Aquarium
Mai 141999
 

Matjes am Südstrand, Haie in Hooksiel

Aquarium-Großinvestor flieht ins Wangerland

(iz) Manchmal werden Märchen wahr: Die gute Fee schwebt herbei und spricht zum Glückspilz: “Du hast 3 Wünsche frei”. Oder zumindest einen. So geschehen im November 1998 in Wilhelmshaven, der Stadt der 1000 Wünsche. Leider hatte der zuständige Glückspilz gerade Mittagspause. Und leider, so steht zu befürchten, spricht sich das unter Feen herum.

Als vor ein paar Jahren die Expobeteiligung für Wilhelmshaven in greifbare Nähe rückte, drängte sich die Idee eines Großaquariums, als Ersatz für den veralteten Seehundknast und im Ensemble mit Wattenmeerhaus, Pottwal und Terramare, förmlich auf. Nun kam die gute Fee in Gestalt von Investor Dieter Janssen aus dem Wangerland, der mit schmackhaftem Backfisch in Harlesiel das nötige Kleingeld für ein solches Projekt erwirtschaftet hatte und in Wilhelmshaven investieren wollte. “Guten Morgen Sonntag” berichtete in der Ausgabe vom 4. April 1999 ausführlich über Janssens Pläne – die bei der Wilhelmshaven Projekt GmbH auf taube Ohren stießen.

Im Radio-Jade-Magazin “Politik und Wirtschaft” kommentierte Dieter Gerken lakonisch die “weitere verspielte Chance zur Expo”: Janssen hatte “an die Tür der Projekt GmbH geklopft”, um mit privaten Mitteln von nahezu 12 Mio. DM das “marode Aquarium” (4 Mio.) inklusive Strandhalle (8 Mio. DM) zu übernehmen, zu sanieren und “in angemessenen Rahmen eine Unterwasserwelt” mit angeschlossener Gastronomie zu präsentieren. Das jetzige Aquarium genügt weder Tierschutz- noch Sicherheitsbestimmungen und ist deshalb von der Schließung bedroht.

Kritisch äußerte sich Gerken auch zum Oceanis-Projekt, der künstlichen Unterwasserwelt, die in der ehemaligen Kammgarnspinnerei an der Weserstraße entstehen soll. Von 5 Mio. DM, die die Bezirksregierung zuschießt, gingen 1,2 Mio. an “Planer und Architekten” aus dem Dunstkreis der Projekt GmbH.

Was Janssens Angebot betraf, kam die Projekt GmbH jedoch “nicht in die Puschen”. Gerkens Eindruck von der Haltung der städtischen Tochter: “ ‘Wir bleiben lieber unter uns – private Investoren sind unerwünscht’ ”.

Wir haben hier in Sachen Investoren schon manchen Klops erlebt und dokumentiert, mochten aber nicht glauben, dass es sich so abgespielt hat, zumal die drohende Schließung des Robbenmuseums am Südstrand schnelles Handeln erfordert. Der Chef der Projekt GmbH, Rüdiger Kramp, gab uns Auskunft: Die Projekt GmbH sei nicht der richtige Ansprechpartner für das Projekt gewesen und hätte auch keinen konkreten Auftrag erhalten, aber die Anfrage an die Stadt und auch zur Expo-Gesellschaft nach Hannover weitergeleitet. Wir hätten uns nun durchbuddeln können bis zu dem Unglücksraben, der dieses einmalige Angebot zwischen Zeitwertkarte und Wurstsemmel verbummelt hat. Wenigstens das hätte aber, so meinen wir, die Projekt GmbH übernehmen bzw. verhindern sollen – wenn sie tatsächlich nicht selbst die nötigen Verhandlungskompetenzen besitzt, demjenigen bei der Stadt, der sie besitzt, gnadenlos auf die Füße treten, um ein Expo-Projekt an Land zu ziehen, das bundesweit einmalig ist und sich auch ohne Zuschüsse umsetzen ließe.

Bis Redaktionsschluss konnten wir den vielbeschäftigten Investor nicht erreichen, um die von GMS und Radio Jade vorgebrachte Kritik an den städtischen Verantwortlichen möglicherweise bestätigt oder auch relativiert zu bekommen. Wir bleiben aber dran, die Entwicklung der Attraktion in der Nachbargemeinde zu verfolgen – mit einem kleinen bisschen Hoffnung, dass auch Wilhelmshaven von dem Zugpferd profitieren wird.

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