Arbeitsamt
Aug 011997
 

Keine Expo – keine Ausbildung

Erfahrungen mit dem Arbeitsamt: 3 Beispiele der Taten- und Erfolgslosigkeit

(ft) Das Arbeitsamt Wilhelmshaven gerät bei Betroffenen immer mehr in die Kritik, mehr zu verwalten, als sich um die Eingliederung der Arbeitslosen zu kümmern. Bei der EXPO 2000 wurde sich aber wohl ins Zeug gelegt. Vergebene Mühe. Keine Frage, daß die Beamten unter Druck stehen. Aber die fehlende Motivation und die teilweise beobachtete Inkompetenz wirft die Frage auf, wofür dieses aus der Arbeitslosenversicherung finanzierte Amt eigentlich da ist.

Arbeitsvermittlung

Bernd H. ist das erste Mal in seinem Berufsleben arbeitslos. Als er nach 3 Monaten zur offiziellen Meldung ins Amt muß, ist alles, was er vom Arbeitsberater hört: „Sehen Sie mal zu, daß sie selbst was finden, sonst schicken wir Sie auf den Bau. Das dürfen wir jetzt.“ Als Herr H. nach den Möglichkeiten in seinem Beruf fragt, wird er zum Computer-Terminal in den Eingangsbereich geschickt. Während des ganzen Gespräches hat der Berater nicht einmal von seinem Bildschirm hochgeschaut. Der Nächste bitte.
Bernd H. sieht in seinem Beruf keine Zukunft mehr und überlegt sich eine Alternative. Um aber sicher zu gehen, würde er gerne ein Praktikum machen. Er fragt im Arbeitsamt nach. Schließlich kann er so seine Berufschancen verbessern – Zeit genug hat er ja. Aber das Arbeitsamt verbietet ein Praktikum mit der Begründung, daß Herr H. dem Arbeitsmarkt dann nicht mehr zur Verfügung stehe. Doch auch die Zusage, bei einer Vermittlung sofort die Maßnahme zu beenden, bewirkt nichts. Ein Praktikum wird nur genehmigt, wenn es im erlernten Beruf stattfindet und wenn der Chef des Praktikums eine Arbeitsplatzgarantie gibt. So ist das Gesetz.
Also heißt es zu Hause sitzen bleiben. Als Bernd H. nach einem knappen Jahr einen Job findet, kommt er am ersten Arbeitstag nicht pünktlich. Er muß erst seine Papiere vom Arbeitsamt holen. Der Beamte hatte versäumt, sie rechtzeitig zu schicken.

Umschulungen

Viola T. macht eine Umschulung zur Kauffrau im Bereich Bürokommunikation. Die Umschulung läuft über das Arbeitsamt. Sie ist außerbetrieblich. Halbjährlich werden Klassen mit bis zu 24 Schülern gebildet. Am Beginn der Ausbildung wird vom Arbeitsamt der Klasse versprochen, daß noch eine Fremdsprachenausbildung für kaufmännisches Englisch angehängt werde, um die Berufschancen zu optimieren. Doch daraus wird nichts. Mit der Begründung, daß die EXPO 2000 ja nicht wie geplant nach Wilhelmshaven komme, wird der Sprachkurs ersatzlos gestrichen. Nachdem die SchülerInnen ausgelernte Kauffrauen und -männer sind, heißt es beim Arbeitsamt, daß sie mit diesem Beruf in Wilhelmshaven keine Chance hätten. Sie sollten sich bundesweit bewerben. Doch bundesweit könnten sie auch ohne EXPO mit dem Englisch etwas anfangen. Eine finanzielle Begründung für die Streichung gibt es laut Arbeitsamt aber nicht. Obwohl es in Wilhelmshaven keine Stellen gibt, schult das Arbeitsamt jedes Jahr ca. 50 Arbeitslose um. Alles für die EXPO? In der WZ wurde dieses Jahr das Foto der Abschlußklasse gedruckt. Die Hälfte der 22 Schüler habe eine Festanstellung, stand da zu lesen. Die Realität sieht anders aus. Lediglich 4 haben bis dato einen Job, zwei davon jedoch nur Halbtagsstellen. Doch die Statistik ist schön.
Als sich Frau T. nach der erfolgreichen Umschulung arbeitslos meldet, fragt sie der Arbeitsberater, ob das denn jetzt mit der Umschulung klappe. Als sie sagt, daß sie ja hier sei, weil sie fertig sei, erwidert der Beamte, daß er davon nichts wisse, weil es nicht im Computer stehe, und erkundigt sich noch einmal, wie es denn jetzt mit der Umschulung laufe.
Viola T. muß auch gleich zweimal kommen, denn die Sachbearbeiterin zerreißt vor- schnell ihre Anmeldung, da sie der Meinung ist, daß Frau T. noch keinen Anspruch auf Leistungen hat.
Auch Frau T. muß hinter ihren Papieren herlaufen und muß sich sogar eine Ersatzlohnsteuerkarte kaufen, da das Arbeitsamt ihre nicht mehr findet.

Bewerbungen

Der Service des Arbeitsamtes, Bewerbungsschreiben mit der Dienstpost zu verschicken, ist für Arbeitsplatzsuchende wirklich eine kostengünstige Idee. Auch Herr P. nimmt dieses Angebot an. Als er jedoch längere Zeit weder Ab- noch Zusagen von möglichen Arbeitgebern bekommt, fragt er beim Arbeitsamt nach. Dort liegen noch immer seine Bewerbungsschreiben. Das Arbeitsamt hat sie noch nicht abgeschickt. „Wir müssen erst mal sammeln, sonst lohnt sich das nicht“, heißt es in der Begründung.
Der Umbau des Arbeitsamtes ist sehr schön geworden, doch am Image der Mitarbeiter hat er wohl nichts geändert. Arbeitslosenverwaltung so gut es geht und soviel wir wollen, scheint das Motto zu sein.

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