Manche Dinge erledigen sich selbst durch Zeitablauf. Die BAFöG-Erhöhung fiel dem Sparpaket zum Opfer, bevor ich darüber wettern musste, dass 13 Euro nicht einmal einen Inflationsausgleich darstellen. Heil überstanden hat das Sparpaket jedoch das Stipendium für „besonders begabte“ Studierende, so dass die gottgegebene Ordnung der Dinge (der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen) weiterhin gesichert ist.
Ansonsten hat sich in den letzten Monaten viel angesammelt für unser Schulgeplauder.
Niedersachsens Studierende sind bundesweit am wenigsten zufrieden mit der Verwendung ihrer Studiengebühren (WZ, 11.06.) Aber immerhin findet die Landesregierung die Studiengebühr „erfolgreich“ (14.07.) Dann ist ja gut.
McAllister, der Christian Wulff nach dessen Kür zum Bundespräsi als Landesvater abgelöst hat, hält am Turbo-Abi fest (WZ, 06.08.), was niemanden erstaunt.
Und immer noch schaut die Welt auf Deutschland, wo in weit größerem Ausmaß als anderswo der Bildungserfolg stark von der sozialen Herkunft abhängig ist (26.03.) und wo Kinder zugewanderter Menschen an den Schulen benachteiligt sind (19.06.)
Damit das so bleibt, soll das Land Niedersachsen nach dem Willen des Landesrechnungshofes „an Lehrerstellen sparen“ (27.05.), und Ende Juli schließt auch Möllring (Landesfinanzminister) die Bildung als Sparopfer nicht aus.
Gesagt, getan: Auch in diesem Jahr wurde der Neueinstellungstermin für Lehrkräfte vom 01.08. auf den 01.11. verlegt. An der Wilhelmshavener BBS Friedenstraße gab es deshalb zum Schuljahresbeginn in der gymnasialen Oberstufe einen etwas außergewöhnlichen Vorgang: Für die Klasse 13 (!) wurden aus drei Deutsch-Leistungskursen zwei entsprechend größere gemacht – man wird sehen, wie sich das auf die Abiturleistungen der betreffenden SchülerInnen auswirkt.
Ansonsten gibt es in Wilhelmshaven zum neuen Schuljahr jede Menge Jubel, Trubel, Heiterkeit. Als allerletzte Stadt in ganz Deutschland hat Wilhelmshaven endlich keine Agnes-Miegel-Schule mehr. Die Umbenennung der Realschule in F’Groden, über die wir schon in unserer Ausgabe 251 berichteten, wurde am 19. August gefeiert. Und wenn auch der neue Name nicht pünktlich zur Feierstunde an der Außenwand des Schulhauses stand, so stellte neben anderen RednerInnen auch OB Menzel, der zum 50. Schulgeburtstag die Flugblattverteiler, die draußen vor der Tür um einen neuen Namen baten, noch beschimpft hatte, bei dieser Gelegenheit den neuen Namen „Marion-Dönhoff-Schule“ als „Ehre und Verpflichtung“ heraus. Na gut.
Viel Geld wurde für die Renovierung von Schulen ausgegeben. SPD-Ratsherr Karlheinz Föhlinger zweifelt daran, dass das immer sinnvoll angelegtes Geld war. Er geht davon aus, dass nicht alle Schulgebäude, die jetzt mit viel Aufwand hergerichtet worden sind, auf längere Sicht notwendig sein werden.
Wenn man sich erinnert, dass die Oldeoogeschule nach einer teuren Renovierung zwei Jahre lang leer stand, kann man schon mit Föhlinger auf den Gedanken kommen, dass Wilhelmshaven gern mal Geld für nix ausgibt. Gottlob wird diese schöne alte Schule seit Schuljahrsbeginn wieder genutzt: Die aus Ansgari- und Elisabethschule zusammengesetzte katholische Grundschule ist dort eingezogen.
Auch die Wasserturmschule (Förderschule an der Werftstraße/Ecke Störtebekerstraße) wurde renoviert. Ein Jahr lang waren die Kinder in der ehemaligen Hauptschule Heppens (die ebenso marode ist, wie es das eigene Schulgebäude war) untergebracht. Nach den eben zu Ende gegangenen Sommerferien durften sie in ihre Schule zurückkehren und sind begeistert darüber, wie schön sie geworden ist.
Die Renovierung der Wasserturmschule wurde aus Mitteln des Konjunkturpakets II und aus Eigenmitteln der Schule (es gibt einen Förderverein, der eine stattliche Summe angesammelt hat) finanziert. Und diese Eigenmittel der Schule waren eventuell am Ende rausgeschmissenes Geld – wie auch die engagierte Eigenleistung der Lehrkräfte, die in den Ferien den Umzug durchführten, wahrscheinlich nicht lange ihnen und ihren SchülerInnen zugute kommen wird: Wenige Tage nach den Ferien erfuhren die Kinder und Eltern aus der Wilhelmshavener Zeitung, dass die Förderschule schon in vier Jahren einem „höheren Zweck“ weichen muss. Ein Grundschulzentrum soll 2014 in diesem Gebäude untergebracht werden – die FörderschülerInnen werden dann wahrscheinlich wieder nach Heppens müssen.
Am 17. September will die Wasserturmschule die Renovierung feiern. Einigen Eltern, Lehrkräften und SchülerInnen ist nun allerdings gar nicht mehr nach Feiern zumute. Sie wollen den Anlass zu einer Protestveranstaltung umfunktionieren. Darüber plaudern wir dann im nächsten Gegenwind.
Anette Nowak
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