Gedenkfeier zum 1. September
75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges und der Befreiung Europas vom Faschismus stellt der Antikriegstag am 01. September einen ganz besonderen Tag der Mahnung und des Erinnerns dar. Die Erinnerung an die zahllosen Toten und Holocaust-Opfer muss gerade in Zeiten einer erstarkenden Rechten weltweit wach gehalten werden. Deutschland ist hier in besonderer Verantwortung, so etwas nie wieder passieren zu lassen. „Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!“ lautet daher das Motto dieses Tages und ist eine wesentliche Forderung der Gewerkschaften.
Die aktuelle Weltlage verdeutlicht jedoch, dass Demokratie, Frieden und Freiheit keine Selbstverständlichkeit sind, sondern immer wieder entschlossen verteidigt werden müssen. Nationalismus und Militarismus, ein nuklearer Rüstungswettlauf und Krieg als Fluchtursache nehmen weltweit zu. Der DGB Stadtverband Wilhelmshaven ruft deshalb alle Bürgerinnen und Bürger zur Teilnahme an einer Gedenkveranstaltung mit Kranzniederlegung am 01.09.2020, um 18:30 Uhr am Wilhelm-Krökel-Platz (Werftstraße – Höhe Börsenstraße) auf.
Axel Opitz – DGB Vorsitzender des Stadtverbandes Wilhelmshaven wird die Gedenkveranstaltung um 18:30 Uhr eröffnen. Die diesjährige Rede zum Antikriegstag unter dem Motto „Nie wieder Krieg, nieder wieder Faschismus!“ hält Frank Moritz – Pastor Banter Kirche Wilhelmshaven. Als weitere Rednerin ergänzt Jana-Marie Klein, Vertreterin des Jugendparlamentes, die Perspektive junger Menschen auf die Frage nach Krieg und Frieden. Anschließend erfolgt die offizielle Übergabe der sog. „Roten Hände“ an Oberbürgermeister Carsten Feist durch Karl-Heinz Schaub, Kinderrechtsorganisation Plan, und Rahel Kordecki, Jugendtreff Haven 84. Die Roten Hände sind Ergebnis einer Aktion, die sich gegen den Missbrauch von Kindern als Soldaten einsetzt.
Während der gesamten Veranstaltung sind die aktuellen Auflagen zur Eindämmung der Corona-Pandemie einzuhalten. Zwischen den Teilnehmenden muss stets der Mindestabstand gewahrt und ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden.
Erklärung des Deutschen Gewerkschaftsbundes zum Antikriegstag: 1. September 2020
NIE WIEDER KRIEG! IN DIE ZUKUNFT INVESTIEREN STATT AUFRÜSTEN!
Für uns Gewerkschaften ist der Antikriegstag 2020 ein besonderer Tag der Mahnung und des Erinnerns. Das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Befreiung Europas und der Welt vom Faschismus jähren sich zum 75. Mal. Mit seinem Überfall auf Polen riss Nazi-Deutschland 1939 die Welt in den Abgrund eines bestialischen Krieges, der unermessliches Leid über die Menschen brachte und 60 Millionen Tote forderte.
75 Jahre nach Kriegsende liegt es an uns, die Erinnerung an diese zahllosen Toten wachzuhalten und der Millionen von Holocaust-Opfern zu gedenken, die von den Nazis ermordet wurden. Und wir müssen die Erinnerung daran wachhalten, dass Deutschland angesichts der Menschheitsverbrechen der Nazis besondere Verantwortung für den Frieden trägt. Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus! So lautet unumstößlich die Lehre, die wir Gewerkschaften aus der Geschichte gezogen haben – und für die wir uns heute wieder mit all unserer Kraft stark machen müssen.
Wir erleben derzeit den internationalen Abgesang auf eine Politik der Abrüstung, Entspannung und Zusammenarbeit und auf eine neue multilaterale Weltordnung, die wir nach dem Fall des Eisernen Vorhangs erhofft hatten. Stattdessen leben wir in einer Welt, die immer stärker aus den Fugen gerät. Nationalismus und Militarismus greifen wieder um sich und setzen eine neue Spirale der Aufrüstung in Gang. 75 Jahre nach dem Abwurf der Atombomben über Hiroshima und Nagasaki im August 1945 erreicht der nukleare Rüstungswettlauf ungeahnte Ausmaße. Alle neun Atommächte stecken Unsummen in die Modernisierung ihrer Nukleararsenale und Anfang des nächsten Jahres könnte mit dem russisch-amerikanischen „New Start“-Vertrag das letzte verbliebene Rüstungskontrollregime für Atomwaffen auslaufen. Auch deshalb ist es nicht hinnehmbar, dass die deutsche Bundesregierung sich weiterhin weigert, den UN-Vertrag über das Verbot von Atomwaffen zu unterzeichnen.
Welche Dimensionen das Wettrüsten inzwischen erreicht hat, zeigen die aktuellen Zahlen. Die globalen Rüstungsausgaben belaufen sich inzwischen auf 2 Billionen US-Dollar. Die deutsche Bundesregierung spielt dabei eine unrühmliche Vorreiterrolle. Deutschland ist nicht nur viertgrößter Rüstungsexporteur weltweit, sondern ist bei den Ländern mit den meisten Rüstungsausgaben auf den siebten Platz vorgerückt. Wenn die Bundesregierung die NATO-Zielvorgabe erfüllen würde, zwei Prozent des deutschen BIP für Verteidigung auszugeben, so könnte dies eine weitere Erhöhung des Wehretats um mehr als 20 Milliarden Euro bedeuten.
Die Corona-Krise führt drastisch vor Augen, wie verantwortungslos diese Geldverschwendung ist. Besonders deutlich zeigt sich dies im Globalen Süden. So sind etwa in vielen Ländern Lateinamerikas große Bevölkerungsteile schutzlos dem Virus ausgesetzt, weil es an einer flächendeckenden Gesundheitsversorgung fehlt und die dortige Zwei-Klassen-Medizin Angehörige der Ober- und Mittelschicht privilegiert. Gleichzeitig sind die Rüstungsausgaben in der Region in jüngster Zeit stark angestiegen – Geld, das für den dringend nötigen Ausbau der Gesundheits- und Sozialsysteme fehlt. Aber auch im Falle Deutschlands legt die Corona-Krise schonungslos offen, wie gravierend die Fehlverteilung öffentlicher Mittel ist. Im Bundeshaushalt 2020 waren ursprünglich 12 Prozent der Ausgaben für den Verteidigungsetat vorgesehen, während nur ein Drittel davon in das Gesundheitssystem fließen sollte.
Es ist höchste Zeit, das Ruder herumzureißen! Die Pandemie, der Klimawandel, die Digitalisierung – all diese gewaltigen Herausforderungen bedrohen den gesellschaftlichen Zusammenhalt und vergrößern die soziale Ungleichheit. Wir müssen gegensteuern! Dafür sind neben einem starken und solide finanzierten Sozialstaat immense öffentliche Investitionen nötig – in Gesundheit und Pflege, in unser Bildungssystem, in eine sozial-ökologische Gestaltung der Energie- und Verkehrswende, in die kommunale und digitale Infrastruktur und in den sozialen Wohnungsbau. Deshalb fordern wir die Bundesregierung auf, sich endgültig von der Zwei-Prozent-Vorgabe der NATO zu lösen und die für Rüstungsausgaben vorgesehenen Mittel in ein sozial gerechtes Deutschland und Europa mit nachhaltigen Zukunftsperspektiven zu investieren.
Um dieser Forderung politischen Nachdruck zu verleihen, ruft der DGB als Partner der Friedensinitiative „Abrüsten statt Aufrüsten“ (https://abruesten.jetzt) öffentlich dazu auf, sich am diesjährigen Antikriegstag mit zahlreichen Aktionen zu beteiligen.
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