Aquarium für Affen?
Nov 292001
 

Der Affe - ein typischer Nordsee-Taucher

Dem Seewasseraquarium droht kommerzielle Verbildung

Seit Jahr und Tag beklagen Bürger und Fachleute die traurig-beengte Unterbringung der Seehunde im Wilhelmshavener Seewasseraquarium am Südstrand. Endlich sollen die Seehunde nun, im Zuge der Erweiterung und Umgestaltung dieser Einrichtung, etwas mehr Bewegungsmöglichkeit bekommen, wenngleich immer noch wenig im Verhältnis zu den artgemäßen kilometerweiten Lebensräumen in der freien Natur. 

Doch Wilhelmshaven wäre wohl nicht Wilhelmshaven, zeugte dieser Fortschritt nicht zugleich wieder eine neue Missgeburt, die tierschützerische und naturkundlich-didaktische Wertsteigerung postwendend durch albern-platten Kommerz im Dienste zahlender Gaffer zu entwerten trachtet. Statt Nordseetiere in artgerechterer Umgebung zu präsentieren, will man hinfort in diesem Nordseeaquarium auch die am Südpol beheimateten Pinguine sowie Kaimane und Affen dort einsperren – so die Pläne der neuen Betreibergesellschaft, der Bullermeck GmbH. Nur mit derlei Show-Effekten lasse sich eine solche Einrichtung gewinnbringend vermarkten, meinen die Betreiber. Und da Markt und Rummel-Show heutzutage als Letzte Offenbarung gelten, scheinen weiterreichenden Argumenten nur geringe Chancen beschieden.
Gegen die Pläne der Bullermeck GmbH gab es schon Demonstrationen von Bürgern. Eine schriftliche Eingabe an die Bullermeck GmbH blieb ohne Antwort. Deshalb wandten sich die Einwender jetzt schriftlich an die Bezirksregierung Weser-Ems. Das Schreiben trägt folgenden Wortlaut:
,,In Ihre Zuständigkeit fällt die Genehmigung der Neugestaltung des Seewasseraquariums Wilhelmshaven durch die Bullermeck GmbH. Deswegen wenden wir uns an Sie. Wir, das sind Wilhelmshavener Bürgerinnen und Bürger und die Tierrechtsbewegung Schortens, haben nichts gegen ein gut konzipiertes Nordseeaquarium, wohl aber etwas gegen Pinguine, Kaimane, Affen und Haie darin. Diese Tiere haben mit der Nordsee doch gar nichts zu tun; sie werden in dieses neue Fun- und Erlebniszentrum eingesperrt, damit möglichst viele Besucher kommen.
Wir meinen, dass ein gut konzipiertes Nordsee-Aquarium, das sich auf Flora und Fauna der Nordsee beschränkt, ein Publikumsmagnet sein kann. Es gibt bereits gute Naturkundemuseen wie in Tondern oder am Schalsee, um nur zwei zu nennen, die sich über mangelndes Interesse des Publikums nicht beklagen, ganz im Gegenteil.
Wir haben inzwischen zwei Demonstrationen am Südstrand durchgeführt. Die überwiegende Mehrzahl der Strandbesucher zeigte sich sehr befremdet über die Bullermeck-Pläne. Da Entscheidungen in dieser Stadt niemals zurückgenommen werden auf Grund neuerworbener Einsicht, sondern durchgekämpft werden, bis es Sieger und Besiegte gibt, wenden wir uns jetzt an Sie. Bitte helfen Sie mit, dass es zu einer allseits akzeptierten Lösung für unser Aquarium kommt.“
Diesen Artikel entnahmen wir den Wilhelmshavener BUND-Blättern (Rundbrief für Mitglieder und Freunde des BUND) Ausgabe 2/2001.

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