Es stinkt zum Himmel...
Am Krankenbett des Banter Sees: Welche Therapie hilft?
(buw/uw) In den letzten Wochen geisterte ein recht anrüchiges Thema durch die Gemüter vieler Zeitgenossen, dessen Bukett mit Abwasser, Jauche, Vogelkot, menschlicher Notdurft und Gülle in Verbindung gebracht wird: Gemeint ist der Banter See bzw. die Ursachen für dessen katastrophalen Zustand.
Seit Jahren wiederholt es sich im Sommer: Zuviele Nährstoffe wie Phosphate und Nitrate bewirken ein rasches Algenwachstum, wodurch das Baden im Banter See zeitweise nicht gerade zum Genuß wird. Davon erholte sich der See aber regelmäßig im Laufe des Herbstes. Anders im letzten Jahr: Der sonst winterlich klare See war nur noch eine bräunliche, undurchsichtige Brühe. Ein süßlich, faulender Geruch quälte die Riechwerkzeuge der vielen Freizeitnutzer. Die Mär vom umgekippten See machte die Runde. Schnell wurden auch die Schuldigen benannt: Nicht an die Kanalisation angeschlossene Freizeitgärten und Wassersportvereine, vergeblich nach einer Toilette suchende Spaziergänger und Badegäste, der mit Sachverstand und Gülle ausgerüstete Deichband, ja sogar die Schwäne wurden auf die Anklagebank gezerrt.
Nicht weniger schnell war man mit einer ganzen Reihe von Patentlösungen wie Belüftung des Sees, Verlegung von Rohren durch den Grodendamm oder dem Einsetzen planktonfressender Fische zur Hand. Was aber ist von diesen hoffnungsvoll ins Gespräch gebrachten Allheilmitteln zu halten?
Faszinierend die Vorstellung, mittels von durch den Grodendamm verlegten Rohren schmutziges Banter See-Wasser in den Hafen abzuleiten. Das funktioniert allerdings nur dann, wenn der Wasserstand im Hafenbecken entsprechend niedriger ist. Starke Regenfälle und nachdrückendes Grundwasser sollen dann den Banter See „erfrischen“. Nur: Durch diese Methode wird in erster Linie das normalerweise „frischere“ Oberflächenwasser des Banter Sees in den Hafen
fließen. Da sich aber das besonders nährstoffreiche Wasser in größeren Wassertiefen befindet, kann nur wenig Dreck den See verlassen.
Die bekannten häuslichen Badewannenverhältnisse – Stöpsel raus und weg ist der Dreck – lassen sich nicht durch die diskutierten „kommunizierenden Röhren“ auf den Banter See übertragen. Hinzu kommt, daß die Verlegung der Rohre durch den Grodendamm (der bekanntlich aus gesprengten Bunkern und ähnlichem Material besteht) einen tiefen Griff ins Steuersäckel erfordert – ein Griff, der vielleicht die Finanzierung wirksamerer Maßnahmen unmöglich macht.
Als weitere Genesungskur wird die Belüftung des Sees (also eine verstärkte Sauerstoffzufuhr) vorgeschlagen. Abgesehen davon, daß der Banter See im allgemeinen nicht unter Sauerstoffmangel, sondern an einer Überlastung mit Nährstoffen leidet, würde diese Maßnahme an den Auswirkungen, wie z.B. dem starken Algenwachstum, nichts ändern. Die Mischwirkung der Luftblasen kann sogar dazu führen, daß das Wachstum der Algen durch Zuführung weiterer Nährstoffe auf dem tiefen Wasser angeheizt wird.
Die Bekämpfung der Planktonalgen mittels planktonfressender Fische, insbesondere der Stint war hier im Gespräch, kann getrost ins Reich der Fabeln verbannt werden. Obwohl dieser Fisch nach Gurken riecht, rührt er keine pflanzliche Nahrung an. Er hält sich an planktische Krebschen. Damit reduziert er aber gerade die Organismen, die sich von Algen nähren und es wird genau der nicht gewollte Effekt erreicht: Die Algen wachsen weiter.
Was bleibt ist die Frage: „Was kann getan werden, um den Banter See als Freizeitgebiet zu erhalten?“ Solange die vielquellige Nährstoffzufuhr nicht unterbunden wird, wird nur an den Symptomen einer Krankheit, die verfaulende Seen als Opfer hinterläßt, herumkuriert.
Ein Großteil der für den Zustand des Banter Sees verantwortlichen Quellen ist bekannt. Hier gilt es Rohre und Überläufe dichtzumachen.
Künstliche Uferbefestigungen haben die für die Selbstreinigung des See wichtigen Schilfbereiche entwässert und zum jetzigen Zustand des Sees mit beigetragen.
Es geht jetzt in erster Linie darum, die bekannten und die vermuteten Quellen der Nährstoffeinträge zu erfassen und Maßnahmen zu deren völliger Reduzierung in Angriff zu nehmen.
Benötigt werden aber auch vergleichbare Daten über den chemischen und biologischen Zustand des Sees, denn nur dann kann sicher davon ausgegangen werden, daß nicht Wege beschritten werden, die nur der Profilierung Einzelner dienen.
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