Botanischer Garten
Jan. 122014
 

Frohes Neues Jahr?

Foto: Gegenwind

Foto: Gegenwind

(iz) Der Neujahrsempfang im Botanischen Garten Wilhelmshaven war wie immer gut besucht und von Sonne verwöhnt. Die Aussichten sind allerdings eher trübe.

Gartenleiterin Sigrid Heider blickte „auf eine ziemlich scheußliche 1. Woche 2014 zurück“. Einem Einbruch ins Gartenhaus folgte die komplette Sperrung der baufälligen Gewächshäuser für Personal und Dritte. Als Herzstück und Besuchermagnet des Gartens sollten sie schon längst durch einen Neubau ersetzt werden. Doch „die 1:1 Umsiedlung vom alten in ein neues Gewächshaus, von der wir zum 100. Geburtstag (2012 – Anm. d. Red.) noch geträumt haben, wird es nicht geben“, so Heider. Stattdessen erteilte der Rat der Stadt der Verwaltung im Februar 2013 den Prüfauftrag zur Neuordnung der Wilhelmshavener „Grünen Einrichtungen“ am Stadtpark nebst Kostenkalkulation. In dieser Machbarkeitsstudie geht es laut Heider nicht darum, den Botanischen Garten zu schließen, sondern ihn mit Rosarium, Stadtgärtnerei und Werkhof Mitte/Süd zusammenzulegen. Die Ergebnisse sollen Ende Januar 2014 den politischen Gremien vorgestellt werden.
Planerisch hängt Heider mit ihrem Team in der Luft, doch „wir haben hier schon oft genug gemeinsam im Regen gestanden. Wir werden weiter für diese Einrichtung arbeiten, wie es Georg Harms, der Gründer des Gartens, schon gesagt hat, für die Kinder unserer Stadt, für ihre Eltern und für die Naturinteressierten unter unseren Badegästen“.
Den Aktiven im Botanischen Garten steht ein schweres Jahr bevor. Hilfreich ist da auf jeden Fall Vitamin B, weshalb das vom Freundeskreis des Botanischen Gartens aufgebaute Büfett neben vielerlei anderem Obst auch Bananen anbot sowie Erdnüsse (die, wie Heider erklärte, keine Nüsse, sondern Hülsenfrüchte sind).
Als Vertreter der Stadt zeigte sich Bürgermeister Holger Barkowsky besorgt. Die Schließung der Gewächshäuser dürfe nicht zum „schleichenden Aus“ für den Garten werden. „Wir waren in dieser Hinsicht schon mal weiter im Haushalt, doch dann kam die Standortfrage auf.“ Für die kommenden Woche habe Dr. Jens Graul (ehemals Stadtrat, jetzt Kulturbeauftragter – red.) dazu eine verwaltungsinterne Besprechung anberaumt. „Diese Kultur- und Bildungsstätte braucht eine Perspektive – das sind wir auch den Mitarbeitern schuldig“, so Barkowsky.
Für die tropischen Pflanzen aus den Gewächshäusern wird übrigens noch eine passende neue Bleibe in der Stadt oder Umgebung gesucht. Die Fische aus dem Teich und den Aquarien im Gewächshaus wurden bereits an die Fischauffangstation Aurich vermittelt. In diesem Sinne wünschte sich Claudia Behrbohm, Vorsitzende des Freundeskreises Botanischer Garten, „Butter bei die Fische“ hinsichtlich der Planungssicherheit.
Trotz alledem wird der Verein auch in diesem Jahr viele Veranstaltungen anbieten, u. a. Saisonstart im April, das Regenfest im Sommer, im August eine Wochenfahrt sowie Ende September die zweite Auflage des Apfelfestes, das 2012 zusammen mit dem Umweltamt, dem BUND und vielen anderen durchgeführt wurde und auf großen Zuspruch stieß.
Für Kinder und Schulen wird „grün & bunt“ wieder ein vielfältiges Angebot im Garten bereithalten. „Auch wenn wir die Bananen nach Schließung der Gewächshäuser jetzt kaufen müssen“ frotzelte Conny Perschmann. Über 700 Kinder erhielten so im letzten Jahr Bildung für nachhaltige Entwicklung. Und weil es für Naturkinder kein schlechtes Wetter gibt, ist jetzt schon für den 14.12. ein Winterfest geplant.
Nach den Grußworten kamen die Gäste bei Obst, Erdnüssen, Kaffee und einem wärmenden Feuerkorb ins Gespräch. Einen Verbleib des Gartens am jetzigen historischen Standort würden viele favorisieren. Eine Konzentration der „Grünen Einrichtungen“ am Stadtpark wäre nicht nur für Einheimische von Nachteil, denen eine grüne Oase in ihrem Wohnviertel ein Stück Lebensqualität bedeutet. Auch aus touristischer Sicht ist es interessanter, wenn Gäste bei einem erneuten Besuch immer noch etwas zu entdecken haben, statt alles auf einen Rutsch abzugrasen.

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