Möglichkeiten fürs Baden in der Nordsee
(hk) Die Situation für die sommerliche Freizeitgestaltung in Wilhelmshaven ist bekannt: Der Geniusstrand ist weg, im Banter See treiben Algen ihr Unwesen und am Südstrand wird gequirlte Scheiße eingeleitet. Da ist Unmut programmiert, der sich bisher hauptsächlich noch in Leserbriefen äußert.
Doch es gibt auch Wilhelmshavener BürgerInnen, die sich da tiefgehendere Gedanken machen. Bekannt ist ja der Vorschlag des SPD-Ratsherrn Hans Hartmann, am Südstrand eine Spundwand zu ziehen und somit einen tideunabhängigen Badebereich zu schaffen. Mittels Schleusen soll verhindert werden, dass a) das Wasser bei Ebbe abläuft und b) fäkalienverseuchtes Wasser aus dem Banter Siel in den Badebereich eindringen kann.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Wilhelmshaven hätte wieder eine einigermaßen annehmbare Bademöglichkeit in der Nordsee.
Diesen Vorschlag hat Hans Hartmann Anfang des Jahres gemacht, doch so richtig etwas getan hat sich in der ganzen Angelegenheit nichts.
Ende Oktober trat dann der umtriebige Wilhelmshavener Bürger und Gegenwind-Leser Udo B. mit einer modifizierten Ausgabe des Hartmannschen Vorschlags an die Mitglieder des Rates und auch an den Gegenwind heran. Anstatt eine Spundwand zu bauen, möchte Udo B. die direkt vor dem Südstrand liegende Sandbank so erhöhen, dass sie auch bei Flut aus dem Wasser herausragt, aus der Sandbank also eine Düne bzw. Insel wird. Der so entstehende neue Badesee müsste natürlich auch mit einem Schleusensystem tide- und fäkalienunabhängig gemacht werden. (Wobei die vollständige Einstellung der Fäkalieneinleitungen am Banter Siel nicht aus den Augen verloren gehen darf!)
In seinem Schreiben an den Rat der Stadt schreibt Udo B.: „Nach dem Vorbild der Perlebucht in Büsum wäre es doch genial, die vorhandene Sandbank vor dem Südstrand als neues touristisches Badegebiet herzurichten. (…) Überall müssen Ausgleichflächen geschaffen werden, warum nicht für die abhanden gekommene Geniusbank die Südstrandbank?“
Nach Udo B.’s Meinung sollte die Sache schnell in Angriff genommen werden. „Die Bagger und auch die Technik ist ja jetzt hier – am JadeWeserPort (JWP). Da muss es doch möglich sein, die mal schnell umzudirigieren. Dann nennt man hinterher den neuen Strand eben ‚Bunte-Düne’ – das geht doch.“ (Die Fa. Bunte führt die Arbeiten am JWP aus.)
Doch so schnell wird es sich wohl nicht realisieren lassen – es müssen ja nicht nur große Mengen Sand bewegt werden (die Sandbank schaut bei Niedrigwasser ca. 1 Meter aus dem Wasser, bei Hochwasser liegt sie knapp 3 Meter unter der Wasseroberfläche), die Veränderungen der Strömungsverhältnisse, die Auswirkungen auf Naturschutz und Nationalpark usw. müssen untersucht werden. Und letztendlich ist da ja auch die Frage der Finanzierung zu klären.
In dieser letzten Frage sind allerdings Hans Hartmann und Udo B. nicht weit auseinander – da wären in erster Linie die zur Kasse zu bitten, die von der Zerstörung des Geniusstrandes Vorteile haben – also die Betreiber des JadeWeserPorts. Eine Beteiligung der Stadt, die Einforderung irgendwelcher Europagelder – das alles sind Fragen, die in Kürze geklärt werden müssen. Die Erstellung einer Machbarkeitsstudie sollte das Mindeste sein, was noch vor der nächsten Badesaison in Angriff genommen wird, auch wenn da „ein großes Rad gedreht“ werden muss.
Hier zeigt sich auch der große Fehler, den die Politik bei der Ansiedlung des JWP begangen hat: Niemals hätte sie der Zerstörung des Geniusstrandes ohne Absicherung von Ersatzmaßnahmen zustimmen dürfen – die Sicherung der Freizeitwerte hätte Bestandteil der Vereinbarungen für den JWP sein müssen.
Und auch das sollte klar sein: Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt werden sich nicht mit einem aufgemotzten Freibad am Banter See zufrieden geben, während ihnen einen Steinwurf weiter die Abwässer der Stadt das Baden in der Nordsee vermiesen. Ebenfalls sollte nicht unterschätzt werden, welchen Stellenwert ein Nordseestrandbad in der Konzeption des Hotels an der Jadeallee und der evtl. bevorstehenden Bebauung der Wiesbadenbrücke haben wird.
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