlossen worden, aber gegen die Stimmen der Ratsmitglieder der LIBERALEN DEMOKRATEN, da nach unserer Ansicht dies die unnötigste Ausgabe ist, die seit dem Kriege in Wilhelmshaven getätigt wurde.
Gefechte um die haushaltstechnische Durchführung des Bauvorhabens sind allerdings müßig, da die Stadt sich gegen unser Votum gegenüber dem Bund verpflichtet hat, das 4,6 Mio.-Projekt durchzuführen.
Eine Verhinderung des Durchläuferpostens im Haushalt (96.000 DM Planungskosten in 1985, der Rest später) wäre vertragswidrig, und der Oberstadtdirektor müsste pflichtgemäß einen solchen Beschluß aufheben. Der Zug ist leider abgefahren, ohne dass bei den anderen Fraktionen eine gründliche Erörterung des Problems stattgefunden hätte.“

Wolfgang M. Latendorf
Fraktionsvorsitzender der Liberalen Demokraten

 

Anmerkung der Redaktion: Der Gegenwind bezieht sich mit der Bemerkung, keine der Rathausfraktionen habe den Posten für das Katastrophenkrankenhaus abgelehnt bzw. dagegen ihre Stimme erhoben, auf die abschließenden Haushaltsberatungen des Stadtrats. An dieser Stelle hätte man – so meinen wir – schon öffentlichkeitswirksam die Position der Friedensbewegung einbringen können. Diese Gelegenheit ist von keiner Fraktion wahrgenommen worden.

 

Leserbrief zu dem Artikel über das Verhältnis der Grünen zur SPD „So nicht und jetzt nicht“ Gegenwind Nr 56
Die Zitate von unserer Mitgliederversammlung in dem Artikel „So nicht und jetzt nicht“ sind richtig wiedergegeben. Die Schlussfolgerungen hinterlassen aber ein etwas schiefes Bild. Besonders unsere Stellung zur „Macht“ und zur SPD kam nicht klar heraus. Dazu einige Bemerkungen: Wir haben weder Angst vor der SPD, noch vor der Macht. Wir wollen nur nicht an der Leimrute kleben bleiben, die die SPD für uns ausgelegt hat, weil wir damit grundsätzliche Positionen aufgeben mußten.
Punktuelle Zusammenarbeit in einzelnen Fragen und mit wechselnden Mehrheiten immer, ein Staatssekretär vielleicht, weil der evtl. den Apparat noch zum Grünen bringen kann. Aber ein grüner Verteidigungsminister? Wo bleibe da unsere Forderung „Raus aus der NATO“? Sie wäre weg vom Fenster, der Minister auch bald und die Grünen wären bei den Wählern unten durch. Und das ist erklärtes Ziel der vorgeschickten „Linken“ z.B. Lafontaine und Schröder. Aber auf diese Leimrute kriechen wir nicht.
Wir sind meist gebrannte und enttäuschte SPD-Kinder. „Wer hat uns verraten, Sozialdemokraten“! sagte schon die APO und wie Recht sie hatte! Blicken wir doch einmal in der Geschichte der SPD zurück (im Zorn!): Im ersten Weltkrieg stimmte sie den Kriegskrediten zu; sie ertrug nicht den bürgerlichen Vorwurf, aus vaterlandslosen Gesellen zu bestehen, sie ertrug nicht Rosa Luxemburg und nicht Karl Liebknecht. Sie ertrug aber gut einen. Noske, der 1919 Massenstreiks in Berlin niederschlug und damit die Dreckarbeit für’s Kapital erledigte. Die SPD-Führung versagte jämmerlich vor der Machtergreifung Hitlers, indem sie ängstlich die gehorteten Gewehre versteckte und sie dem Volk vorenthielt, dem sie nicht traute. Und immer wieder starke Worte in Krisenzeiten, um die Massen an sich zu binden, dann aber kaum nachfolgend starke Taten sondern schwache oder sogar gegenteilige. Helmut Schmidt will 1958 als Juso Vorsitzender keine Atomraketen in Europa. 20 Jahre später erfindet er den NATO-Doppelbeschluß und verschafft uns damit die Pershings und Cruise Missiles. Willy Brandt weist immer wieder auf das Nord-Süd Gefälle in der Welt hin. Auf der anderen Seite wurden nie mehr Waffen aus der BRD in die 3. Welt verkauft, als gerade in den 12 Regierungsjahren der SPD mit Brandt als Kanzler.
Dieses Wissen um die Rolle der SPD bestimmt unseren sog. „harten Kurs“. Auch in der Wilhelmshavener SPD sind die Richtungen Lafontaine, Schmidt oder Brandt mit Personen besetzt. Deshalb dieser kurze Rückblick, danach kann man sich in der Gegenwart vielleicht besser zurechtfinden.

Johann Janssen
Klinkerstr. 47A

 

Da wir von Seiten der Grünen zu dem Artikel „50 nicht und jetzt nicht“ gleich zwei Leserbriefe erhalten haben, veröffentlichen wir den zeitloseren der beiden (einen Tucholsky-Text anstelle eines Leserbriefes) aus Platzgründen erst im nächsten Gegenwind. Wir bitten noch mal darum, Leserbriefe kurz zu halten, da wir sie nur ungern kürzen.

 

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