Aus- und Übersiedler
Apr 091990
 

Genügend Wohnraum – keine Arbeit

(hh) Die Berufsaus- und Weiterbildung der Aus – und Übersiedlerin Wilhelmshaven stand im Mittelpunkt der Sitzung des Flüchtlingsrates Ende Januar.Dabei gab ein Vertreter des Arbeitsamtes einen Überblick über arbeitslose Aus- und Übersiedler. So waren Ende 1989 294 Personen arbeitslos gemeldet. Eine Steigerung dieser Quote um 10 % im Januar erklärt sich durch die Tatsache , daß Aussiedler, die 1989 einen Sprachkursbesuchten, wodurch sie aus der Arbeitslosenstatistik fielen, wieder in diese zurückkehrten.
Überhaupt befanden sich 1989 160 Erwachsene, ausschließlich Menschen aus Polen und der Sowjetunion, in zehnmonatigen Sprachkursen, die, vom Arbeitsamt finanziert und von der Volkshochschule organisiert, die Voraussetzung für einen Einstieg ins Berufsleben bieten sollen. Daß dieser Einstieg, zumindest in Wilhelmshaven, sehr schwer ist, zeigen die Zahlen von geglückten Vermittlungen. Ganze 14 Personen, so Herr Pries vom Arbeitsamt, konnten bisher vermittelt werden. Obwohl Frau Neumann vom Flüchtlingsamt noch von weiteren 20 Vermittlungen wußte, blieb das Bild mehr als traurig.
Sozialdezernent Milger stellte auf Nachfrage klar, warum Wilhelmshaven sich trotz der bekanntermaßen sehr schlechten Arbeitsmarktsituation zur Aufnahme dieser Menschen angeboten hatte. Demnach ist hier im Vergleich zu anderen Städten zumindest genügend Wohnraum vorhanden.
Die finanzielle Versorgung änderte sich ab dem 1.1.90. Vorher wurden alle entsprechend ihrer Berufsausbildung eingestuft und bekamen Arbeitslosengeld bzw. -hilfe. Die Neuregelung sieht ein sogenanntes einheitliches Eingliederungsgeld vor, das sich z wischen 1000 und etwa 1100 DM bewegt. Hinzu kommen ca. 30 DM pro Kind. Der Bezug dieses Geldes, das für ein Jahr gezahlt wird, ist an bestimmte Bedingungen geknüpft.
Schwierigkeiten gab es bei der Beschulung von 16 Jugendlichen, die bislang keinen Sprachkurs besuchen konnten, da die Voraussetzung, d.h. eine abgeschlossene Berufsausbildung, fehlte. Die Berufsschulen sahen sich wegen der mangelnden Deutschkenntnisse außerstande, sie zu unterrichten. Nachdem die Finanzierung durch den Niedersächsischen Garantiefonds mit etlichen Verzögerungen sichergestellt werden konnte, stand einem Sprachkurs nichts mehr im Wege. Dieser Kurs begann zusammen mit vier weiteren für Erwachsene am 19. Februar.
Ein weiteres Problem stellt der starke Ansturm der Kinder von Aus- und Übersiedlern auf die katholischen Grundschulen dar. Das Schulaufsichtsamt hat die entsprechend Schulen angewiesen, keine weiteren Kinder mehr aufzunehmen.

 

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