Ausbildung Golo
Mrz 282001
 

GOLO, GOLO Plus und GOLO Schluss

Mal wieder ein Abgesang auf eine gute Sache

(noa) Das Projekt GOLO des Allgemeinen Wirtschaftsverbandes Wilhelmshaven/Friesland e.V. leistet seit Anfang 1995 gute Arbeit. Leider wird es jedoch wahrscheinlich nur noch ein halbes Jahr bestehen und weiterarbeiten können.

Die Gestaltungsorientierte Berufsausbildung im Lernortverbund (=GOLO) war ein Modellversuch, der bis Ende Januar 1999 lief. Die Zielsetzung bestand darin, zusätzliche Ausbildungsstellen im gewerblich-technischen Bereich zu schaffen. Viele Betriebe können oder wollen nicht ausbilden, sei es, weil sie klein sind und sich den Aufwand nicht leisten können, sei es, weil sie hochspezialisiert sind und deshalb nicht alle von der Ausbildungsverordnung vorgeschriebenen Ausbildungsinhalte vermitteln können. Im Verbund unterstützen sich die Betriebe gegenseitig, indem sie den anderen Betrieben ihre Stärken zur Verfügung stellen, d.h. der/die Azubi geht für die nicht im eigenen Betrieb zu vermittelnden Ausbildungsinhalte zu den Betrieben, die dieses leisten können. Dies geschieht kostenneutral.
GOLOSo haben auch solche Betriebe, die normalerweise nicht ausbilden würden, doch die Möglichkeit, ihren Beitrag zur Zukunft ihrer Zunft zu leisten. Ein ganz wichtiger Partner dieser Verbünde sind die Berufsschulen, die ebenfalls ihre Stärken in den Verbund einbringen.
Zur Zeit des Modellversuchs wurden nur die Berufe in der Metall- und Elektroindustrie erfasst. Nach dem Ende des Modells GOLO wird das Projekt unter dem Namen GOLO Plus weitergeführt. Seither sind alle Berufe – auch im Handwerksbereich – erfasst. Inhaltlich besteht das Plus also aus der Erweiterung um den kaufmännischen und den handwerklichen Bereich. Personell ist Plus die Diplom-Pädagogin Cornelia Moser-Gassen, die zusätzlich zum schon von Beginn an im Projekt tätigen Elektrokonstrukteur Meinhardt Linnemann eingestellt wurde. Bis Januar 1999 wurde GOLO finanziert vom Bundesinstitut für Berufsbildung in Berlin. GOLO Plus wird aus dem Sofortprogramm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit finanziert. Dieses Geld wird vom örtlichen Arbeitsamt zugewiesen. Und da statistisch der Lehrstellenmarkt in Wilhelmshaven/Friesland ausgeglichen ist (betrachtet man nur die Zahlen und nicht die Berufswünsche, dann stehen gleich viele Ausbildungsplätze wie Ausbildungswillige auf dem Papier), hat unser Arbeitsamt das Ende der Finanzierung aus den Mitteln des Sofortprogramms für August 2001 angekündigt.
So lange aber werden Frau Moser-Gassen und Herr Linnemann noch weiterhin Betriebe aufsuchen und Lehrstellen akquirieren. Sie gehen vorzugsweise in Betriebe, die noch nicht ausbilden oder schon lange nicht mehr ausgebildet haben und bringen ihnen die Idee des Azubi-Sharing nahe. Das ist nicht immer eine einfache Aufgabe; so mancher Unternehmer freundet sich erst nach mehrmaligen Gesprächen mit dem Gedanken an, einen Ausbildungsplatz zu schaffen. Damit nach einer erfolgreichen Ausbildung eines Lehrlings in einem Verbund nicht gleich wieder Schluss ist, halten die beiden weiter Kontakt zu den Verbünden, organisieren Treffen der Mitglieder eines Verbundes, bemühen sich so darum, dass auch danach wieder ein Ausbildungsplatz angeboten wird. Neu gegründete Betriebe wissen u.U. nicht, wie man es überhaupt anfängt, brauchen Beratung und auch ganz praktische Hilfe z.B. bei der Beantragung von Zuschüssen. Mit den Kontakten zu den Schulen kann GOLO Plus auch oft behilflich sein bei der Vermittlung von PraktikantInnen, so dass die ausbildungswilligen Betriebe erst einmal testen können, ob es wirklich passt. Bei solchen Problemen kommt den beiden GOLO-Leuten zugute, dass sie weder zum Arbeitsamt noch zur IHK gehören und insofern unabhängig sind.
Der Schwerpunkt, Lernortverbünde zu schaffen, spielt nicht mehr die gleiche große Rolle wie zu Beginn des Projekts. Das Arbeitsamt legt mehr Wert auf die Akquise von Ausbildungsstellen. Hier ist die Zusammenarbeit von GOLO Plus mit anderen Trägern oft von Vorteil. So kommt es vor, dass z.B. RAN bei GOLO nach einem Ausbildungsplatz fragt oder umgekehrt von einem Betrieb berichtet, der ausbilden will und noch Tipps benötigt, wie er es anfangen soll. Die Zahlen zeigen die Schwerpunktverlagerung seit GOLO Plus: Ging es vor 1999 ausschließlich um die Schaffung von Lernortverbünden, so besteht bei den insgesamt 127 Ausbildungsstellen, die seither geschaffen bzw. akquiriert wurden, lediglich bei 38 Verbundbedarf. Doch es fragt sich, wer nach GOLO Plus rumlaufen und Klinken putzen wird. 76 Ausbildungsplätze in Betrieben, die erstmalig oder nach längerer Pause wieder ausbilden, sind nicht vom Himmel gefallen, sondern recht mühsam herbeiverhandelt worden – eine Aufgabe, die das Arbeitsamt angesichts seiner Verschlankung wohl kaum wird übernehmen können.


Die Bilanz von GOLO Plus für die Zeit vom 8.2.1999 bis 28.2.2001 kann sich sehen lassen:


127 Ausbildungsplätze wurden geschaffen oder gefunden. 76 davon werden von Betrieben bereitgestellt, die erstmalig oder jetzt wieder ausbilden. 38 dieser Lehrstellen werden von Verbünden mehrerer Betriebe, die sich einen Auszubildenden teilen, angeboten.
Nach Branchen teilen sich die 127 Stellen wie folgt auf: 57 Plätze im kaufmännischen bzw. Verwaltungsbereich, 13 im Gastgewerbe, 35 im gewerblich-technischen Bereich und 22 im Handwerk. Insgesamt 39 Berufe sind vertreten.


Lehrstellenmarkt

Nicht alle Ausbildungsplätze, die im Jahr 2000 dem Arbeitsamt gemeldet wurden, konnten besetzt werden. Über 100 Lehrstellen speziell für die Berufe BäckerIn, FleischerIn und Koch/Köchin sind unbesetzt geblieben. Geht man davon aus, dass nicht alle Betriebe ihre Azubis über das Arbeitsamt suchen, erhöht sich die Zahl der nicht besetzten Ausbildungsstellen noch. Insofern ist rechnerisch kein Bedarf an Lehrstellen zu verzeichnen.


Sofortprogramm

Im Jahr 2000 standen für den Arbeitsamtsbezirk Wilhelmshaven/Friesland 5 Mio DM aus dem Sofortprogramm der Bundesregierung zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit zur Verfügung. Mit diesem Geld finanzierte das Arbeitsamt unterschiedlichste Maßnahmen, die das Ziel hatten, Jugendliche für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren. 29 junge Arbeitslose traten in einen Hauptschulabschlusskursus ein, 17 konnten in eine Beschäftigung mit einem Lohnkostenzuschuss vermittelt werden; 27 begannen eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Diese Qualifizierungs-ABM fanden an der Kopperhörner Mühle und am Wikinger-Schiff bei der Stadtjugendpflege statt, wo Restaurierungsarbeiten durchgeführt wurden, und in F’groden in Form von Grünflächenarbeiten.


 

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