Arbeitsloseninitiative
Mai 152007
 

Wasser in der Wüste

Die Monatsversammlung der Arbeitsloseninitiative Wilhelmshaven/Friesland im April musste ausfallen: Zum geplanten Zeitpunkt arbeitete die Polizei im gesamten Gewerkschaftshaus, nachdem in der Nacht davor Einbrecher sämtliche Innentüren demoliert und einige wertvolle Sachen mitgenommen hatten.


Logo ALIDr. Pietzka von der Volkshochschule hatte zum Glück auch am 8. Mai Zeit und konnte sein vorläufiges Resümee des Projektes arbeitsmarkt50.de eben vier Wochen später als geplant und fast genau ein Jahr nach seinem letzten Besuch bei der ALI vortragen.
Am 9. Mai 2006 hatte er das Projekt vorgestellt und leider keine allzu dankbaren ZuhörerInnen gefunden. Wir berichteten in unserer Ausgabe 218 darüber und vermuteten damals, Pietzka und sein Kollege mussten sich vorgekommen sein, als brächten sie einen Kasten Wasser in eine Wüstensiedlung, in der die Menschen am Verdursten waren. Heute steht arbeitmarkt50.de, im Oktober 2005 gestartet, ein knappes halbes Jahr vor seinem Abschluss, und Dr. Pietzka schätzt es als einen Erfolg ein. Einige Dutzend TeilnehmerInnen haben die zehn Teilprojekte durchlaufen, und es gab tatsächlich ein paar, die sich selbständig gemacht haben und es immer noch sind, einige, die einen versicherungspflichtigen Job am 1. Arbeitsmarkt gefunden haben (nämlich12 von 52 TeilnehmerInnen aus dem ESF-geförderten Unterprojekt „Schlüsselkompetenzen“ und drei von zwölf TeilnehmerInnen eines weiteren Kurses) und eine Dame aus dem Projekt „Betriebliche Demografie“, die in einem Betrieb, den sie beraten wollte, gleich vom Fleck weg anfangen konnte zu arbeiten.
Angesichts der großen Zahl von Langzeitarbeitslosen in Wilhelmshaven sind die Erfolge natürlich minimal. Und da die fleißigsten Besucher und Besucherinnen der ALI-Versammlungen zum größten Teil seit langer Zeit arbeitslos sind und viele vergebliche Versuche, aus Hartz IV raus und zurück ins Arbeitsleben zu kommen, hinter sich haben, waren sie wahrscheinlich nicht die idealen ZuhörerInnen für Dr. Pietzka. So erntete er Gelächter für seine Bemerkung über den Wirtschaftsaufschwung, von dem die älteren Langzeitarbeitslosen mehrheitlich nichts mitkriegen, und musste sich Zweifel an der Nachhaltigkeit des Projekts anhören. Erfreulicherweise blieb er (im Unterschied zu anderen Referenten, die auf ALI-Versammlungen hart angegangen wurden) höflich und gelassen. Auch die etwas spitze Bemerkung einer Teilnehmerin eines längst abgeschlossenen Lehrgangs im Rahmen des Projekts, sie warte noch auf ihre Teilnahmebescheinigung, brachte ihn nicht aus der Ruhe, sondern er dachte darüber nach, wie es zu diesem Versäumnis gekommen sein konnte, und versprach, dafür zu sorgen, dass alle aus diesem Kursus ihre Bescheinigungen binnen einer Woche bekommen werden. (noa)

Sorry, the comment form is closed at this time.

go Top