Verfahren gegen Cyanobakterien erfolgreich erprobt
Seit Jahren wird im Rathaus über Nutzungsänderungen am Banter See diskutiert – Wohnbebauung statt Freizeitgärten, Campingplatz statt Freibad Klein Wangerooge. Beim Kernproblem, der jährlichen Blaualgenblüte, ist man jedoch noch kein Stück weiter. Nach einem befristeten Einsatz von Freistrahlanlagen steht wieder die Öffnung des Grodendamms im Raum – mit unabsehbaren gewässerökologischen Folgen. In einem Offenen Brief informieren Wilhelmshavener Bürger Rat und Verwaltung über ein Verfahren zur Bekämpfung von Cyanobakterien („Blaualgen“), das in anderen Gewässern bereits erfolgreich zur Anwendung kam.
Wilhelmshaven, 04. September 2015
Gerichtet an
Stadt Wilhelmshaven – Oberbürgermeister –
Rat der Stadt Wilhelmshaven
Blaualgenproblematik im „Banter See“
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Mitglieder des Rates,
der Banter See wird bekanntlich seit etlichen Jahren von der Blaualgenplage heimgesucht. Zur Ursachenfindung wurden Gutachten in Auftrag gegeben sowie Gegenmaßnahmen – darunter Kanalisationsanschlüsse von Kleingärten, Abbindung des Rhynschlootes – getroffen. Doch das Algenproblem wurde dadurch nicht gelöst.
Auch zwei Freistrahlanlagen wurden eingesetzt. Durch eine bessere Durchmischung des Wasserkörpers sollten damit die Algen niedergehalten werden. Zwar ging die Algenplage daraufhin zurück. Es wurde jedoch bezweifelt, dass dies auf den „Freistrahlerbetrieb“ zurückzuführen sei und man beschloss nach einigen Jahren, den Weiterbetrieb einzustellen…
Jetzt scheinen die entscheidenden städtischen Gremien in der Öffnung des Grodendamms die einzig verbliebene Option zu sehen. Abgesehen davon, dass die damit befassten Fachleute eine dadurch bewirkte Lösung des Blaualgenproblems nicht gewährleisten wollen:
Die Öffnung des Grodendamms sowie der dadurch erforderlich werdende Bau einer Brücke würde dem Steuerzahler ’zig Millionen kosten…
Doch vielleicht gibt es eine erfolgversprechendere und zudem wesentlich kostengünstigere Lösung:
Wir haben einen Hinweis von Bekannten aus NRW von der Behandlung dortiger blaualgenbelasteter Gewässer mittels Ultraschall bekommen. Diese Methode wurde u.a. in Münster und Xanten (NRW) erfolgreich angewendet:
Im Juni 2012 wurde am Ufer des Hiltruper Sees in Münster der erste Ultraschallsender zur Bekämpfung der seit 2007 dort auftretenden Blaualgen installiert. Ein zweiter Schallkopf folgte im September. „Der Erfolg stellte sich schnell ein“ erklärte Lutz Hirschmann von der städtischen Umweltbehörde im Amt für Grünflächen und Umweltschutz in Münster. Auch 2013 brachten die Messungen gute Ergebnisse. „Obwohl der warme und trockene Sommer algenfreundliche Verhältnisse bot, verhinderten die Schallwellen eine Massenausbreitung.“ (Stadt Münster, 27.11.2013). Und: „Es funktioniert“, zieht Herr Hirschmann zufrieden Bilanz (WN, 03.07.2015).
Seit letztem Jahr sollen die Unterwasser-Sender auch für bessere Wasserqualität in den Xantener Seen sorgen. „Genauere Erkenntnisse soll ein wissenschaftliches Projekt des Büros Wassmann liefern. Es wird vom Bundesministerium für Forschung und Bildung (BMFB) unterstützt.“ Weiter heißt es dort, dass für die wissenschaftlichen Begleit-Untersuchungen jährlich 30.000 € aufzubringen seien. Die Sender selbst seien nicht so teuer, auch der Stromverbrauch der Geräte sei minimal. (RP Online, 15.07.14).
Auf Grund der o.a. Presseberichte haben wir sowohl mit Herrn Hirschmann als auch mit Herrn Wassmann gesprochen. Sie haben die Erfolgsmeldungen in der Presse bestätigt. Herr Hirschmann erzählte, dass man die Ultraschallgeräte im Oktober 2014 vorübergehend abgeschaltet habe. Im darauf folgenden Winter seien die die Werte der Cyanobakterien überraschend stark angestiegen!
Herr Wassmann erklärte, dass die vom BMFB unterstützte Begleitforschung – insbesondere zwecks Ausschaltung unerwünschter Nebenwirkungen – fortbestehe. Solange noch Forschungsbedarf bestehe, wolle er sein Projekt nicht an die große Glocke hängen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse würden zur Feinjustierung der Schallköpfe genutzt. Inzwischen habe man eine neue Schallkopfgeneration entwickelt.
Wir haben ihm abschließend erklärt, dass wir die Stadt Wilhelmshaven und die hiesige Öffentlichkeit auf sein Projekt hinweisen würden. Außerdem haben wir ihm den Manzenrieder Bericht „Banter See – Ergebnisse der Messprogramme 2011-2014“ samt Anlagenband zugestellt, damit er sich schon mal ein Bild über den Banter See machen kann.
Wir haben zudem mit Herrn Gade aus dem Referat 24 Oberflächen und Küstengewässer, Meeresschutz im Nds. Min. für Umwelt, Energie und Klimaschutz gesprochen: Dieser erklärte dazu u.a. folgendes:
– Das „Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz“ (MU) führt zurzeit ein Ultraschall-Projekt im Landkreis Gifhorn durch.
– Die Ultraschallgeräte werden zurzeit in zwei Seen im Kreis Gifhorn erfolgreich eingesetzt. Sie haben in diesem Jahr ihre Wirkung als Soforthilfe gegen die Blaualgen unter Beweis gestellt. Man müsse allerdings davon ausgehen, dass eine erfolgreiche Unterdrückung dieser Bakterien nur bei unbefristetem Dauerbetrieb funktioniere solange keine anderen Erfahrungen vorlägen.
– Das MU würde auch einen Einsatz von Ultraschallgeräten im Banter See fachlich befürworten.
– Für die Aussetzung und den Betrieb der Geräte müsste man 50.000 € in die Hand nehmen.
In der Hoffnung, dass man sich an zuständiger Stelle mit dieser Methode befasst und in Erwartung einer Antwort über die Ergebnisse verbleiben wir
mit freundlichen Grüßen
…………………… ………………….
J. Martin
M. Carlsdotter
Weiterführende Informationen gibt es unter folgenden links:
http://algae-control-research.com/
http://www.buero-wassmann.de (der federführende Ingenieur des Projekts)
http://www.unerhoert.de
http://www.cya-no.com
Anlagen:
1. Kopie „Ultraschall tötet Blaualgen im Hiltruper See“ aus Presse-Info der Stadt Münster vom 27.11.13
http://www.muenster.de/…/presseserv…/custom/news/show/868308
2. Kopie „Xanten – Ultraschall verhindert Blaualgenvermehrung“ aus Rheinische Post vom 15.07.14
http://www.rp-online.de/…/ultraschall-verhindert-blaualgen-…
3. Kopie „Gewässerökologie ‚Es funktioniert’“ aus Westfälische Nachrichten vom 27.05.15
http://www.wn.de/…/1989568-Gewaesseroekologie-Es-funktionie…
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