Kuddelmuddel
(hk) Seit vielen Jahren brodelt es in dem hübschen Grünbereich An der Heete zwischen Neuengrodener Weg, Freiligrath- und Gökerstraße und dem Friedhof Friedenstraße ganz ordentlich. Die einen mögen ihre Nachbarn nicht, die anderen hadern mit der Stadtverwaltung, und alle sind eigentlich unzufrieden.
Auf den ersten Blick unterscheidet sich das Gelände nur unwesentlich von den vielen Kleingartenanlagen im Bereich der Stadt Wilhelmshaven – nur einige Häuser sind größer als die bei den Laubenpiepern. Auch die Grundstücksgrößen passen nicht ins Bild eines Kleingartenvereins. Dagegen, dass es sich um ein Kleingartengelände handeln könnte, spricht auch die Tatsache, dass die Grundstücke Eigentum der Nutzer sind, während Kleingärten nur verpachtet werden. Optisch entspricht das Gelände einem Freizeit- und Erholungsgebiet. Laut innerstädtischer Sprachregelung handelt es sich bei dem Gebiet um einen „innerstädtischen Außenbereich“.
Aber dann gibt es ja auch noch den Streit, ob es sich bei den Flächen zwischen den Grundstücken um eine Straße oder um einen Weg handelt – oder ob da gar nichts ist. Ein schon etwas betagteres Schreiben der Stadt Wilhelmshaven gibt dazu Auskunft. Da heißt es, dass eine Straße dann eine Straße sein kann, wenn sie ins Straßenbestandsverzeichnis aufgenommen wurde und niemand etwas dagegen hatte. Eigentümer der Straße bleiben die Eigentümer. Und eigentlich handelt es sich um einen Fußweg, der aber von Anliegern zur Erreichung ihrer Grundstücke mit Kraftfahrzeugen befahren werden darf. Und letztendlich heißt es in dem Schreiben, dass die Eigentümer sich untereinander einigen müssen, wie die Straße zu nutzen ist (Schreiben des Rechtsamtes vom April 2000).
Erst einmal müsste also geklärt werden, ob es sich bei den Gelände um Kleingärten oder um ein Freizeit- und Erholungsgebiet handelt. Und die Eigentümer, mit denen wir Kontakt hatten, haben in ihren Kaufverträgen stehen, dass es sich um ein Freizeit- und Erholungsgelände handelt.
Dafür, dass es sich bei dem Gelände um mehr als ein Kleingartengelände handelt, spricht auch die Tatsache, dass die Eigentümer aufgefordert wurden, von einem Planungsbüro einen Nutzungsplan erstellen zu lassen, in dem Wegbreite, Zufahrten und Nutzung beschrieben sind. Die Eigentümer kratzten also ihre Ersparnisse zusammen und beauftragen die Firma Thalen-Consults mit der entsprechenden Untersuchung. Nun liegt diese Untersuchung schon lange vor – nur wird der Plan nicht realisiert. Plötzlich weiß man im Rathaus nicht mehr, was da einmal vereinbart wurde – oder es fehlt der Stadt an nicht benötigtem Geld (so ein Anwohner) für die Öffnung der Ricarda-Huch-Straße ins Gebiet An der Heete. Die Summe für die Öffnung der Ricarda-Huch-Straße ist nämlich im Finanzierungsplan von Thalen-Consults enthalten.
Neue Nahrung bekam der Streit der Nachbarn durch die Baumaßnahme der Eigentümer eines Hauses an der Ricarda-Huch-Straße. Diese kauften sich ein an ihr Grundstück grenzendes Gelände dazu und verlegten den darüber verlaufenden Weg. Das hatte für sie den Vorteil, dass die Autos, die den Weg 1 (der jetzt verlegt wurde) befuhren, nun nicht mehr für eine ständige Staubschicht auf den Frühstücksbrötchen sorgten, wenn sie auf ihrer Terrasse frühstückten.
Jetzt war das Geschrei groß – freie Fahrt für freie Bürger! Da wurden alle Alten, Kranken und Schwangeren ins Feld geführt, denen durch die Verlegung des Weges nun jegliche ärztliche Versorgung unmöglich gemacht wurde. Ein Grundstücksbesitzer sah sich von der Energieversorgung seines Hauses abgeschnitten. Und die Wilhelmshavener Zeitung machte sich in ihrer Ausgabe vom 22. Mai 2007 zum Sprachrohr der Alten und Kranken. Durch die Verlegung des Weges könnten nun keine Kranken- und Feuerwehrwagen ins Gelände kommen, ein Öllieferant hätte, so die WZ, schriftlich erklärt, dass er diesen Umweg nicht benutzen kann. Auch weigern sich die Besatzungen der Krankenwagen, von der Gökerstraße aus in das Gebiet zu fahren.
Nun ist es so, dass es momentan zwei Zuwegungen für Kraftfahrzeuge ins Gebiet An der Heete gibt – einmal über den Parkplatz am Neuengrodener Weg und zum anderen von der Gökerstraße. Über beide Wege können Kraftfahrzeuge in das Gebiet gelangen – auch Krankenwagen. Ein Problem ist höchstens in der Undiszipliniertheit einiger Anwohner zu sehen, die ihre Hecken nicht so zurückschneiden, dass ein vernünftiges Durchkommen möglich ist, und die damit wohl gegen das bestehende Überwegungsrecht verstoßen. Und dem Öllieferanten sei angeraten, nicht mit dem Tanklastzug, mit dem er auch die Tankstellen beliefert, in das Gebiet zu fahren, denn ein normaler Tankwagen dürfte keine Probleme haben, die zu versorgenden Grundstücke zu erreichen – zumindest dann nicht, wenn man ein klein wenig guten Willen voraussetzt. Die von Thalen-Consults geforderte Öffnung der Ricarda-Huch-Straße würde die bestehenden Überwegungsprobleme auf ein Minimum reduzieren.
Dieses ganze Hickhack führt letztendlich dazu, dass bei den Bewohnern des Gebietes schon die ersten Verschwörungstheorien kursieren – so zum Beispiel die, dass man alle Eigentümer vergraulen will, um für den erwarteten Bauboom (?) im Zusammenhang mit dem JadeWeserPort ein stadtnahes Baugelände für Einfamilienhäuser erschließen zu können.
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