Nazis immer frecher
(ub) Seit dem 5. März dieses Jahres existiert auch in Wilhelmshaven ein ANTIFA CAFE. Dem Beispiel der antifaschistischen Bewegung in Oldenburg und Bremen folgend, soll nun auch im Musikcafe „KlingKlang“ ein regelmäßiges Treffen Wilhelmshavener Antifaschisten stattfinden.
Eine ganze Reihe von Vorfällen aus jüngster Zeit unterstreichen die Notwendigkeit eines engeren Zusammenschlusses Wilhelmshavener Antifaschisten.
Besonders junge Antifaschisten waren in letzter Zeit immer wieder Zielscheibe von Überfällen rechtsradikaler Skinheads. Im Stadtnorden und hier insbesondere in F’groden und Voslapp treiben die neofaschistischen Glatzköpfe ihr Unwesen. Lehrer/innen der Nogatschule berichten, daß Skinheads ihre Mitschüler massiv einschüchtern.Zwar scheint bei vielen der zum Teil noch recht jungen Kahlköpfe ein ideologisch geschlossenes neofaschistisches Weltbild nur ansatzweise vorhanden zu sein, die Hemmschwelle der Gewaltanwendung bereitet ihnen jedoch anscheinend keine Probleme.
So wurde vor kurzem eine Gruppe Jugendlicher von 10 – 15 Skinheads vor der Wilhelmshavener Eishalle angegriffen. Als ein Jugendlicher daraufhin die Flucht ergriff, wurde er mit Leuchtspurmunition beschossen.
Besonders an den Wochenenden wurde verstärkt beobachtet, daß Skinheads aus dem Umland anreisen, um mit Wilhelmshavener Gesinnungskumpanen gemeinsam provokativ aufzutreten.
Altnazis mischen mit
Aber auch seit Jahren stadtbekannte Neonazis wie z. B. der NPD’ler Thorsten de Vries scheinen sich im Aufwind zu befinden.
So betrat de Vries vor kurzem das „Kling Klang“ mit der offensichtlichen Absicht, im Lokal befindliche antifaschistische Jugendliche zu provozieren. Als er nach diversen ausländerfeindlichen Pöbeleien vom Geschäftsführer vor die Tür gesetzt werden sollte, schoß er mit einer Gaspistole gezielt! Im späteren Verlauf des Abends, nachdem Polizei und Notarzt wieder abgezogen waren, erschien de Vries erneut, randalierte mit einem Barhocker und zerschlug eine Scheibe im Eingangsbereich. Auf seiner anschließenden Flucht schoß er erneut aus einem Gasrevolver.
Diese Vorfälle sowie diverse Hakenkreuzschmierereien am Büro der DKP und im Bahnhofsbereich zeigen, mit welch einer Dreistigkeit Neofaschisten in Wilhelmshaven zur Zeit auftreten können.
Auf Initiative des antifaschistischen Bündnisses fand am 03. März die Gründungsveranstaltung des ANTIFA CAFE’S im „Kling Klang“ statt.
Vor annähernd fünfzig – überwiegend jugendlichen – Besuchern erläuterte Mathias Röben, Mitglied im Bündnis der Wilhelmshavener Antifaschisten, zunächst Konzept und Ziele dieses in Zukunft regelmäßig an jedem 1. und 3. Montag stattfindenden Treffen.
In lockerer Atmosphäre soll das ANTIFA CAFE unter anderem Anlaufstelle sein für jene, die Informationen über die in letzter Zeit wieder verstärkt aktiver werdende Neonaziszene einbringen können. Informationen sammeln und austauschen ist zunächst einmal ein wichtiges Ziel dieses Treffens.
Darüber hinaus soll das ANTIFA CAFE den Besuchern die Möglichkeit bieten, gemeinsam den antifaschistischen Widerstand zu organisieren.
Die Landtagswahl in Niedersachsen steht vor der Tür, bis zur nächsten Bundestagswahl ist es nicht mehr weit. Die Erfahrungen während der letzten Europawahl im vergangenen Jahr haben gezeigt, daß in der Zeit des Wahlkampfes auch in Wilhelmshaven wieder mit einem massiven Auftreten neofaschistischer Parteien wie REP, DVU, NPD etc. gerechnet werden muß.
Das ANTIFA CAFE will den Widerstand gegen neofaschistische Propaganda koordinieren, Aktionen planen und durchführen. ANTIFA CAFE soll auch beinhalten, eine Verbindung von Kultur und Politik im antifaschistischen Wider stand herzustellen.
Am Eröffnungsabend spielte und sang der Wilhelmshavener Liedermacher ‚Lindsey‘ traditionelle und aktuelle Lieder aus der Antifa-Bewegung. Ein kurzes Referat über antifaschistische Jugendarbeit im 3. Reich stellte einen Bezug zum Widerstand in der deutschen Geschichte her.
In Zukunft sollen auf dem vierzehntägigen Treffen immer wieder auch Dichterlesungen. Filmvorführungen auf der „Kling-Klang“-eigenen Großbildleinwand, musikalische Darbietungen etc. stattfinden.
Diese Möglichkeit der Auseinandersetzung mit alten und neuen Formen des Faschismus ist in Städten wie Oldenburg und Bremen bereits zur festen Einrichtung geworden. Die ANTIFA CAFE’S werden besonders von Jugendlichen häufig frequentiert und sind oftmals Ausgangspunkt gemeinsamer Aktionen oder Demonstrationen.
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